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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 3.1894-1895

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Nr. 14 (12. April 1895)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8931#0041
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LIMESBLATT.

Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.

Erscheint jährlich in 5—G Nrn. zum Preise von 3 Mark.

Nr. 14.

Druck und Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung in Trier.

Ausgegeben am 12. April

1895.

104. Langendiebach. [Zwischenkastell.] Vgl.
No. 64 S. 245 ff. Die am Schlüsse der
vorjährigen Herbstkampagne entdeckte
Militärstation bei Langendiebach wurde in
diesem Frühjahr weiter untersucht. Es
stellte sich dabei das überraschende Er-
gebnis heraus, dass an dieser Stelle —
nur Vji km von dem Rückinger Kastell
— nicht nur eine grössere Wachstation
zur Beherrschung des hier den Limes
kreuzenden prähistorischen Verkehrsweges,
sondern ein Zwischenkastell von 71,50 m
Länge und 56,50 m Breite lag, welches mit
seiner Längenachse senkrecht gegen den
von der Front 80 m entfernten Grenzwall
gerichtet war. Das im vorigen Jahre auf-
gedeckte 1 m breite und 10 m lange Guss-
mauerwerk gehörte der Ostfront an, der
an seinem südlichen Ende konstatierte
rechtwinkelige Maueransatz hatte eine
Wange der porta praetoria gebildet. Der
nördliche Teil ist von dem Vizinalwege
Langendiebach - Langenselbold so durch-
schnitten, dass dessen nördlicher Strassen-
graben fast genau der Kastellfront ent-
spricht, die in einem sehr spitzen Winkel
nach Osten von der Stritssenachse diver-
giert. Dieser Umstand ist fite die Er-
haltung nicht nur dieser Front, sondern
des ganzen Kastells verhängnisvoll ge-
wesen; seine Mauern sind, abgesehen von
dem zuerst gefundenen Stück, überall bis
auf die Fundamentsohle ausgebrochen, so
dass ihre Lage nur durch zahlreiche Quer-
schnitte durch den Wallgraben festgestellt
werden konnte. Das Kastell erstreckte
sich über die Strasse und das südlich an-
liegende Feld bis zur Abböschung nach
den Kinzigwiesen und von der Frontmauer
bis in den neuen Teil des Friedhofes
hinein. Es hatte zwei je 3 m breite Ein-

gänge in der Mitte der Angriffs- und der
Rückseite, die, nach den geringfügigen
Resten zu schliessen, nur durch recht-
winkelige Wangen, nicht durch Türme
flankiert waren. Im westlichen Eingang
(porta decumana) fanden sich Reste einer
dünnen Kiesschotterung. Hinter der Mauer-
flucht war die Breite einer Wallanschüttung
auf 5 m zu bestimmen, hinter welcher eine
3 m breite und 1 m tiefe Zone mit Knochen,
Kohlen und Scherben von Gebrauchsge-
fässen erkennen Hess, dass barackenartige
Wohnräume sich ohne trennenden Weg
unmittelbar an den Wall angelehnt hatten.
Die Ecken sind mit einem Radius von nur
5 m abgerundet. Sehr gering (je 4 m
Breite und 1,70 m Tiefe unter dem heu-
tigen Terrain) waren auch die Masse der
Doppelgräben. Von ihnen war an der
porta decumana nur der innere überdämmt,
während der äussere vermittelst eines höl-
zerneu Steges überbrückt gewesen sein
muss. Vor der porta praetoria war der
Boden schon bei der Zerstörung der Mauern
so sehr durchwühlt worden, dass sich nicht
mehr feststellen Hess, ob hier dieselbe Er-
scheinung vorgelegen habe. Im Inneren des
Kastells wurden keine Spuren massiver Ge-
bäude gefunden. Doch dürfte mindestens ein
solches vor oder hinter der porta decumana
vorbanden gewesen und bei der Anlegung
von Gräbern, bezw. schon früher bei der Ein-
ebnung der Trümmerstätte angetroffen, aber
ebenso wenig wie die Reste des Kastells be-
achtet sein. Denn neben der porta decu-
mana fanden sich einige Scherben von Dach-
ziegeln, darunter 3, welche an einander
passten und einen Stempel der leg. XXII
pr. p. f. enthielten. Auch sonst stimmten
die geringfügigen Einzelfunde mit den-
jenigen überein, die bei den benachbarten
 
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