Kunstgeschichtliche Uebersicht.
15
(IF Flügel), am Dom von Tul, zu Wim-
pfen im Thal, aus der mittleren Periode
die zuMarienfeld, Neuberg, AValkenried,
aus der spätgothischen die zu Beben-
hausen, an den Domen von Basel, C-on-
stanz, Mainz, 8. Servatius zu Maestriclit
unddasRefectorium zu Bebenhausen aus.
Von kleineren Architekturen sind aus
der Frühzeit die Lettner in Gelnhausen
und Naumburg, aus der Blüthezeit das
Hochkreuz hei Godesberg, der Hochaltar
in Marburg, der der Bergk. vor Herford,
die Lettner in Marburg, Oberwesel und
Wetzlar, die Mariensäule bei Wiener-
neustadt, aus der Spätzeit der Ueberbau
des Taufsteins in der Erfurter Severik.,
die Tabernakel der Dominicaner^ zu
Dortmund, der Stiftsk. zu Fritzlar, der
Petersk. zu Löwen, der Lorenzk. zu
Nürnberg, des Ulmer Münsters, die Lett-
ner der Dome von Halberstadt und Mün-
ster, der Taufstein und das hl. Grab in
Reutlingen, die Kanzeln in den Domen
von Strassburg und Wien zu nennen.
Die gothische Architektur der Profan-
hauten schliesst sich in den Details eng
an die kirchliche an. Ausgezeichnete
Werke dieser Art sind aus früher Zeit
der Saalbau des Marburger Schlosses,
das Hochschloss zu Marienburg, die Tuch-
ballen in Ypern, aus der mittleren Pe-
riode die Rathhäuser in Braunschweig,
Brügge, Münster und Tangermünde, das
Schloss zu Heilsberg, das Mittelschloss
und Theile des Hochschlosses zu Marien-
burg, der schöne Brunnen zu Nürnberg:
aus der Spätzeit die Rathhäuser in Bres-
lau, Brüssel, Gent, Hannover, Löwen,
Marienburg, Wesel, der Artushof in Dan-
zig, der Gürzenich und der Rathhaus-
thurm in Köln, das Bischofshaus in Kut-
tenberg, die Stadtthore von Lübeck und
Stendal, das Schloss in Meissen, Häuser
von Ziegeln in Greifswald, Hannover,
Rostock, Wismar, von Fachwerk in Braun-
schweig, Halberstadt, Wernigerode.
Schon in der ersten Hälfte des 15. J.
war in Italien jene Nachahmung römisch-
heidnischer Formen aufgekommen, welche
man den Styl der Wiedergeburt
(französisch renaissance) nannte. Im An-
fang des t6. J. fand sie in Frankreich
Eingang und drang von da aus unauf-
haltsam in Deutschland ein. In Augs-
burg und Krakau war sie schon in den
ersten Jahren des 16. J. unmittelbar aus
Italien eingeführt worden. Zuerst ver-
band man sie noch mit gothischen For-
men, so beim Kirchthurm in Zerbst, dem
Rheinkrahn in Andernach, der Börse in
Antwerpen, dem Galeriebau und anderen
Theilen des Heidelberger Schlosses, dem
Justizpallast in Lüttich, demTucherschen
und anderen Wohnhäusern in Nürnberg,
den Rathhäusern in Oudenaerde (noch
fast rein g.), Stargard und Ulm, dem
Bau des Königs Wladislaw auf dem Hrad-
scliin in Prag (vielleicht dem ältesten
deutschen Werke dieser Art), dem Lieb-
frauenstift in Strassburg, dem Schlöss-
chen in Zell an der Mosel *). Bald aber
warf man alle die reichen Mittel bei
Seite, welche die christliche Baukunst
in einer Entwicklung ohne Gleichen wäh-
rend vieler Jahrhunderte errungen hatte.
Mit seltenen Ausnahmen entbehren die
Werke der „Renaissance" des wahren
Lebens, der inneren Notliwendigkeit und
tragen das Gepräge willkürlicher Aeusser-
lichkeit oder geistloser Nüchternheit.
*) Aus dem 17. J. mögen hier einige
Kirchen genannt werden, die vom gothi-
schen Styt mehr oder weniger bcibehiel-
ten: in Baden die Kirchen zu Neckarbi-
schofsheim 1612, Bodersweier!6l6, Linx
16)9. -— !n Schwaben die zu Kleiningers-
heim bei Besigheim 1601, Freudenstadt
tGOl-8, Waldenbuch 1607, Amrichshan-
sen 16)4-21, Künzelsau 1617-18. — !m
Würzburgischen viele Bauten des Bischofs
Julius-— lnliessen d. Benedictinernonnenk.
zu Fulda 1626 gegr., die Katharinenk. zu
Frankiert a. M. 1680-82. —Am Niederrhein
S Georg zu Coblenz 1618, die Jesuiten-
kirche daselbst 1609-17, die zu Köln 1621-
29, Doormck und Münstereifel, die Fran-
ciskanerk.zu Boppard, 1626-62, dieKirch-
kofskp. zu Leutesdorf um 1650, das Sch.
der Pfk. zu Cochem, die K. zu Saarburg.
— In Belgien die Capuzinerk. zu Gent
1632, die S. Petersabtei daselbst 1636,
die K. zu Loesingen bei Ypern 1682. -—-
Aus dem Anfang des 18. Jahrh. stammt
die kolossale fünfschiffige Kirche zu
Kladrau in Böhmen, derChorzuMauer-
münster im Eisass, die evangelische
Kirche zu Speier 1701-17, die Barba-
rak. zu Coblenz 1707, die Jesuitenk. zu
Bonn 1717, die K. zu Niederbreisig 1718.
Die Wiedererweckung (nicht Nachah-
mung) des gothischen Styls, auf der in
unserer Zeit dm einzige Uoflnung einer
neuen Blüthe der Baukunst beruht, knüplt
sich an die Wiederherstellung und den
Ausbau des Domes von Köln. Unter den
neuen gothischen Kirchen zeichnen sich
dre Nikolaik. zu Hamburg, die Auk. zu
München, die Votivk. zu Wien aus.
15
(IF Flügel), am Dom von Tul, zu Wim-
pfen im Thal, aus der mittleren Periode
die zuMarienfeld, Neuberg, AValkenried,
aus der spätgothischen die zu Beben-
hausen, an den Domen von Basel, C-on-
stanz, Mainz, 8. Servatius zu Maestriclit
unddasRefectorium zu Bebenhausen aus.
Von kleineren Architekturen sind aus
der Frühzeit die Lettner in Gelnhausen
und Naumburg, aus der Blüthezeit das
Hochkreuz hei Godesberg, der Hochaltar
in Marburg, der der Bergk. vor Herford,
die Lettner in Marburg, Oberwesel und
Wetzlar, die Mariensäule bei Wiener-
neustadt, aus der Spätzeit der Ueberbau
des Taufsteins in der Erfurter Severik.,
die Tabernakel der Dominicaner^ zu
Dortmund, der Stiftsk. zu Fritzlar, der
Petersk. zu Löwen, der Lorenzk. zu
Nürnberg, des Ulmer Münsters, die Lett-
ner der Dome von Halberstadt und Mün-
ster, der Taufstein und das hl. Grab in
Reutlingen, die Kanzeln in den Domen
von Strassburg und Wien zu nennen.
Die gothische Architektur der Profan-
hauten schliesst sich in den Details eng
an die kirchliche an. Ausgezeichnete
Werke dieser Art sind aus früher Zeit
der Saalbau des Marburger Schlosses,
das Hochschloss zu Marienburg, die Tuch-
ballen in Ypern, aus der mittleren Pe-
riode die Rathhäuser in Braunschweig,
Brügge, Münster und Tangermünde, das
Schloss zu Heilsberg, das Mittelschloss
und Theile des Hochschlosses zu Marien-
burg, der schöne Brunnen zu Nürnberg:
aus der Spätzeit die Rathhäuser in Bres-
lau, Brüssel, Gent, Hannover, Löwen,
Marienburg, Wesel, der Artushof in Dan-
zig, der Gürzenich und der Rathhaus-
thurm in Köln, das Bischofshaus in Kut-
tenberg, die Stadtthore von Lübeck und
Stendal, das Schloss in Meissen, Häuser
von Ziegeln in Greifswald, Hannover,
Rostock, Wismar, von Fachwerk in Braun-
schweig, Halberstadt, Wernigerode.
Schon in der ersten Hälfte des 15. J.
war in Italien jene Nachahmung römisch-
heidnischer Formen aufgekommen, welche
man den Styl der Wiedergeburt
(französisch renaissance) nannte. Im An-
fang des t6. J. fand sie in Frankreich
Eingang und drang von da aus unauf-
haltsam in Deutschland ein. In Augs-
burg und Krakau war sie schon in den
ersten Jahren des 16. J. unmittelbar aus
Italien eingeführt worden. Zuerst ver-
band man sie noch mit gothischen For-
men, so beim Kirchthurm in Zerbst, dem
Rheinkrahn in Andernach, der Börse in
Antwerpen, dem Galeriebau und anderen
Theilen des Heidelberger Schlosses, dem
Justizpallast in Lüttich, demTucherschen
und anderen Wohnhäusern in Nürnberg,
den Rathhäusern in Oudenaerde (noch
fast rein g.), Stargard und Ulm, dem
Bau des Königs Wladislaw auf dem Hrad-
scliin in Prag (vielleicht dem ältesten
deutschen Werke dieser Art), dem Lieb-
frauenstift in Strassburg, dem Schlöss-
chen in Zell an der Mosel *). Bald aber
warf man alle die reichen Mittel bei
Seite, welche die christliche Baukunst
in einer Entwicklung ohne Gleichen wäh-
rend vieler Jahrhunderte errungen hatte.
Mit seltenen Ausnahmen entbehren die
Werke der „Renaissance" des wahren
Lebens, der inneren Notliwendigkeit und
tragen das Gepräge willkürlicher Aeusser-
lichkeit oder geistloser Nüchternheit.
*) Aus dem 17. J. mögen hier einige
Kirchen genannt werden, die vom gothi-
schen Styt mehr oder weniger bcibehiel-
ten: in Baden die Kirchen zu Neckarbi-
schofsheim 1612, Bodersweier!6l6, Linx
16)9. -— !n Schwaben die zu Kleiningers-
heim bei Besigheim 1601, Freudenstadt
tGOl-8, Waldenbuch 1607, Amrichshan-
sen 16)4-21, Künzelsau 1617-18. — !m
Würzburgischen viele Bauten des Bischofs
Julius-— lnliessen d. Benedictinernonnenk.
zu Fulda 1626 gegr., die Katharinenk. zu
Frankiert a. M. 1680-82. —Am Niederrhein
S Georg zu Coblenz 1618, die Jesuiten-
kirche daselbst 1609-17, die zu Köln 1621-
29, Doormck und Münstereifel, die Fran-
ciskanerk.zu Boppard, 1626-62, dieKirch-
kofskp. zu Leutesdorf um 1650, das Sch.
der Pfk. zu Cochem, die K. zu Saarburg.
— In Belgien die Capuzinerk. zu Gent
1632, die S. Petersabtei daselbst 1636,
die K. zu Loesingen bei Ypern 1682. -—-
Aus dem Anfang des 18. Jahrh. stammt
die kolossale fünfschiffige Kirche zu
Kladrau in Böhmen, derChorzuMauer-
münster im Eisass, die evangelische
Kirche zu Speier 1701-17, die Barba-
rak. zu Coblenz 1707, die Jesuitenk. zu
Bonn 1717, die K. zu Niederbreisig 1718.
Die Wiedererweckung (nicht Nachah-
mung) des gothischen Styls, auf der in
unserer Zeit dm einzige Uoflnung einer
neuen Blüthe der Baukunst beruht, knüplt
sich an die Wiederherstellung und den
Ausbau des Domes von Köln. Unter den
neuen gothischen Kirchen zeichnen sich
dre Nikolaik. zu Hamburg, die Auk. zu
München, die Votivk. zu Wien aus.