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Kunstgeschichtliche Uehersicht.
Die hei romanischen Kirchen äusserst
seltene Halleuform wird in dier Peiiode
in Westfalen und Mecklenburg zur Regel,
kommt aber in einzelnen Beispielen auch
anderwärts vor. Ausgezeichnete Meister
dieser Zeit sind Yogelo und der Laie Wöl-
ber o.
Von den sehr zahlreichen kirchlichen
Werken des romanischen Uebergangs-
styls finden sich die vorzüglichsten in
Altenstadt bei Schongau, Bacharach, Bam-
berg (Dom),Billerbeck (S.Johann), Braun-
schweig (Thurmbau der Katharinenk.),
Freiberg (goldene Pforte am Dom), Geln-
hausen, Goslar (Marktk., Neuwerkerk.),
Halberstadt (Thurmbau des Doms), Hei-
sterbach, Kobern (Matthiaskp.Leiden
in Ungarn, Limburg a. d. Lahn (Dom),
Loccum, Lübeck (Nordportal des Domes),
Münster (Donn, Murrhart (Walderichs-
kp.), Naumburg (Dom ohne die Chöre),
Neuss (S. Quirin', Nürnberg (Schiff der
Sebaldsk.), Osnabrück iDom), Oude-
naerde (S. Maria von Pamela), Riddags-
hausen, S. Jak, Sinzig, Trient (Dom),
Vinec, Werden a. d. Ruhr, AViedenbrück
(Chor und Querschiff). Ferner Ziegel-
bauten in Cammin (Dom ohne das Schilf),
Ratzeburg, Roeskilde, Salzwedel (S. Lo-
renz).
Klostergebäude derselben Kunstrich-
tung stehen in Arnsburg, Eberbach, Köln
(ehemals bei S. Aposteln und S. Gereon),
Maulbronn, Ileiligenkreuz bei Meissen:
Kreuzgänge in Aschaffenburg, Laach, Ny-
fels, Rommersdorf; Rund- und Polygon-
kapellen in grosser Zahl in Oesterreich,
darunter die vorzüglichste in Tuln; „Dop-
pelkapellen" in Eger, Freiburg a. U.;
weltliche Bauten in Dortmund (Rathhaus),
in Köln und Trier (Wohnhäuser), in
Münzenberg, Rappoltsweiler, Reichenberg
und Yiandcn (Thcile oder Ruinen der
Schlösser).
Etwa gleichzeitig mit der so eben be-
zeichneten Klasse von Bauwerken ent-
standen in Deutschland andere, die in
ihren Einzelformen zwar den vorigen nahe
stehen, in ihrer Gesammtanlage dagegen
ein entschieden neues Constructionsprin-
cip aufweisen und daher den unmittel-
baren Uebergang zu den gothischen Wer-
ken bilden. Dieses neue Princip besteht
in der Concentrirung der Schubkräfte der
Gewölbe auf einzelne Punkte, welche
daher eine bedeutende Yerstärkung(durch
Strebepfeiler) erhalten, während die Ge-
wölbe auf Kreuzrippen gestützt und
schwächer als in den romanischen Bau-
ten ausgeführt werden. Auch hier blie-
ben die Doppeljoche noch neben den ein-
fachen üblich, doch gab man dann den
Zwischenpfeilern gern eine nähere Bezie-
hung zu den Gewölben des Mittelschiffes,
indem man den Kreuzrippen noch zwei
weitere über den Zwischenpfeilern auf-
setzende Rippen hinzufügte und dadurch
sechskappige oder -theilige Kreuzgewölbe
erhielt. Den jetzt vorherrschenden Kelch-
kapitälern gab man meist zwei Reihen
kräftiger knospenartiger Blätter.
Den gothischen Ueber gangs-
styl, wie wir ihn nennen werden, zeigen
namentlich die Schiffe des Münsters zu
Bonn, der Cisterzienserkirche zu Ebrach
und Walkenried, der Gereonskirche zu
Köln, der Michaelsk. zu Wien, die Dome
zu Genf und Karlsburg, die Klosterka-
pelle zu Heilsbronn, die Cisterzienser-
kirchen zu Lilienfeld u. Tischnowitz, die
Chöre der Pfarrkirche zu Gelnhausen u.
des Domes zu Magdeburg, die Johannisk.
zu Osnabrück, die Kirchen zu Offenbach
am Glan und zu Ruffach?; ferner poly-
gone Kpp. in Kreuzgängen zu Kloster-
neuburg und Zwettl, neben der Pfk. zu
Wiener Neustadt; die Vorhalle und Th eile
des Kreuzganges zu Maulbronn, die Kreuz-
gänge zu Heiligenkreuz und Lilienfeld in
Oesterreich, bei S. Emmeram zu Regens-
burg, zu Tischnowitz, beim Dom und bei
S. Matthias zu Trier, zu Zwettl, die Ka-
pitelsäle zu Rommersdorf und Schönau,
das Rcfectorium zu Maidbronn; das
Schloss zu Wildenberg.
Erst die nun folgende gothische
Baukunst gewährt den constructiven
Bedürfnissen, welchen der romanische
und Uebergangsstyl nur unvollkommen
gerecht werden konnte, volle Befriedi-
gung. Am klarsten zeigt sich dies in der
fortschreitenden Umbildung der Gewölbe
und der davon abhängigen Pfeiler. Erstere
erhalten im Mittelschiff fast ohne Aus-
nahme die rechteckige Form, so dass
neben ihnen in jedem Seitenschiff nur
ein vorerst meist quadrates Gewölbe vor-
kommt. Hierdurch wird der herbe Wech-
sel in den Pfeilern der vorhergehenden
Werke beseitigt und eine organischere
Gestaltung des ganzen Baues ermöglicht.
Die Gewölbe des Hauptschiffs finden im
Gewölbe des vieleckigen Chorschlusses
ihre unmittelbare Fortsetzung und ihren
harmonischen Absclduss. Die Zwerg-
galerien, zu deren Anlage die unvoll-
Kunstgeschichtliche Uehersicht.
Die hei romanischen Kirchen äusserst
seltene Halleuform wird in dier Peiiode
in Westfalen und Mecklenburg zur Regel,
kommt aber in einzelnen Beispielen auch
anderwärts vor. Ausgezeichnete Meister
dieser Zeit sind Yogelo und der Laie Wöl-
ber o.
Von den sehr zahlreichen kirchlichen
Werken des romanischen Uebergangs-
styls finden sich die vorzüglichsten in
Altenstadt bei Schongau, Bacharach, Bam-
berg (Dom),Billerbeck (S.Johann), Braun-
schweig (Thurmbau der Katharinenk.),
Freiberg (goldene Pforte am Dom), Geln-
hausen, Goslar (Marktk., Neuwerkerk.),
Halberstadt (Thurmbau des Doms), Hei-
sterbach, Kobern (Matthiaskp.Leiden
in Ungarn, Limburg a. d. Lahn (Dom),
Loccum, Lübeck (Nordportal des Domes),
Münster (Donn, Murrhart (Walderichs-
kp.), Naumburg (Dom ohne die Chöre),
Neuss (S. Quirin', Nürnberg (Schiff der
Sebaldsk.), Osnabrück iDom), Oude-
naerde (S. Maria von Pamela), Riddags-
hausen, S. Jak, Sinzig, Trient (Dom),
Vinec, Werden a. d. Ruhr, AViedenbrück
(Chor und Querschiff). Ferner Ziegel-
bauten in Cammin (Dom ohne das Schilf),
Ratzeburg, Roeskilde, Salzwedel (S. Lo-
renz).
Klostergebäude derselben Kunstrich-
tung stehen in Arnsburg, Eberbach, Köln
(ehemals bei S. Aposteln und S. Gereon),
Maulbronn, Ileiligenkreuz bei Meissen:
Kreuzgänge in Aschaffenburg, Laach, Ny-
fels, Rommersdorf; Rund- und Polygon-
kapellen in grosser Zahl in Oesterreich,
darunter die vorzüglichste in Tuln; „Dop-
pelkapellen" in Eger, Freiburg a. U.;
weltliche Bauten in Dortmund (Rathhaus),
in Köln und Trier (Wohnhäuser), in
Münzenberg, Rappoltsweiler, Reichenberg
und Yiandcn (Thcile oder Ruinen der
Schlösser).
Etwa gleichzeitig mit der so eben be-
zeichneten Klasse von Bauwerken ent-
standen in Deutschland andere, die in
ihren Einzelformen zwar den vorigen nahe
stehen, in ihrer Gesammtanlage dagegen
ein entschieden neues Constructionsprin-
cip aufweisen und daher den unmittel-
baren Uebergang zu den gothischen Wer-
ken bilden. Dieses neue Princip besteht
in der Concentrirung der Schubkräfte der
Gewölbe auf einzelne Punkte, welche
daher eine bedeutende Yerstärkung(durch
Strebepfeiler) erhalten, während die Ge-
wölbe auf Kreuzrippen gestützt und
schwächer als in den romanischen Bau-
ten ausgeführt werden. Auch hier blie-
ben die Doppeljoche noch neben den ein-
fachen üblich, doch gab man dann den
Zwischenpfeilern gern eine nähere Bezie-
hung zu den Gewölben des Mittelschiffes,
indem man den Kreuzrippen noch zwei
weitere über den Zwischenpfeilern auf-
setzende Rippen hinzufügte und dadurch
sechskappige oder -theilige Kreuzgewölbe
erhielt. Den jetzt vorherrschenden Kelch-
kapitälern gab man meist zwei Reihen
kräftiger knospenartiger Blätter.
Den gothischen Ueber gangs-
styl, wie wir ihn nennen werden, zeigen
namentlich die Schiffe des Münsters zu
Bonn, der Cisterzienserkirche zu Ebrach
und Walkenried, der Gereonskirche zu
Köln, der Michaelsk. zu Wien, die Dome
zu Genf und Karlsburg, die Klosterka-
pelle zu Heilsbronn, die Cisterzienser-
kirchen zu Lilienfeld u. Tischnowitz, die
Chöre der Pfarrkirche zu Gelnhausen u.
des Domes zu Magdeburg, die Johannisk.
zu Osnabrück, die Kirchen zu Offenbach
am Glan und zu Ruffach?; ferner poly-
gone Kpp. in Kreuzgängen zu Kloster-
neuburg und Zwettl, neben der Pfk. zu
Wiener Neustadt; die Vorhalle und Th eile
des Kreuzganges zu Maulbronn, die Kreuz-
gänge zu Heiligenkreuz und Lilienfeld in
Oesterreich, bei S. Emmeram zu Regens-
burg, zu Tischnowitz, beim Dom und bei
S. Matthias zu Trier, zu Zwettl, die Ka-
pitelsäle zu Rommersdorf und Schönau,
das Rcfectorium zu Maidbronn; das
Schloss zu Wildenberg.
Erst die nun folgende gothische
Baukunst gewährt den constructiven
Bedürfnissen, welchen der romanische
und Uebergangsstyl nur unvollkommen
gerecht werden konnte, volle Befriedi-
gung. Am klarsten zeigt sich dies in der
fortschreitenden Umbildung der Gewölbe
und der davon abhängigen Pfeiler. Erstere
erhalten im Mittelschiff fast ohne Aus-
nahme die rechteckige Form, so dass
neben ihnen in jedem Seitenschiff nur
ein vorerst meist quadrates Gewölbe vor-
kommt. Hierdurch wird der herbe Wech-
sel in den Pfeilern der vorhergehenden
Werke beseitigt und eine organischere
Gestaltung des ganzen Baues ermöglicht.
Die Gewölbe des Hauptschiffs finden im
Gewölbe des vieleckigen Chorschlusses
ihre unmittelbare Fortsetzung und ihren
harmonischen Absclduss. Die Zwerg-
galerien, zu deren Anlage die unvoll-