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ZUR EINFÜHRUNG

Das vorliegende kleine Buch erscheint zur 400. Wiederkehr des
Todestages Lucas Cranachs. Doch es beruft sich weniger auf Seite 128
diesen äußeren Anlaß als auf die aktuelle Notwendigkeit, die
bedeutenden Künstler einer von umwälzenden nationalen und
sozialen Kräften erfüllten Geschichtsepoche neu zu wiirdigen,
darunter den Wittenberger Maler und Biirgermeister, der mit
den Männern und Ereignissen der deutschen Reformation ver-
bunden war. Dazu — so hofft der Herausgeber — leistet das
Bändchen einen wenn auch bescheidenen Beitrag, indem es eine
Anzahl vorwiegend zeitgenössischer literarischer und dokumen-
tarischer Cranach-Materialien bietet, die für den heutigen Ge-
brauch erschlossen sind.

Es ist bekannt, daß die spätbürgerliche Kunstliteratur vielfach
das zwar beschränkte, aber solide Fundament verlassen hat, das
von den älteren Kunsthistorikern errichtet worden ist. Als eine
Sondersparte des allgemeinen Kulturverfalles unter der Herr-
schaft des Imperialismus wuchert, die ernste Forschung immer
mehr verdrängend, eine Kunstschriftstellerei, bei der es nicht
mehr um die Tatsachen, sondern nur noch um ihre Anpassung
an das jeweilige Theorem des Verfassers geht. Schwankend,
verschleiert und subjektivistisch ist auch das Cranach-Bild, mit
dem seit etwa fünfzig Jahren die Worringer, Muther, Heyck
und Lilienfein 1 die Kunstfreunde verwirren. Um es zu festigen
und zu klären, ist ein Rückgriff auf die Quellen unerläßlich.

Außer in den Museen — und dort natürlich vor allem — sind
die Quellen der kunsthistorischen Forschung in den Archiven
und Bibliotheken. Chroniken, Rechnungsbücher, Verträge,
Grabreden, Testamente, Briefe und Tagebücher, aber auch
zeitgenössische literarische, publizistische und wissenschaft-
liche Außerungen unterstützen das Studium der Kunstwerke,

1 Verfasser von angeblich populären Cranach-Büchem, die noch in vielen
Händen sind.

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