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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (Band 1) — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.26745#0286
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268

Zweites Blich.

erinnert das Grabmal bei Albano an das von Herodot (vgl. oben S. 97) befchrie-
bene Grab des Alyattes, welches in derfelben Weife von 5 kegelförmigen denk-
faulen bekrönt war. Wir werden alfo wieder auf die Verwandtfchaft mit Lydien
hingewiefen. Auch in den Details ihrer Architektur lcheinen die Etrusker länger
die afiatifchen Formen bewahrt zu haben als die Griechen. Ueberaus bezeichnend

find gewilfe Ornamente
anetruskifchenBronzen, •
welche direkt an orien-
talifche Vorbilder er-
innern. So findet fich
häufig ein Palmetten-
faum, der wie das in
Fig. 245 abgebildete aus
einem Grab von Caere
flammende Befpiel die
größte Verwandtfchaft
mit dem unter Fig. 42
auf S. 54 vorgeführten
Ornament zu Kujjun-
dfchik zeigt. ImUebrigen
find die Etrusker zwar,

wie die gewaltigen Refte ihrer Stadtmauern, Thore, Abzugskanäle und Grabmäler
beweifen, kühne und gefchickte Conflructeure, aber ein ausgebildetes künftlerifches
Formgefühl vermillen wir in ihren Bauten. Wo ein reicheres Syflem fich in
den Facaden ankündigt, wie zu Norchia, da find es bereits die Einflüffe der
griechifchen Kunft, denen man dasfelbe verdankt; im Uebrigen wie arm an archi-

tektonilcher Gliederung find
ihre Grabfacaden, wie feiten
findet fich im Innern eine
entwickelte Formfprache!
Jene einfachen Geiimfe (vgl.
Fig. 243) find an den Fa-
caden der einzige Verfuch
einer Gliederung, wozu nur
noch die Thüren mit den
gefchweiften Ohren ihres
Rahmenwerkes kommen. Die
Pfeiler des Innern haben nur
ausnahmsweife eine künftle-
rifche Form wie jene in der
T omba de’ pilaftri zu Cervetri

(Fig. 235) oder wie in einer Grotte zu Vulci (Fig. 246), wo die am Kopfende fich
horizontal fortfetzenden Kanneluren wunderlich genug erfcheinen. So bleibt alfo auch
darin die etruskilche Kunft an die orientalifche Tradition gebunden, daß fie den
Mangel einer organifchen Durchbildung der Architektur durch teppichartig male-
rifchen Wandfchmuck zu verdecken fucht. Wie viel von jenen älteflen Einflülfen
auf die Vermittlung der Phönizier kommt, wie viel etwa auf eigenen directen

Fig. 246. Pfeilerftellung aus einem Grabe zu Vulci. (Canina.)
 
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