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oppositioneller Kräfte. Aber sosehr ihre sozialen Ab-
sichten auseinandergingen, so einig waren sie sich in
dem Wunsch, die feudale Zersplitterung, das schwerste
Hindernis des wirtschaftlichen und kulturellen Fort-
schritts, zu beseitigen und einen deutschen National-
staat zu begründen. Sie stießen dabei unvermeidlich mit
den antinationalen Interessen des Papstes zusammen,
dessen Macht nicht zuletzt auf der alten römischen
Praxis des „Teile und herrsche“ beruhte. Insgesamt war
der Sprengstoff, der sich im Schoß der mittelalterlichen
Feudalgesellschaft angesammelt hatte, zur Entzündung
reif, und das empfindliche Meßgerät des künstlerischen
Schaffens kündigte sie an. Cranachs Frühwerk ist dafür
ein Beispiel neben vielen anderen, so den verwegenen
Altären des Jan Polak, den aufgewühlten Bildern des
Matthias Grünewald, der stürmischen Apokalypse des
jungen Albrecht Dürer.

Über Bamberg und Nürnberg mag Cranach um die Jahr-
hundertwende zur Donau gewandert sein, nachdem er
um 1500 in der Veste Coburg gearbeitet hatte, und dann
flußabwärts nach Wien. Daß ihm dort in der Natur-
nachahmung Wunderbares gelungen sei, behauptet der
Seite 49 ruhmredige Christoph Scheurl. Erhalten aus Cranachs
österreichischen Jahren sind ein paar leidenschaftlich
bewegte religiöse Gemälde und Holzschnitte sowie die
Bildnisse zweier Wiener Gelehrten, des Gekrönten
Dichters Cuspinian und des Juristen Reuß, und ihrer
Frauen. Einer von ihnen, Cuspinian, war neben Celtes
der hervorragendste Vertreter der von der Jugend ge-
liebten humanistischen Richtung 1 an der Universität.

1 Die Wörter Humanismus, Humanist und humanistisch wer-
den hier durchweg im historischen Sinn gebraucht. Diesen
erläutert LiebknechtsVolksfremdwörterbuch (zi.Aufl. 1948):
„Humanismus, m., am Ende des Mittelalters (Renaissance)
entstandene geistige Strömung, d. nach dem (angebl.)
Vorbild des klassischen Altertums das Ideal einer
freien, überkirchlichen, selbständigen, allgemeinmenschlichen

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