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Mathy, Ludwig
Studien zur Geschichte der bildenden Künste in Mannheim im 18. Jahrhundert: Architektur und Sculptur — Mannheim, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.8038#0109
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— 103 —

62) Im Garten des ehemals Dyckerhoff'schen Hauses R 7, 1 sind einige Bildhauer-
arbeiten aufgestellt, welche wohl der Oberingenieur Dyckerhoff bei der Umgestaltung Mann-
heims in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts vor Zerstörung rettete. Die eine Tatze des
Wappenlöwen vom Heidelberger Thor ist schon erwähnt, ebenso der halbverwitterte Nepomuk.
Dazu kommt noch eine Mutter Glottes mit dem Christuskinde auf dem Arm, die leider durch
den Einfluss der Witterung sehr beschädigt ist und vollem Zerfall entgegengeht, aber zu den
besten ihrer Art in Mannheim zählt. Sie steht auf der Himmelskugel mit der Schlange.

63) Merkwürdiger ist eine Jungfrau Maria, welche einen Brautkranz auf hat und den
heiligen Geist in Gestalt einer Taube inbrünstig an ihre Brust drückt. Auch diese Figur ist
der Verwitterung ausgesetzt. Andere Skulpturen, die bei einem Tempelchen am Rande des
Gartens neben dem Stadtgraben aufgestellt waren, sind erst jüngst, als dieser Teil des Gartens
in Bauplätze aufgeteilt und überbaut wurde, abhanden gekommen.

64) H 1, 8, das Kander'sche Haus, ist mit einem heiligen Michael in [der Ecknische
geziert, der dem vom Pfälzer Hof gleicht. Er soll aber erst vor wenigen Jahren von einem
anderen Eckhause der Unterstadt, als dieses umgebaut oder abgerissen wurde, an den jetzigen
Platz versetzt worden sein.

65) H 3, 3, das Wirtshaus zum Prinzen Max, ist nach der Inschrift 1881 erneuert
worden, aber in den alten Formen. Es trägt über der Verdachung der Thür die Büste des
Prinzen Maximilian, wahrscheinlich von Pfalz-Zweibrücken, im Panzer, mit Puderperrücke,
umgeben von Waffen und Fahnen. Die Wirtschaft gehörte 1735 dem Biersieder J. Blanckart.

66) H 5, 9. Im Schlussstein ist ein geflügelter Engelskopf angebracht, umgeben von
der Jahreszahl 1708.

67) H 6, 7. In einer kleinen Nische ist ein winziges Muttergottesbild, vermutlich aus
Gips, aufgestellt.

68) S 1, 15, das Wirtshaus zum Falken, zeigt über dem verzierten Portal einen hübsch
ausgeführten sitzenden Falken.

69) T 1, 1 trägt als Wahrzeichen einen silbernen Anker, einen ächten Anker aus
Schmiedeeisen, der auf der Thürverdachung liegt.

70) T 3, 2. Ueber der Thürverdachung ist eine Urne mit Guirlande, ein Zahnschnitt
im Thürstarz und verzierte Konsolen, Verzierungen, die man in diesem Stadtteil nicht ver-
muten sollte. Auffallend sind die schraffierten, rechteckigen Flächen im Thürfries.

Hiemit schliesst meine erste Wanderuug durch die Bildhauerarbeiten Alt-Mannheims.
Ich werde schwerlich Wesentliches übersehen haben; eher fürchte ich, zu viel Wertloses zu
ausführlich besprochen zu haben.

Kurze Nachlese architektonischer Einzelheiten.

Meine ursprüngliche Absicht war, wie von den Werken der Bildhauerei, so von denen
der Baukunst im Anschluss an den I. Hauptteil ein möglichst vollständiges Inventar zu geben;
allein während des Druckes stellte sich heraus, dass der mir gespannte Rahmen schon weit
überschritten ist. Statt also die S. 34 und S. 59 gegebenen Versprechungen zu erfüllen, muss
ich mich darauf beschränken, zu einigen Skizzen, die vorher nicht unterzubringen waren, die
notwendigsten Erläuterungen zu geben.

Fig. 98. Das Treppenhaus vor der Aula des Gymnasiums in der Mitte des ehemaligen
Jesuitenkollegiums. Die doppelte Treppe verbindet nur die beiden Obergeschosse mit einander.
 
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