Cuspinian (Johann Spießhaimer) und Celtes (Konrad
Pickel) stammten gleich Cranach aus Franken und
werden den talentierten Landsmann in ihre Nähe ge-
zogen haben, in die berühmte Donaugesellschaft, die
mit den Gleichgesinnten in ganz Deutschland und den
Nachbarländern Freundschaft pflegte. Der Umgang mit
diesen Erneuerern der Wissenschaft, die die scholasti-
sche Dunkelmännerherrschaft bekämpften, war für die
innere und äußere Entwicklung des Malers bedeutungs-
voli. In Wien bereitete er sich auf die Rolle vor, die er
später unter den Wittenberger Humanisten und Refor-
matoren spielen sollte. Als einen weiteren Gewinn emp-
fing er damals das große Erlebnis der Donaulandschaft.
Die schönste Frucht seiner Fahrten durch diese heitere
Gebirgsnatur und seiner Berührung mit dem erhellen-
den weltlichen Humanistengeist ist seine Ruhe auf der
Flucht nach Ägypten von 1504, wohl das bekannteste
Cranach-Bild. Innig und überzeugend sind die bibli-
schen Personen — Joseph, Maria und der Jesusknabe —
als reale bürgerliche Mitmenschen aufgefaßt und in ein
donauisches Bergidyll gesetzt. Der humane Gehalt des
christlich-legendären Stoffes tritt hervor, und anstatt
der Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium meint
man ein Volkslied von des Sommers Freuden und den
Blümlein mannigfalt zu hören.
Man möchte vermuten, daß dieses Meisterwerk das An-
sehen des jungen Künstlers gefestigt und dadurch mit-
telbar zu der entscheidenden Wendung seiner Laufbahn
beigetragen habe. Als er sich Ruhm erworben hatte —
so vermeldet Gunderams Aufzeichnung — „wurde er im
Jahre 1504 nach dem bayrischen Krieg nach Sachsen
Bildung vertritt . . .“ Von diesem bürgerlichen Huma-
nismus der Zeit um 1500 unterscheidet man nach Gorkis
bekannter Formulierung den „Humanismus von Marx,
Engels, Lenin und Stalin, dessen Ziel es ist, das werktätige
Volk aller Rassen und Nationen aus den ehernen Klauen des
Kapitalismus völlig zu befreien“.
Tafel 3
Seite 84
II
Pickel) stammten gleich Cranach aus Franken und
werden den talentierten Landsmann in ihre Nähe ge-
zogen haben, in die berühmte Donaugesellschaft, die
mit den Gleichgesinnten in ganz Deutschland und den
Nachbarländern Freundschaft pflegte. Der Umgang mit
diesen Erneuerern der Wissenschaft, die die scholasti-
sche Dunkelmännerherrschaft bekämpften, war für die
innere und äußere Entwicklung des Malers bedeutungs-
voli. In Wien bereitete er sich auf die Rolle vor, die er
später unter den Wittenberger Humanisten und Refor-
matoren spielen sollte. Als einen weiteren Gewinn emp-
fing er damals das große Erlebnis der Donaulandschaft.
Die schönste Frucht seiner Fahrten durch diese heitere
Gebirgsnatur und seiner Berührung mit dem erhellen-
den weltlichen Humanistengeist ist seine Ruhe auf der
Flucht nach Ägypten von 1504, wohl das bekannteste
Cranach-Bild. Innig und überzeugend sind die bibli-
schen Personen — Joseph, Maria und der Jesusknabe —
als reale bürgerliche Mitmenschen aufgefaßt und in ein
donauisches Bergidyll gesetzt. Der humane Gehalt des
christlich-legendären Stoffes tritt hervor, und anstatt
der Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium meint
man ein Volkslied von des Sommers Freuden und den
Blümlein mannigfalt zu hören.
Man möchte vermuten, daß dieses Meisterwerk das An-
sehen des jungen Künstlers gefestigt und dadurch mit-
telbar zu der entscheidenden Wendung seiner Laufbahn
beigetragen habe. Als er sich Ruhm erworben hatte —
so vermeldet Gunderams Aufzeichnung — „wurde er im
Jahre 1504 nach dem bayrischen Krieg nach Sachsen
Bildung vertritt . . .“ Von diesem bürgerlichen Huma-
nismus der Zeit um 1500 unterscheidet man nach Gorkis
bekannter Formulierung den „Humanismus von Marx,
Engels, Lenin und Stalin, dessen Ziel es ist, das werktätige
Volk aller Rassen und Nationen aus den ehernen Klauen des
Kapitalismus völlig zu befreien“.
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