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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 4.1896

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Nr. 18 (15. Mai 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8933#0018
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— 491

Limesblatt.

— 492

Gebäude den gesuchten, auch bei den
Kastellen der älteren Periode nicht fehlen-
den Badbau zu erkennen haben. Dafür
spricht: 1) die Lage unmittelbar hinter
der Kastellflanke und neben dem Prinzi-
palthore, 2) die Grösse und die erkenn-
baren Teile des Grundrisses, 3) das er-
wähnte kleine Badebassin, 4) die in den
tieferen Räumen aufgefundenen Beste von
Heizanlagen nebst den an der westlichen
und südlichen Langseite noch erkennbaren
Praefurnien, B) die Beschaffenheit der Fund-
stücke, insbesondere der Umstand, dass
die zahlreich gefundenen Ziegelfragmente
Stempel derselben Legionen und in den-
selben Typen trugen, die sich im Kastell
gefunden hatten (8., 14., 21., 22. Legion),
ausserdem aber noch zwei Fragmente eines
vertieften Stempels einer Coli. I (Aqui-
tanorum ?).

Auch hier weisen sowohl die Stempel
als einige Eigentümlichkeiten des Grund-
risses auf ergänzende Neubauten mit dem
Material der 22. Legion hin. Die trostlose
Zerstörung der Anlage war umsomehr zu
bedauern, weil an der Südostseite sich
ausser den bei den gleichartigen Gebäuden
typischen Bäumen deutliche Spuren einer
auf hölzernen Trägern ruhenden, nach
einem mit roherem und weniger starkem
Estrich belegten Hofe hin offenen Halle
fanden, wie dies in ähnlicher Weise bei
dem bekannten Einiuger Bade der Fall
ist. Es scheinen diese Einrichtungen für
die an sich nahe liegende Vermutung zu
sprechen, dass, ebenso wie die italischen
Thermen, auch diese einfacheren Anlagen
neben ihrem nächsten Zwecke auch den
hatten, der Garnison oder ihren Offizieren
als Vcreinigungs- und Yerguügungsräume
zu dienen.

Von den Einzelfunden sind ausser den
Ziegelstcmpeln besonders eine grössere
Anzahl von feineren (sigillataähnlichen)
Thongefässcu zu erwähnen, die auf gelb-
lichem oder mattweissem Grunde rote
Flecken von verschiedener Grösse und
Form zeigen. Sic haben sich auch im
Kastell und in geringerer Zahl in Ilofheim
neben frühzeitigen schwarzen und grauen
Gefässen gefunden, was für ihre chrono-
logische Bestimmung zu beachten sein

dürfte. Von den zahlreich, aber meist
fragmentarisch gefundenen Metallgegcn-
ständen verdient eine Bronzesichel er-
wähnt zu werden. In einem vertieften
Baume ausserhalb des Bades fanden sich
17 Lanzenspitzen mit Besten der durch
den Bost konservierten Holzschafte offen-
bar noch so zusammenliegend, wie sie
einst hier niedergelegt waren.

Frankfurt a. M. Wolf f.

Frankfurt a. M. [Strassenforschung], 128.
(vgl. Nr. 52, 69 und 100). Abgesehen von
den in unmittelbarer Nähe des Kastells
Okarben untersuchten Wegen wurde
eine die „Steinstrasse" 1 km südwestlich
vom ersteren schneidende starke Strasse
neu aufgefunden, die an Petterweil vor-
über nach Westen führt. Sie fällt von der
„Nadelniühle" an mit einer schon früher
nachgewiesenen mehr nordwestlich nach
der Saalburg verlaufenden Strasse zu-
sammen, von deren geradliniger Fort-
setzung nach dem Kastell Hückingen sich
neuerdings Spuren gefunden haben. An
ihrer Kreuzung mit der Steinstrasse wurde
in der Kichtung nach der Neumühle und
Petterweil eine bisher unbekannte Ansiede-
lung nachgewiesen'). Zu ihr, nicht zu
Okarben, gehören die bei der Feldberei-
nigung im Jahre 1888 und 1889 gefunde-
nen Gräber (vgl. Kotier, Westd. Korrbl.
VIII, Nr. 84) von welchen auch neuerdings
Beste aufgedeckt wurden. Die östliche
Verlängerung dieser Strasse über die „Stein-
strasse" und die heutige Frankfurt-Fried-
berger Chaussee würde jenseits des Marien-
hofes genau in die Richtung der Strasse
Marköbel - Heldenbergen - Marienhof ein-
laufen; doch ist es bisher nicht gelungen
ihren Körper im Niddathale bei Gross-
karben zu finden3).

1) Auch in Petterweil selbst lind westlich von
diesem Dorfe haben sich in diesem Frühjahre Resto
einer ausgedehnten Niederlassung gefunden, deren
römischer Ursprung durch eino von Herrn 11.
Wclcker im Auftrago des Streckenkommissars ge-
leitete Nachgrabung erwiesen wurde.

2) Dass Bio an dem Selzcrbrunnen vorUber
eino Niddafurt in der Niiho der Tegnlmüble er-
reichte, war von vornherein anzunehmen. In-
zwischen ist unmittelbar an dem genannten Sauer-
brunnen in diesem "Winter ein römisches Haus
gefunden und vom Streckenkommissar aufgedeckt
worden, über dessen kulturhistorisch interessante
 
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