Kunstges chichtliche Uebersieht.
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doch von einem ganz.anderen Geiste be-
seelt. Die Gestalten sind grossartig ge-
zeichnet, in Miene und Bewegung ernst
und würdig, die weiten Gewänder, welche
nur Gesicht, Hände und Füsse unbedeckt
lassen, zeigen einfache grosse Falten.
8a in den ersten Jahrhunderten nach
Constautin. Später versinkt die bildende
Kunst in zunehmende Rohheit (Evange-
liar von 8. Emmeram in der Münchener
Bibliothek, Diptychon Tutilos in 8. Gal-
len, Kelch in Kremsmünster) und erlei-
det, namentlich was die Malerei betrifft,
mehrfachen Einfluss der byzantinischen
(oströmischen) Kunstweise, die, etwa seit
dem 6. J. ausgebildet, besonders durch
symmetrische Anordnung und übertrie-
ben lange Verhältnisse der Gestalten,
durch überladenen Reichthum der Ge-
wandung , der nur unförmliche Umrisse
zulässt, durch Anwendung goldener oder
teppichartiger Hintergründe charakteri-
sirt und durch eine geschickte, ffeissige
ins Einzelne gehende Ausführung vor
allen altchristlichen ausgezeichnet ist.
Die Bildner ei der romanischen
Kunstperiode bildet die unmittelbare
Fortsetzung der altchristlichen. Sie lehnt
sich zuerst im Ganzen an die byzanti-
nische Weise an, von der sie sich aber
im Laufe des ! 2. J. mehr und mehr frei
macht. Viele ihrer Werke tragen die
Spuren eines gröberen oder feineren Na-
turalismus. Zuletzt, namentlich im 13.
J., erhebt sie sich zu hoher Majestät
der Gestalten, die im Verein mit der
durch das Christenthum hervorgerufenen
Innerlichkeit und gläubigen Hingebung
zuweilen die ergreifendste Wirkung er-
zeugt. Zu hoher Blüthe gelangten in
dieser Zeit die bildenden Künste nament-
lich in den sächsischen und fränkischen
Landen, während im südlichen Deutsch-
land, namentlichim Eisass, in der Schweiz,
in Schwaben und Bayern mehr ein rohes
phantastisches AVesen hervortritt.
Zu den ältesten WArken der romani-
schen Bildnerei gehören die Erzarbeiten.
Aus dem ! !. J. stammen die mit Reliefs
geschmückten Thürflügel zu Augsburg
und Hildesheim, die Säule auf dem Dom-
platz und die Kronleuchter zu Hildes-
heim, der „Crodoaltar" zu Goslar, Grab-
reliefplatten in den Domen von Magde-
burg und Merseburg. Aus dem 12. und
!3. J. stammen die Thüren zu Gnesen
und Nowgorod, die Taufbeckenin Lüttich,
Osnabrück und Hildesheim, der Löwe
zu Braunschweig, Grabplatten im Dome
zu Magdeburg, in der Liebfrauenk. zu
Halberstadt, Kronleuchter zu Aachen und
Komburg, Candelaber zu Bamberg und
Essen, der Leuchterschaft zu Kloster-
neuburg, dei'Leuchterfuss zu Prag, AA^eih-
rauchgefässe in Buchholz und Mainz, der
Kaiserstuhl aus Goslar. Unter ihnen
zeichnen sich namentlich die Kirchenge-
rätlie durch symbolischeDarstellungenaus.
An die Erzarbeiten schliessen sich die
goldenen oder vergoldeten Prachtgeräthe
an, die in der Regel mit getriebenen
oder gravir[ten, oft auch durch farbiges
Email gebi deten Ornamenten und mit
figürlichen Darstellungen aus der heil.
Geschichte oder tiefsinnig symbolischen
Inhalts verzi ert sind: Tragaltäre und An-
tipendien zu Admont, im Schlosse zu
Hannover, im Museum zu Köln, in Kom-
burg, Siegburg, der Liebfrauenk. zu Trier,
in Xanten, Altargeräthe in der Nikolaik.
zu Berlin, dem Schlosse zu Hannover,
im Dom, der Godehards-, Kreuz- und
Magdalenenk. zu Hildesheim, zu Krems-
münster, Salzburg (Dom, 8. Peter), Trze-
meszno, AVilten, den christlichen Museen
zu Köln und Münster, dem Domschatz
in Osnabrück, Sarkophage u. Reliquiare
im Münster zu Aachen, in den Domen
von Doornick, Hildesheim, Köln, Osna-
brück, Xanten, in S. Ursula und S. Ma-
ria zur Schnurgasse zu Köln, in den
Kirchen zu Deutz, Essen, Kaiserswerth,
Sayn, Siegburg, in S. Mathias und der
Bibliothek zn Trier, in den Museen zu
Berlin und Darmstadt, in den Schlössern
zu Hannover und Sigmaringen. Unter
letzteren zeichnen sich besonders die
jüngsten in Aachen, Doornick und Kai-
serswerth aus.
Manche von diesen Gegenständen, auch
Bischofsstäbe, sind mit Filigran und El-
fenbeinarbeiten ausgestattet, welche letz-
teren mehrere der in der Quedlinburger
Schlosskirche, im bayerischen National-
museum zu München, zu Xanten befind-
liche Reliquiare und zwei Tragaltäre zu
Mölk ganz bedecken. Unter den selbst-
ständigeren Elfenbeinwerken ragen Buch-
deckel in der Münchener Bibliothek und
das grosse Crucifix im Dome zu Bam-
berg hervor. AWn Holzsculpturen sind
fast nur drei Figuren der Kreuzigung zu
Inichcn, Thürflügel und ein Marienbild
der Maria-Capitolsk. zu Köln und die
herrlichen Figuren über dem Lettner zu
AVechselburg bekannt.
Von Steinbildwerken sind aus dem 11.
J. nur wenige erhalten: in der Krypta
des Baseler Münsters, der Michaelska-
pellc zu Ilohcnzollcrn, S. Emmeram zu
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doch von einem ganz.anderen Geiste be-
seelt. Die Gestalten sind grossartig ge-
zeichnet, in Miene und Bewegung ernst
und würdig, die weiten Gewänder, welche
nur Gesicht, Hände und Füsse unbedeckt
lassen, zeigen einfache grosse Falten.
8a in den ersten Jahrhunderten nach
Constautin. Später versinkt die bildende
Kunst in zunehmende Rohheit (Evange-
liar von 8. Emmeram in der Münchener
Bibliothek, Diptychon Tutilos in 8. Gal-
len, Kelch in Kremsmünster) und erlei-
det, namentlich was die Malerei betrifft,
mehrfachen Einfluss der byzantinischen
(oströmischen) Kunstweise, die, etwa seit
dem 6. J. ausgebildet, besonders durch
symmetrische Anordnung und übertrie-
ben lange Verhältnisse der Gestalten,
durch überladenen Reichthum der Ge-
wandung , der nur unförmliche Umrisse
zulässt, durch Anwendung goldener oder
teppichartiger Hintergründe charakteri-
sirt und durch eine geschickte, ffeissige
ins Einzelne gehende Ausführung vor
allen altchristlichen ausgezeichnet ist.
Die Bildner ei der romanischen
Kunstperiode bildet die unmittelbare
Fortsetzung der altchristlichen. Sie lehnt
sich zuerst im Ganzen an die byzanti-
nische Weise an, von der sie sich aber
im Laufe des ! 2. J. mehr und mehr frei
macht. Viele ihrer Werke tragen die
Spuren eines gröberen oder feineren Na-
turalismus. Zuletzt, namentlich im 13.
J., erhebt sie sich zu hoher Majestät
der Gestalten, die im Verein mit der
durch das Christenthum hervorgerufenen
Innerlichkeit und gläubigen Hingebung
zuweilen die ergreifendste Wirkung er-
zeugt. Zu hoher Blüthe gelangten in
dieser Zeit die bildenden Künste nament-
lich in den sächsischen und fränkischen
Landen, während im südlichen Deutsch-
land, namentlichim Eisass, in der Schweiz,
in Schwaben und Bayern mehr ein rohes
phantastisches AVesen hervortritt.
Zu den ältesten WArken der romani-
schen Bildnerei gehören die Erzarbeiten.
Aus dem ! !. J. stammen die mit Reliefs
geschmückten Thürflügel zu Augsburg
und Hildesheim, die Säule auf dem Dom-
platz und die Kronleuchter zu Hildes-
heim, der „Crodoaltar" zu Goslar, Grab-
reliefplatten in den Domen von Magde-
burg und Merseburg. Aus dem 12. und
!3. J. stammen die Thüren zu Gnesen
und Nowgorod, die Taufbeckenin Lüttich,
Osnabrück und Hildesheim, der Löwe
zu Braunschweig, Grabplatten im Dome
zu Magdeburg, in der Liebfrauenk. zu
Halberstadt, Kronleuchter zu Aachen und
Komburg, Candelaber zu Bamberg und
Essen, der Leuchterschaft zu Kloster-
neuburg, dei'Leuchterfuss zu Prag, AA^eih-
rauchgefässe in Buchholz und Mainz, der
Kaiserstuhl aus Goslar. Unter ihnen
zeichnen sich namentlich die Kirchenge-
rätlie durch symbolischeDarstellungenaus.
An die Erzarbeiten schliessen sich die
goldenen oder vergoldeten Prachtgeräthe
an, die in der Regel mit getriebenen
oder gravir[ten, oft auch durch farbiges
Email gebi deten Ornamenten und mit
figürlichen Darstellungen aus der heil.
Geschichte oder tiefsinnig symbolischen
Inhalts verzi ert sind: Tragaltäre und An-
tipendien zu Admont, im Schlosse zu
Hannover, im Museum zu Köln, in Kom-
burg, Siegburg, der Liebfrauenk. zu Trier,
in Xanten, Altargeräthe in der Nikolaik.
zu Berlin, dem Schlosse zu Hannover,
im Dom, der Godehards-, Kreuz- und
Magdalenenk. zu Hildesheim, zu Krems-
münster, Salzburg (Dom, 8. Peter), Trze-
meszno, AVilten, den christlichen Museen
zu Köln und Münster, dem Domschatz
in Osnabrück, Sarkophage u. Reliquiare
im Münster zu Aachen, in den Domen
von Doornick, Hildesheim, Köln, Osna-
brück, Xanten, in S. Ursula und S. Ma-
ria zur Schnurgasse zu Köln, in den
Kirchen zu Deutz, Essen, Kaiserswerth,
Sayn, Siegburg, in S. Mathias und der
Bibliothek zn Trier, in den Museen zu
Berlin und Darmstadt, in den Schlössern
zu Hannover und Sigmaringen. Unter
letzteren zeichnen sich besonders die
jüngsten in Aachen, Doornick und Kai-
serswerth aus.
Manche von diesen Gegenständen, auch
Bischofsstäbe, sind mit Filigran und El-
fenbeinarbeiten ausgestattet, welche letz-
teren mehrere der in der Quedlinburger
Schlosskirche, im bayerischen National-
museum zu München, zu Xanten befind-
liche Reliquiare und zwei Tragaltäre zu
Mölk ganz bedecken. Unter den selbst-
ständigeren Elfenbeinwerken ragen Buch-
deckel in der Münchener Bibliothek und
das grosse Crucifix im Dome zu Bam-
berg hervor. AWn Holzsculpturen sind
fast nur drei Figuren der Kreuzigung zu
Inichcn, Thürflügel und ein Marienbild
der Maria-Capitolsk. zu Köln und die
herrlichen Figuren über dem Lettner zu
AVechselburg bekannt.
Von Steinbildwerken sind aus dem 11.
J. nur wenige erhalten: in der Krypta
des Baseler Münsters, der Michaelska-
pellc zu Ilohcnzollcrn, S. Emmeram zu
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