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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 4.1896

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Nr. 20 (30. September 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8933#0044
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— 543 —

Limesblatt.

— 544 —

ganzen Büdlicheil Teil des Kappellenberges
umzog, aber da, wo er sich dem Steilab-
hange desselben anschloss, bis auf schwache
Reste verschwunden ist. Seinen schmälsten,
südlichen Teil, der die Rundschanze in
einem zwischen 6(1 und 10 m wechselnden
Abstände umschliesst, hatte ich, unab-
hängig von Thomas, im Jahre 1894 ent-
deckt, als das Auffinden des Erdkastells
mich auf die Vermutung brachte, dass die
llundschanze eine das erstere gegen feind-
liche Annalierungen durch die Lorsbacher
Schlucht sichernde Wachtstation gewesen
sein könne. Zu einer Nachgrabung fand
ich erst im Mai d. J. Zeit Bei der Be-
aufsichtigung der Arbeit wurde ich durch
Herrn Zorn (Hofheim), bei der Aufnahme
durch Herrn Ingenieur Wehner (Frank-
furt) unterstützt. Durch zwei kreuzweise
über die ganze Anlage gezogene Grüben
wurde zunächst festgestellt, dass die seich-
ten Vertiefungen wirklich zwei mit ihren
Sohlen 6 m von einander entfernten kon-
zentrischen Spitzgräben entsprachen. In-
nerhalb derselben aber fand sich noch ein
äusserlich nicht sichtbares Grübchen, dessen
abgerundete Sohle von der des inneren
Spitzgrabens S'/j m entfernt war. In dem
von ihm umschlossenen Baum von ca. 12 m
Durchmesser wurden in einer Tiefe von
40—50 cm unter Terrain viele Scherben
römischer Gefässe verschiedener Art, von
welchen sich einige Stücke auch in den
Spitzgräben und dem Grübchen gefunden
hatten, zu Tage gefordert. Besonders
zahlreich kamen dieselben in einem nahe
dem Schnittpunkte beider Versuchsgräben
aufgedeckten scheinbar kreisrunden Loche
(a) vor, welches sich senkrecht bis in eine
Tiefe von 1,65 m unter Terrain eistreckte
und bis auf seine Sohle durch Bröckchen
von Holzkohle die spätere Füllung von
den anstossenden Wänden des sehr feston
Kiesgeschiebes unterscheiden liess. Dass
die Vertiefung von einem hier eingesetzten
Ilolzpfosten herrührte, konnte nicht zweifel-
haft sein. Der ganze innere Raum wurde
nun, soweit es die Bepflanzung gestattete,
untersucht. Es fanden sich noch 5 Pfosten-
löcher, darunter zwei (i und f) von ge-
ringerer Tiefe (1,50), drei dagegen (v,
e, u), welche in dieser Hinsicht das zuerst

gefundene noch übertrafen, indem sie sich
bis zu 2,20 m unter das heutige Niveau
erstreckten. In allen fanden sich Holz-
kohlenstücke und römische Gefässscherben,
welche letztere, untermischt mit einigen
praehistorischen Scherben, auch überall
zerstreut in den oberen Schichten des
Bodens lagen. Die Pfostenlöcher Hessen
keine regelmässige Figur erkennen; nur
die tiefsten (a, v, e, u) bildeten ein dem
Quadrat sehr nahe kommendes Parallelo-
gramm von 3,50 m Seitenlänge. Die in
ihnen einst steckenden Pfosten dürften
ein Holzgerüste getragen haben, welches
nicht in der Mitte der ganzen Anlage,
sondern in deren südwestlichem Teile stand.
Nordwestlich von diesen Löchern fanden
sich mehrere Vertiefunzen (b, c. 1) von
ungleicher Forin und Grösse, deren Fül-
lung ebenfalls von Gefässscherben durch-
setzt war. Von ihnen war eine (b) be-
sonders interessant, konnte aber leider in
nordwestlicher Richtung wegen der hier
sich ausbreitenden Wurzeln einer grösse-
ren Eiche nicht bis zu ihrem Ende ver-
folgt werden. In ihr fanden sich bis zu
dem 1,70 m unter dem heutigen Niveau
liegenden Boden besonders zahlreiche Stücke
von Gehrauchsgefässen, die z. T. noch an
einander passten, von Amphoren, üeib-
scbalen, Krügen, Kochtöpfen, besonders
aber Scherben mehrerer Sigillatatassen und
eines grünlichen Glassgefässes. Kur in
dieser Vertiefung war endlich der Boden,
abgesehen von den auch sonst vorkommen-
den Holzkohlenstücken, auch von gebrann-
ten Lehmpatzen durchsetzt, von welchen
ein Stück, wenn auch verwischt, die Boh-
ren einer Holzverstakung erkennen liess.
Hier dürfte ein kleiner Barackenbau ge-
standen haben, dessen vertiefte Feuer-
stätte wir in dem ausgefüllten Loche zu
erkennen haben.

Von hervorragendem Interesse war aber
eine rechteckige Vertiefung (w) von 1.40 m
Tiefe und 1,30:0,85 m Seitenlänge, die
sich 2,50 m nördlich vom Mittelpunkte
fand. Ihre Wände waren vollkommen ge-
radlinig und senkrecht eingeschnitten, die
nördliche Schmalseite aber hatte unten
einen 30 cm breiten und hohen pritschen-
artigen Vorsprung. Diese Vertiefung war
 
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