VI
den gegenwärtigen Standpunkt der archäologischen Wissenschaft streng
festzuhaiten. Es versteht sich von selbst, dass die Resultate dieser
ebenso schwierigen ais nothwendigen Bemühungen häufig Abweichungen
von bisher gangbaren Ansichten zeigen, soweit diese hinsichtlich der
Entstehungszeit der Kunstwerke von solchen Localforschern vertreten
werden, die von den Ergebnissen der Kunstgeschichte wenig Notiz
nehmen. Da jedoch überhaupt ein begründetes Urtheil in diesen Dingen
nur auf genaue eigene Besichtigung, oder vollständige und zuverlässige
Abbildungen, oder sorgfältige Untersuchungen gründlicher Forscher
gestützt werden kann, so muss ich bitten, die Datirungen solcher
Kunstwerke, hinsichtlich deren keines jener drei Erfordernisse vorhanden
war, mit Vorsicht aufzunehmen. Namentlich gilt dies für Bauwerke,
die nicht ausführlich beschrieben sind. Leider war es mir aus Mangel
an Raum nur selten möglich, di recte Beweise für die angenommenen
Daten beizubringen; doch wird der Sachkenner solche aus der Beschrei-
bung des betreffenden Kunstwerkes in der Regel entnehmen, oder doch
erkennen können, dass es an Gründen für dieselben nicht gemangelt
habe. Um aber auch den der Sache ferner Stehenden und den Anfänger,
wenn auch nur im Allgemeinen, hiervon zu überzeugen, scheint es
angemessen, von den Verhältnissen, welche bei der Beurtheilung und
Feststellung der Daten zu berücksichtigen sind, das Nothwendigste hier
zusammenzustellen.
Man kann, um über die Entstehung eines Kunstwerkes ins Reine
zu kommen, zwei Wege einschlagen. Auf dem einen sucht man die
auf das Werk bezüglichen Nachrichten, welche in Urkunden, an dem
Werke selbst angebrachten Inschriften, oder bei solchen Geschichts-
schreibern und Chronisten Vorkommen, die der Zeit und dem Raume
nach dem Werke möglichst nahe stehen, zu prüfen, zu sammeln und
zu verbinden. Nur selten gelingt es auf diesem Wege, eine vollständige
Entstehungsgeschichte des Denkmals zu gewinnen; häufig schweigen
sogar über bedeutende Monumente die geschriebenen Quellen gänzlich,
und selbst im besten Falle ist es unbedingt erforderlich, zu sehen, ob
das in angegebener Weise erlangte Ergebniss auch Angesichts des
Denkmales sich als stichhaltig bewährt.
Auf dem anderen Wege untersucht man das Kunstwerk nach Raum-
vertheilung und Kunstformen, sowie nach Material und Technik im
Ganzen und Einzelnen auf das Genaueste, wobei man Anhaltspunkte zur
Entscheidung der Frage erhält, ob das Denkmal ein Werk aus einem
Gusse, d. h. nach übereinstimmendem Plane ohne Unterbrechungen aus-
geführt sei, oder ob seine verschiedenen Theile verschiedenen Zeiten
die Entstehung verdanken. An der Hand der Kunstgeschichte, deren
den gegenwärtigen Standpunkt der archäologischen Wissenschaft streng
festzuhaiten. Es versteht sich von selbst, dass die Resultate dieser
ebenso schwierigen ais nothwendigen Bemühungen häufig Abweichungen
von bisher gangbaren Ansichten zeigen, soweit diese hinsichtlich der
Entstehungszeit der Kunstwerke von solchen Localforschern vertreten
werden, die von den Ergebnissen der Kunstgeschichte wenig Notiz
nehmen. Da jedoch überhaupt ein begründetes Urtheil in diesen Dingen
nur auf genaue eigene Besichtigung, oder vollständige und zuverlässige
Abbildungen, oder sorgfältige Untersuchungen gründlicher Forscher
gestützt werden kann, so muss ich bitten, die Datirungen solcher
Kunstwerke, hinsichtlich deren keines jener drei Erfordernisse vorhanden
war, mit Vorsicht aufzunehmen. Namentlich gilt dies für Bauwerke,
die nicht ausführlich beschrieben sind. Leider war es mir aus Mangel
an Raum nur selten möglich, di recte Beweise für die angenommenen
Daten beizubringen; doch wird der Sachkenner solche aus der Beschrei-
bung des betreffenden Kunstwerkes in der Regel entnehmen, oder doch
erkennen können, dass es an Gründen für dieselben nicht gemangelt
habe. Um aber auch den der Sache ferner Stehenden und den Anfänger,
wenn auch nur im Allgemeinen, hiervon zu überzeugen, scheint es
angemessen, von den Verhältnissen, welche bei der Beurtheilung und
Feststellung der Daten zu berücksichtigen sind, das Nothwendigste hier
zusammenzustellen.
Man kann, um über die Entstehung eines Kunstwerkes ins Reine
zu kommen, zwei Wege einschlagen. Auf dem einen sucht man die
auf das Werk bezüglichen Nachrichten, welche in Urkunden, an dem
Werke selbst angebrachten Inschriften, oder bei solchen Geschichts-
schreibern und Chronisten Vorkommen, die der Zeit und dem Raume
nach dem Werke möglichst nahe stehen, zu prüfen, zu sammeln und
zu verbinden. Nur selten gelingt es auf diesem Wege, eine vollständige
Entstehungsgeschichte des Denkmals zu gewinnen; häufig schweigen
sogar über bedeutende Monumente die geschriebenen Quellen gänzlich,
und selbst im besten Falle ist es unbedingt erforderlich, zu sehen, ob
das in angegebener Weise erlangte Ergebniss auch Angesichts des
Denkmales sich als stichhaltig bewährt.
Auf dem anderen Wege untersucht man das Kunstwerk nach Raum-
vertheilung und Kunstformen, sowie nach Material und Technik im
Ganzen und Einzelnen auf das Genaueste, wobei man Anhaltspunkte zur
Entscheidung der Frage erhält, ob das Denkmal ein Werk aus einem
Gusse, d. h. nach übereinstimmendem Plane ohne Unterbrechungen aus-
geführt sei, oder ob seine verschiedenen Theile verschiedenen Zeiten
die Entstehung verdanken. An der Hand der Kunstgeschichte, deren