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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 1.1892-1893

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Nr. 3 (10. März 1893)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8929#0052
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— 95 —

Limesblatt.

— 96 —

für mich gelten lassen; denn den Platz
selbst als Lagerstelle beschrieb mir der
ortskundige Herr Pfarrer Sperl in Auf-
kirchen, und diesem wiederum war die
Stelle schon 1891 durch Herrn Gymnasial-
direktor Professor Ohlenschlager in Speier
mit aller Bestimmtheit bezeichnet worden.
Zugleich möchte ich meine Aeusserung
im Limesblatt Nr. 2, S. 56, und auch eine
frühere Notiz in der „Fränkischen Zeitung",
dass jenes Kastell von mir aufgefunden
worden sei, um Missverständnissen vorzu-
beugen, näher dahin erläutern, dass damit
nur gesagt sein soll, dass von mir dieses
Kastell zuerst durch Grabungen nach-
gewiesen, resp. durch Grabungen auf-
gefunden wurde. Wilhelm Kohl.
34. Pfünz bei Eichstädt. (Fortsetzung zu
Nr. 24).

15 m weiter südlich liegt ein Häuschen
von etwa 25 Quadratmeter Grundfläche,
von dem nur die Grundmauern noch er-
halten sind; noch 50 m weiter ein zweites
gleicher Grösse, mit dem Eingang von
Osten, von der Strasse her; daneben ein
Keller, 2,80 m breit, 6,80 lang, 1,70 tief,
mit einem Eingang, der keine Stufen, nur
eine Kampe zeigte. Wie überall, lag auch
hier eine Menge Topfscherben und allerlei
Eisenwerk, von Bedeutung ist nur ein
Bruchstück eines eisernen Helmes, die
Zwinge einer Schwertscheide, deren Ver-
zierungen leider zur Hälfte herausgebrochen
sind und eine reizende Fibel aus Bronze.
Sie stellt ein Seepferd vor, 5 cm lang,
3,4 hoch, mit dem Vorderkörper eines
Pferdes und dem Hinterleib eines Fisches.
Kopf, Hals mit Mähne und Vorderfüsse
sind modelliert, Körper und Schwanzflossen
flach und mit farbigem Email ausgelegt.
—■ Wieder 50 m südlich davon stiess man
auf eine Kellertreppe, welche leider nicht
weiter verfolgt werden konnte, da der
Keller selbst unter dem zur Zeit unzugäng-
lichen Felde liegt. Etwa 10 m davon gegen
Westen, mithin weiter abseits der Strasse,
liegt eine kellerartige Vertiefung, 2,80 m

lang, 1,80 weit, 1,30 tief, und in der Nähe
dabei eine Cistcrne, 1,75 tief, von 1,65
Durchmesser. Das zugehörige Haus, das
wohl sicher nicht weit davon stand, ist
noch nicht ausgegraben.

Der Pflug, der wohl schon lange über
diese Stätten zieht, hat zwar vieles zer-
stört, aber nach dem Ende der römischen
Herrschaft hat sich auf dieser Stelle keine
Ansiedelung mehr erhoben; so ist, was.
der Boden noch birgt, ungestört durch
spätere Bauten erhalten geblieben und es
wird nach Vollendung der Arbeiten ein
vollständiger Grundriss der römischen
Lagerstadt zu gewinnen sein.

Südlich derselben und östlich der öfter
genannten Strasse, kaum 60 m von den
letzten römischen Häusern jener Seite ent-
fernt, liegt der römische Begräbnisplatz.
Es wurden hier in diesem Sommer, so
lange vor beendigter Ernte in den Feldern
nicht zu graben war (die Begräbnisstätte
ist mit Wald bestanden) 85 Gräber ausge-
hoben. Die Art der Bestattung ist sehr
einfach. Die nach Verbrennung der Leiche
gesammelten Knochenreste auf den Boden
einer etwa 60 cm tiefen Grube gelegt,
darüber hie und da ein Teller oder eine
Schale, oft auch nur ein Bruchstück einer
solchen gedeckt, dann meistens noch etwas
Kohle und einige Gefässscherben, so stellen
sich die meisten Begräbnisse dar. Selten
sind die Totenreste in Urnen beigesetzt.
Von Beigaben findet sich noch hie und da
eine Lampe, ein Messer, ein Schlüssel, sehr
selten eine Münze, dagegen lagen in drei
Gräbern sehr wohl erhaltene silberne Hand-
spiegel. Die Gräber liegen nicht in Reihen,
sondern unrogelmässig bald näher beisam-
men, bald weiter von einander entfernt,
doch lassen sich Gruppen, die durch
grössere Zwischenräume von andern ge-
trennt sind, unterscheiden. Erst, wenn die
Aufdeckung weiter fortgeschritten ist, wird
sich die Art der Anlage bestimmter er-
kennen lassen. Winkelmann.

Verantwortlicher Iledaktour Prof. llottuer.
 
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