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am i. Jlai KjO/.

Der Frühling hat mit stürmischer Gebärde
Des rauJien Winters Feste lang umtost,
Und die in Eisestod. erstarrte Erde,
Mit Liebesglut sie wärmend, wild gekost;
Ob oft sie Kiteli des Keeken sich erwehrte
Und kalt sich ihm versagte und erbost:
Er hat sie doch in wöMig warmen Stunden
Mit weichem Kusse schmeichelnd überwunden.

Als liebend sich die Spröde ihm ergeben,
Da regte siclrs geheim in ihrem Schoss,
Und mählich rangen sich in leisem Weben
\~ieltauscua'fach verborgne Kräfte los;
Bis wunderbar ein junges Blumenleben
Aus ihr erblühte, schön und reich und gross.
Und ungezählte liebliche Gestalten
Aus Knospcnhüllen strahlend, sich entfalten.

Und eingeengt von hohen Mauerwänden,
Mühsam gehegt von Sorge, Kunst und Schweiss,
Erblühte laugsam unter rauhen Händen
Manch' Blumenkind, manch zartes Blüten reis,
Die lohnten bald mit duftend süssen Spenden
Des Künstlers Schaffen und des Gärtners Fleiss,
Und jedes Aug' war von dem Glanz geblendet,
Da endlich man das hohe Werk vollendet.
 
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