Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lorent, Jakob August; Lorent, Jakob August [Hrsg.]
Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg (1,[Text]): Maulbronn, Bebenhausen, Hirschau, Alpirsbach und Herrenalb — Mannheim: Hogrefe, 1866

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43622#0161
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
145

Bayer», war von hoher edler Gestalt, hinreißender
Beredsamkeit, belesen in den alten Klassikern nnd in allen
damaligen Wissenschaften, besonders der Astronomie,
Mathematik, Musik und den theologischen Fächern sehr
bewandert. Streng gegen sich selbst, war der Abt durch
Entsagungen seinen Mönchen ein Beispiel, herablassend
und fast demüthig scheinend verfolgte er, frei von aller
Leidenschaft, dennoch mit Festigkeit seine Pläne, die Nichts
umstoßen konnte. Durch seinen Geist beherrschte er nicht
allein vollkommen seine Untergebenen, sondern auch Diejenigen,
welche das Schicksal über ihn gestellt zu haben schien. Die
Freundschaft mit dem Papste Gregor VII., welcher in dem
Hirschauer Abte die Stütze feines Thrones in Deutschland
erkannte, vermehrte Wilhelm's Ansehen; aber als eifriger
Anhänger desselben wurde er auch in die Streitigkeiten mit
dem deutschen Kaiser Heinrich IV. verwickelt, der, obwohl
im Anfänge seiner Regierung dem Kloster Hirschau sehr
günstig gestimmt, in der Folge dort den Hauptsitz der
Umtriebe gegen seine Herrschaft erblickte, und deshalb
seinen Getreuen Befehl gab, die Abtei zu zerstören.
Wernher, welcher durch Simonie das Bisthum Straßburg
erlangt hatte, zog auf diese Aufforderung an der Spitze
seiner, reiche Beute hoffenden Krieger gegen Hirschau aus;
doch unterwegs ereilte ihn ein plötzlicher Tod, worauf die
Seinigen, hierin eine Himmelsstrafe erkennend, nach allen
Seiten sich zerstreuten.
Abt Wilhelm war nicht nur Bücherfreund; sondern

10
 
Annotationen