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Mansberg, Richard von
Wâfen unde Wîcgewaete der deutschen Ritter des Mittelalters — Dresden, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.16637#0069
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Der Ursprung der Schlaginstrumente Hegt im Oriente, und dort
rinden wir sie in der frühesten Zeit schon (in der heil. Schrift Ps. 150
und a. a. O.) erwähnt. Erst die Kreuzzüge haben dem Abendlande die
nähere Bekanntschaft mit diesen geräuschvollen Instrumenten vermittelt,
allerdings so schnell, dass ihre mächtige Wirkung bereits im 12. Jahr-
hundert bekannt und beliebt war. Das erwähnenswerteste derselben ist
wohl die pufe (tympanum), meist in der Form der kleinen kreisrunden
und ziemlich flachen Handpauke, die mit einem flegel oder zweien der-
gleichen geschlagen wurde, vergl. die Copie der Miniaturen Tafel V Fig. 8 b,
Tafel VI Fig. 3, Tafel IX Fig. 10 b. Die niederdeutsche Benennung buncje,
welches Wort auch eine knollige Erdrübe bezeichnet, deutet auf eine
Pauke von knollig runder, nach unten sich verjüngenden Form, ähnlich
dem kleinen, angeblich mit Menschenhaut überzogenen türkischen tabl,
ungarisch dob, üstdob, das die osmanischen Sipahilar noch im 16. Jahr-
hundert am Sattel führten und bei dem Angriff zu schlagen pflegten.
Aus dieser Form hat sich anscheinend die der grossen Kesselpauken
im 14. Jahrhundert entwickelt, wenigstens begegnen wir diesen, bei den
schweren Reiterregimentern noch heute beliebten Instrumenten schon in
Miniaturen vom Ausgang des genannten Jahrhunderts, und zwar bereits
mit kurzen, buntverzierten Decken behangen. Ein in die nämliche
Kategorie gehörendes Instrument war der futnber, dessen Namen eigent-

lich ein hohles Getreidemass (Scheffel), auch einen Bienenkorb bezeich-
net und damit auf die Form des fyerfumber, jenes Schlaginstrumentes
hinweist, aus welcher sich die ungeschlachte Form der grossen Lands-
knechttrommel im 15. Jahrhundert entwickelte. Der cylindrische Mantel,
oben und unten durch ein gespanntes Fell geschlossen, bestand aus Holz,
das erst in viel späterer Zeit durch Metall ersetzt wurde.

Eine der pure ähnliche Handtrommel war das tambür, das gewöhn-
lich nur mit der Hand, selten mit einem Klöppel geschlagen und dabei
mit zierlicher Kunst hoch geschwungen oder geu? orfcn werden musste.
Könnte man dieses Instrument allenfalls mit dem heutigen Tamburin
vergleichen, so passt der Vergleich doch eher in Bezug auf das rotumbes
oder rotubumbes, ein einfacher mit Fell bezogener Metallreif, den man
mit 3Urtd/ d. i. Schellen oder klingenden Blechplättchen besetzt hatte.
Diese Vergrösserung des Lärms oder Vermannichfaltigung der Töne durch
schwingende Metallscheiben suchte man in noch ausgedehnterem Masse
zu erreichen durch die ebenfalls dem Orient entlehnten CYnxbeün, jimbeln
in Form zweier mächtiger Metallbecken, die mit den Händen zusam-
mengeschlagen wurden zur Begleitung der grösseren Schlaginstrumente.
Bekanntlich hat sich dieser metallische Beigeschmack der grossen
Trommel als ein untrennbares Anhängsel in der sogenannten Jani-
tscharenmusik bis zu unseren Tagen erhalten.
 
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