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Lorent, Jakob August; Lorent, Jakob August [Editor]
Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg (1,[Text]): Maulbronn, Bebenhausen, Hirschau, Alpirsbach und Herrenalb — Mannheim: Hogrefe, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.43622#0165
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anfangen, Theile seiner Güter zu veräußern, und sah sich
bis zum Jahre 1315 mehrere Male in solcher Nothwendigkeit.
Die Abtei besaß aber trotzdem 1349 noch immer soviel,
daß sie dem Grafen von Württemberg 6900 Pfund Heller
leihen konnte, welch' letzterer dafür Stadt und Burg Calw
verpfändete, jedoch in kurzer Zeit wieder einlöste.
Die Päpste suchten dem Kloster durch häufige
Inkorporationen von Kirchen aufzuhelfen, allein die
Verarmung war nicht mehr aufzuhalten, und am Schluffe
des 14. Jahrhunderts mußte das früher so reiche Hirschau,
welches jährlich zu Fastnacht und am Gründonnerstage
bis 900 Menschen, und täglich 200 Arme gespeist hatte,
seine eigenen Mönche in fremde Klöster schicken, weil cs
dieselben nicht mehr ernähren konnte.
Der Zustand der Abtei besserte sich erst wieder unter
Abt Wolfram oder Wolf Maiser (1428—1460), welcher
die Klostcrzucht durch die, vom Stifte Mathiä bei Trier
ausgegangene, Bursfeldische Reformation des Benedictiner-
Ordens wieder herstellte; den Wohlstand konnte aber
Wvlfram nicht erhöhen; er hinterließ seinem Nachfolger das
Gotteshaus mit Schulden beladen. Abt Bernhard (1460 —
1482), von dem dankbaren Hirschau der zweite Stifter
genannt, tilgte 12,000 Gulden Schulden, befreite den
Convent, indem er dem Grafen Eberhard von Württemberg
1500 Gulden zahlte, von dessen Ansprüchen auf Verkösti-
gung, die sogenannte Gastung, Hundelege, Jäger- und
Falkneraz während seiner Jagden; ferner baute er eine
 
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