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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (Band 1) — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.26745#0129
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Sechfies Kapitel. Inclifche Baukunft.

111

gefchmückte Säulen fein Dach tragen. Die Pagode von Madura an der Coro-
mandel-Küfte erhebt fich in ihrem Hauptbaue i'ogar über 45 M. in zwölf Ge-
fchoifen. Die Pyramide iid mit zahllofen Bildwerken bedeckt, die im Verein mit
all den gefchweiften Dächern den Ausdruck von Unruhe und Ueberladung in’s
Unglaubliche (feigem. Von ähnlicher Art, nur minder hoch, ift ebendort die
Peru mal-Pagode (Fig. 83). Noch gewaltiger und prächtiger ift die wohl erft im
IO. oder II. Jahrhun-
dert erbaute große Pa-
gode von Tandjore,
deren reichgefchmückte
Pyramide in 14 Stock-
werken die Höhe von
55 bis 60 M. erreicht.

Bis in wie verhält-
nißmäßig junge Zeit die
Anlage folcher Bauten
herabreicht, bezeugt die
berühmte Pagode von
Jaggernaut, die im
Jahre 1198 n. Chr. voll-
endet wurde, in der
Anlage eine der groß-
artigften und umfang-
reichften, in der Aus-
führung dagegen roher
als die vorher genann-
ten Werke. Noch viel
jünger ift ein T fchufttri
(Saal für die Aufnahme
der Pilger) zu Madura,
welches erft im Jahre
1623 unferer Zeitrech-
nung begonnen wurde.

Diefer rieftge Saal wird
von 124 in vier Reihen
geflehten Pfeilern ge-
tragen, deren jeder bis
zum Kapitäl aus einem
einzigen Granitblock be-
fteht. Die Pfeiler find

auf allen Seiten fo vollfländig mit Ornamenten der wunderlichften Art überladen,
die Gefimfe fo vielgliedrig in bunteftem Formwechfel zufammengefetzt, die Sockel
und Flächen der Pfeiler mit einem folchen Gewirr feltfamen Bildwerks bedeckt,
daß das Auge raftlos in diefer gleichfam toll gewordenen Ornamentik umherirrt,
kaum vermögend eine Form feftzuhalten.

Etwas abweichend, aber ebenfo phantaftifch geftalten fich die brahmanifchen
Tempel der mehr nördlich gelegenen Gebiete von Orifla und Ober-Indien. Der

Fig. 83. Perumal-Pagode zu Madura. (Ferguffon.)

Neuere

Werke.

Hindutempel
in Oriffa,
 
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