Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 3.1894-1895

DOI Heft:
Nr. 14 (12. April 1895)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8931#0042
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 395 —

Limesblatt.

— 396 —

Limeskastellen gewöhnlich sind. Dafür,
dass das Kastell an einem von den Hö-
rnern vorgefundenen Hauptverkehrswege
vom Uiitermain ins Kinzigthal lag und
den Zweck hatte, diesen zu versperren
(vgl. Limesblatt Nr. 05 S. 249), wurden
neue Beweise in Gestalt von prähisto-
rischen Gefässscherben erbracht, die sich
im südlichen Wallgraben fanden. Spuren
der seiner Richtung folgenden mittelalter-
lichen „alten Strasse" wurden im Felde
nordlich der Apfelallee verfolgt und dabei
ein prähistorisches Grab noch 1 km ausser-
halb der ehemaligen römischen Grenze
gefunden. Die dadurch festgestellte Rich-
tung der „alten Strasse" stimmt mit der
der Längenachse des Kastells überein.
Dezbr. 1894. Wolf f.

Baden. 1) Äussere Linie. Im Ver-
laufe des J. 1894 wurde der Limes vom
Walde Roschle zwischen Os_texburken und
Bofsheim bis zum Ilönehaus bei Walldürn
(Ö'/j km) untersucht. Der Erdwall ist mit
Ausnahme zweier kurzer Strecken im Walde
bei Bofsheim und Rinschheim überall durch
den Ackerbau verschwunden, so dass sein
Zug nur durch Feststellung des Wallgra-
bens und der Absteinung bestimmt wer-
den konnte. Er geht schnurgerade über
Berg und Thal weg, obwohl das Gelände
von vielen Schluchten und Thalmulden
durchschnitten ist. Turmstellen wurden
10 aufgefunden. Die auf dem Plateau
nördlich von Osterburken beginnende, hinter
dem Erdwalle herziehende Mauer wurde
bis zum Lohlein bei Bofsheim verfolgt
(also etwa 3 km), sie reicht aber noch
weiter gegen Norden. Zwischen Löhlein
und Hof holz liegt wieder eine der öfters
beschriebenen Einbauten an einer Stelle,
wo eine von Ost nach West verlaufende
Klinge die Linie schneidet und einen be-
quemen Zugang in das rückliegende Rinsch-
bachthal bildet. Noch zu untersuchendes
Mauerwerk befindet sich etwa 600 m hinter
der Linie in der Nähe der Bofsheimer-
Götzinger Gemarkungsgrenze und auch
zwischen Götzingen und Rinschheim wurde
etwa 1000 m hinter der Linie (in dem
Gehracker) ein römisches Mauerviereck
von 27,50 :16,40 m gefunden (ohne Innen-
bauten und umgebenden Graben). In und

beim Zwischenkastell Rinschheim wurde
noch eine Anzahl Wohn- und Vorrats-
gruben ausgehoben, darunter eine 16 m
lange und 2—3 m breite, welche mit ver-
schiedenen Zwischenabteilungen versehen
war. Von den zahlreichen Klcinfunden
seien ausser einigen gut erhalteneu Ge-
fässen, Töpferstempeln und vielen eisernen
Geräten zwei Brenneisen mit den Buch-
staben A 3 und M (vgl. Zangemeister
Westd. Zeitschrift XI S. 300 f.), sowie
eine Terracotte mit der Inschrift des-
Fabrikanten SERVANDVS erwähnt. Be-
züglich der früher geschilderten, in ei-
nem Abstand von etwa 1 m hinter der
Umfassungsmauer eingegrabenen Balken-
reihe lässt sich an einer günstigen Stelle
deutlich erkennen, dass Balken an Balken
stand (D. 35: 17) und zwar so, dass die
glatte Seite der halbrunden (längs der
Mitte gespaltenen) Hölzer nach dem Kastell-
innern wies. Der Limes zwischen Rinschheim
und Ilönehaus zeigt die Eigentümlichkeit,
dass von der Höhe der Hälde ab bis zur
Grenze dieser Strecke und wahrscheinlich
noch weiter der Graben vor dem Erdwalle
fehlt, wohl des ungemein steinigen Bodens
halber. Das Versteinungsgräbchen, wel-
ches überall gefunden wurde, hat wechseln-
den Charakter, je nach der Bodenbeschaflen-
heit und Lage. Bemerkt sei nur, dass in
der Nähe von Gützingen in demselben und
zwar ganz oberflächlich deutlich erkennt-
liche, noch 80 cm lange und 30 cm breite
Bretterzum Vorschein kamen, die schwerlich
von einer Wandverkleidung herrühren. Der
Abstand der Versteinung (Mitte des Grüb-
chens) von der Ostflucht der Wachtürme
beträgt durchschnittlich 16,50 —18,65 m,
nur einmal 15,10 und 19,70 m, von der
Wallgrabemnitte 3,75—4,20 in, gewöhnlich
aber 3,95—4 M.

Bei Osterburken wurden noch einige
Gebäude- und Strasseuuntersuchungen vor-
genommen.

Ausserdem wurden, z. T. auf Kosten
des badischen Staates, 3 Grabhügel im
Fürstlein bei Osterburken, sowie 2 Grab-
hügel bei Götzingen geöffnet, von welchen
erstere der jüngeren Bronzezeit, letztere
der Früh-La Töne-Periode angehören.
2) Innere Linie (Neckar-Mümling-
 
Annotationen