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40 Jahre“, das der Reformation die Axt an die Wur-
zel legte,1) das die Jesuiten im Herzen nie aufgegeben
hatten und nun durch die trügerische Prager Ueberein-
kunft doch noch durchzusetzen hofften. Dazu kam, dass
eine ganze Reihe protestantischer Fürsten und Adligen,
besonders in Süddeutschland von der allgemeinen Amnes-
tie ausgeschlossen waren, z. B. Kurpfalz, Würtemberg,
Baden-Durlach, ferner die Mitglieder des consilium for-
matum u. a. m. Die Betrachtung der teils gewaltthäti-
gen teils schleichenden, in jedem Falle aber erfolg-
reichen katholischen Propaganda nach und trotz des
westphälischen Friedens lässt von dem Prager Frieden
das Schlimmste für den evangelischen Glauben befürchten.
Zugleich aber bedeutete dieser Friede eine Stär-
kung der habsburgischen absoluten Macht, er hielt
den Verfall des haltlos gewordenen deutschen Reiches
wieder auf, gegenüber dem westphälischen Frie-
den, weicher die Souveränität der einzelnen Fürsten
garantierte und somit thatsächlich das Reich auf-
löste, wenn es auch noch formell D/2 Jahrhunderte
zusammenhielt. Nur unter solchen Bedingungen aber
konnte sich der preussische Adler, unter dessen Fit-
tichen Deutschland sich wieder einen sollte, frei erheben
und seinem rein deutschen Ziele folgen. Ob dies wirk-
lich geschehen sollte, ob Deutschland sich auf Grund
des westphälischen Friedens bei anfänglicher Ohnmacht
unter Preussens Führung in herrlicherer Einheit ver-
jüngen sollte, mit der Freiheit des religiösen Glaubens,
oder ob das heil, römische Reich mit seinen inneren

1I Ranke Wallenstein S. 111.
 
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