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Mansberg, Richard von
Wâfen unde Wîcgewaete der deutschen Ritter des Mittelalters — Dresden, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.16637#0010
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langsamer Bahn, als heute; nichtsdestoweniger verschwand die voll-
ständige Plattenrüstung wieder in verhältnissmässig kurzer Zeit, um
der halben Rüstung Platz zu machen, welche ihrerseits Stück für
Stück im Laufe zweier Jahrhunderte abgelegt wurde bis auf den ein-
fachen Brustharnisch, den Pietät für das Althergebrachte noch als
Paradestück gewisser Reiterregimenter bewahrte.

Wenn in der folgenden Darstellung die häufigere Bezugnahme auf
Belegstellen der mittelhochdeutschen Litteratur keiner besonderen Er-
läuterung bedarf, so mag dagegen die Anführung von einigen gediegenen
neueren Werken hierunter gestattet sein. Der Inhalt derselben bezw.
die darin gegebenen Beproductionen mittelalterlicher Denkmale möchte
bei eingehenderem kritischen Studium zum Vergleich mit dem hier
Gebotenen heranzuziehen sein, und dieser Vergleich eines besonderen
Hinweises in jedem einzelnen Falle uns überheben. Für den eigent-
lichen Forscher bleiben selbstverständlich die oben im Allgemeinen
angedeuteten zeitgenössischen Originalquellen die Hauptsache, um so
mehr, als fraglos eine nicht geringe Zahl von modernen sogenannten
Costüm- oder Waffenwerken mehr Verwirrung gestiftet, als Klarheit
gebracht hat. Und doch tut es dringend Not, auf dem für unsere
vaterländische Geschichte hochbedeutsamen Gebiete die grösstmögliche
Klarheit, Genauigkeit, Richtigkeit anzustreben, den leider in der histo-
rischen Kunst so häufig wahrnehmbaren, zum Teil haarsträubenden

Anachronismen wirkungsvoll zu begegnen. Bedauerlicherweise leisten
unsere hervorragendsten Bühnen trotz der anerkennenswerten reforma-
torischen Tätigkeit der Meininger immer noch Erstaunliches in der
Gewandtheit, die culturhistorischen Begriffe zu verwirren. Freilich ist
bei den Jüngern der bildenden, wie bei denen der reproducirenden Kunst
häufig etwas ganz Anderes, als Mangel des Verständnisses, zu bekämpfen:
der mit starkem Selbstgefühl begabte Künstler pflegt in der Regel seine
eigene, individuelle Geschmacksrichtung weit höher zu stellen, als archäo-
logische Treue, denn seine private Auffassung, wie eigentlich der Recke
des Mittelalters es hätte anstellen müssen, um recht geschmackvoll
oder recht fürchterlich aufzutreten, giebt ihm den Ausschlag, nicht die
Ansicht der Zeit, darin jener Recke sich unbefangen bewegte ohne die
geringste Ahnung von der Auffassung des 19. Jhdts. Dabei sollte man
jedoch nicht vergessen, dass es, selbst vom rein künstlerischen (modernen)
Standpunkte aus, immer ein sehr gewagtes Unternehmen bleibt, eine
Zeit corrigiren zu wollen, die gerade durch lebhaft entwickeltes ästhe-
tisches Bewusstsein glänzend hervortritt. Wenn die Verknüpfung
heterogener Elemente im Allgemeinen als geschmacklos oder abstossend
bezeichnet zu werden pflegt, so wird sich nur selten eine mildere
Bezeichnung finden lassen für das Hineintragen moderner Phantasie
und Willkür in eine organisch bedingte, historische Entwicklungs-
Phase.

San Marte (A. Schulz). Zur Waffenkunde des älteren deutschen Mittelalters. Quedlinburg und Leipzig 1867. Ein auf gründlichster Kenntniss der mittelhochdeutschen
Litteratur fussendes Werk, daher fast unentbehrlich wegen der vielen Hinweise auf Belegstellen in den Dichtern des Mittelalters. Der auf litterarischem und sprach-
wissenschaftlichem Gebiete bekannte tüchtige Forscher hat allerdings dem Vergleiche mit anderen noch existirenden Denkmalen dos Mittelalters (Siegel, Bilder, Original-
waffen etc.) zu wenig Rücksicht getragen, und hat dieser Mangel an nötiger Controlle ihn hier und da zu Schlüssen geführt, welche vor der eingehenden Kritik
nicht bestehen können.

Professor Dr. Alwin Schultz. Das höfische Leben u s. w. Die vor Kurzem erst erschienene neue Auflage dieses anerkannt gediegenen Werkes zeigt, wie die ältere,

den bedeutenden Kenner des Mittelalters. Man möchte für unser Thema wünschen, dass die Anlage des Werkes, sein grosser Umfang, eine etwas eingehendere

und umfassendere Würdigung des uns hier gerade interessirenden besonderen Abschnittes gestattet hätten.
Dr. J. H. von Hefner-Alteneck. Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des 18. Jhdts. (II. bis IV. Band hier in Frage kommend.)

2. Auflage. Frankfurt a. M. 1881. Dieses für die deutsche Wissenschaft, wie für den deutschen Buchhandel ehrenvolle Werk sollte eigentlich in keinem deutschen

Hause fehlen. Freilich musste der Text, lediglich eine knappe Erklärung der schönen Tafeln, ziemlich dürftig ausfallen.
Dr. Carl Ritter von Mayer. Heraldisches Abcbuch. München 18G7. Ein wohl allgemein bekanntes, prächtig ausgestattetes Werk, für den Heraldiker sozusagen

unentbehrlich, wenngleich man den Ausführungen des Verfassers nicht immer durchaus beizutreten braucht.
Wendelin Böham. Waffenkunde, Handbuch des Waffenwesens (noch im Erscheinen begriffen). Der Verfasser ist Director der Waffensammlung des österreichischen

Kaiserhauses und als solcher eine gewichtige Autorität auf dem Gebiete der Technik alles Dessen, was aufgestapelt zur Waffenkunde in den Museen sich findet.
Dr. James Robinson Planche (Somerset Herald). A Cyclopaedia of Costume. 2 Vols. London 1879. Ein ebenso reich ausgestattetes, wie gründlich wissenschaftlich

bearbeitetes Werk.

Joseph Strutt. A complete view of the dress and habits of the people in England. A new and improved edition. London 1842. Ein mit 143 farbigen Drucken

ausgestattetes Costümwerk, das in Folge der neuen Herausgabe und Bearbeitung durch den Archäologen Planohe sehr gewonnen hat.
Charles Boutell M. A. Arms and armour in antiquity and the middle ages. London 1874. Ein nicht umfangreiches, aber durch viele sachgemässe Bemerkungen

und Noten beachtenswertes Werk mit guten Holzschnitten.
Camillo Bonnard. Costumi dei secoli XIII, XIV e XV rieavati dai piü autentici monumenti. 2 tomi. Firenze 1837. Bedeutend wogen der colorirten vortrefflichen

Stiche, die von Mercury in einer Feinheit ausgeführt sind, wie man sie in keinem anderen Costümwerk antreffen kann.
Valentin Carderera y Solano. Iconografia Espanola. Tomo Primero. Madrid 1855. Die künstlerisch schöne Wiedergahe der zum Teil herrlichen Monumente macht

das Werk zu einem Pantheon spanischer Helden und Herrscher, wie wir dergleichen in Deutschland leider nicht besitzen.

Die meisten französischen Werke für den vorliegenden Zweck sind nur mit grosser Vorsicht zu benutzen. Mit rhetorischem Glanz verbindet sich darin nicht
selten eine elegante Oberflächlichkeit, welche die Darstellung zwar gefällig, aber ebenso unzuverlässig macht.
 
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