IL BILDHAUEREI.
Diese Kunst erfreute sich unter den pfälzischen Kurfürsten schon im 16. u. 17. Jahr-
hundert einer besonderen Pflege und erreichte unter Johann Wilhelm, Carl Philipp und Carl
Theodor eine bedeutende Blüte. Beschäftigte doch der Hof teils in Düsseldorf, teils in Mann-
heim eine grössere Anzahl von Künstlern, schuf doch Carl Theodor eine Kunstakademie in
unserer Stadt und in einem besonderen Antikensaal eine Sammlung von Gipsabgüssen antiker
Kunstwerke, die damals in Deutschland nirgends, ja selbst in Italien nicht Ihresgleichen hatte.
Doch trat die plastische Kunst im allgemeinen zu sehr in den Dienst der Architektur, wie es
zum Charakter der barocken Kunst gehört, und nur wenige plastische Werke sind hier ohne
Rücksicht auf die Architektur geschaffen, abgesehen vom Schwetzinger Schlossgarten, der
freilich zu einem reichen Museum der Skulptur geworden ist. Andrerseits haben auch die
Baumeister das Ihre gethan, um einige Werke der Plastik ins rechte Licht zu setzen und dem
Meissel des Bildhauers Raum zur Entfaltung zu. schaffen.
Die Entwicklungsgeschichte der Bildnerei ist naturgemäss in Mannheim keine andere
als in der Welt der Kunst im übrigen Europa. Am Anfang des Jahrhunderts blüht der
barocke Geschmack, der auf Michel Angelo und Bernini zurückgeht, aber sich teilweise
mit allem Schwulste der Poesie jener Zeit übersättigt, welche uns aus den Werken der zweiten
schlesischen Dichterschule bekannt ist. Ueberladene, bis zur Dunkelheit schwülstige Alle-
goristerei paart sich mit der Sucht nach gewaltiger Kraftäusserung, gespreitztem Pathos und
theatralischer Koketterie. Gezwungene, ja oft fast verschrobene Stellungen des menschlichen
Körpers sind nur zu häufig. Mythologische Darstellungen mit symbolischen Anspielungen
stellen sich in den Dienst höfischer Schmeichelei und prunkhafter Frömmelei. Doch treten
alle diese Eigenheiten in Mannheim sehr massvoll auf.
Ob man den Namen Rococo auch auf die Bildhauerei, so weit sie sich nicht den
Dekorationskünsten unterordnet, anwenden darf, sei dahingestellt. Ich möchte vom Rococostil
in der Bildnerei reden, wenn sich diese Kunst so innig mit der Malerei verbindet, dass es ihr
nicht darauf ankommt, sich starke Uebergriffe in das Gebiet des rein Malerischen zu erlauben.
Denn was kann es geben, das ausschliesslicher der Verherrlichung durch den Pinsel vorbehalten
sein müsste als das Sonnenlicht und duftige Wolkengebilde und der Strahlenglanz der Himmels-
Diese Kunst erfreute sich unter den pfälzischen Kurfürsten schon im 16. u. 17. Jahr-
hundert einer besonderen Pflege und erreichte unter Johann Wilhelm, Carl Philipp und Carl
Theodor eine bedeutende Blüte. Beschäftigte doch der Hof teils in Düsseldorf, teils in Mann-
heim eine grössere Anzahl von Künstlern, schuf doch Carl Theodor eine Kunstakademie in
unserer Stadt und in einem besonderen Antikensaal eine Sammlung von Gipsabgüssen antiker
Kunstwerke, die damals in Deutschland nirgends, ja selbst in Italien nicht Ihresgleichen hatte.
Doch trat die plastische Kunst im allgemeinen zu sehr in den Dienst der Architektur, wie es
zum Charakter der barocken Kunst gehört, und nur wenige plastische Werke sind hier ohne
Rücksicht auf die Architektur geschaffen, abgesehen vom Schwetzinger Schlossgarten, der
freilich zu einem reichen Museum der Skulptur geworden ist. Andrerseits haben auch die
Baumeister das Ihre gethan, um einige Werke der Plastik ins rechte Licht zu setzen und dem
Meissel des Bildhauers Raum zur Entfaltung zu. schaffen.
Die Entwicklungsgeschichte der Bildnerei ist naturgemäss in Mannheim keine andere
als in der Welt der Kunst im übrigen Europa. Am Anfang des Jahrhunderts blüht der
barocke Geschmack, der auf Michel Angelo und Bernini zurückgeht, aber sich teilweise
mit allem Schwulste der Poesie jener Zeit übersättigt, welche uns aus den Werken der zweiten
schlesischen Dichterschule bekannt ist. Ueberladene, bis zur Dunkelheit schwülstige Alle-
goristerei paart sich mit der Sucht nach gewaltiger Kraftäusserung, gespreitztem Pathos und
theatralischer Koketterie. Gezwungene, ja oft fast verschrobene Stellungen des menschlichen
Körpers sind nur zu häufig. Mythologische Darstellungen mit symbolischen Anspielungen
stellen sich in den Dienst höfischer Schmeichelei und prunkhafter Frömmelei. Doch treten
alle diese Eigenheiten in Mannheim sehr massvoll auf.
Ob man den Namen Rococo auch auf die Bildhauerei, so weit sie sich nicht den
Dekorationskünsten unterordnet, anwenden darf, sei dahingestellt. Ich möchte vom Rococostil
in der Bildnerei reden, wenn sich diese Kunst so innig mit der Malerei verbindet, dass es ihr
nicht darauf ankommt, sich starke Uebergriffe in das Gebiet des rein Malerischen zu erlauben.
Denn was kann es geben, das ausschliesslicher der Verherrlichung durch den Pinsel vorbehalten
sein müsste als das Sonnenlicht und duftige Wolkengebilde und der Strahlenglanz der Himmels-