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Mathy, Ludwig
Studien zur Geschichte der bildenden Künste in Mannheim im 18. Jahrhundert: Architektur und Sculptur — Mannheim, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.8038#0108
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— 102 —

Carl Theodors an. In der ganzen Unterstadt, welche mit sechs Quadratreihen den älteren und
grösseren, aber auch weniger vornehmen Teil der Stadt bildet, sind nicht halb so viel Werke
der Bildhauer zu finden.

50) E 1, 6. Von den [drei reich verzierten Portalen des Hauses ist eines schon be-
schrieben. Der Herkuleskopf mit dem Löwenfell ist besonders zu beachten, Fig. 59.

51) E 2, 13 war noch 1795 das Wirtshaus zum Goldenen Adler. Das vergoldete Relief-
bild des Schildvogels ist an die Wand des Hinterhauses versetzt worden.

52) An der Rückwand des Bürgerhospitals E 6, 1 ist im Dachgiebel ein Auge Glottes
in einem Dreieck von Strahlen umgeben plastisch dargestellt und durch Vergoldung hervor-
gehoben.

53) P 2, 4 und 5 gehörte 1733 dem Küfermeister Göllinger; doch scheint die Jung-
frau Maria in einer Nische einer späteren Zeit anzugehören; sie trägt eine Lanze in der Hand
und steht mit ihrer Modefrisur und ihrem gewählten Gewände so zierlich, ja elegant da, dass
sie eher einer Rococo-Diäna als der Himmelskönigin gleicht, die den Drachen zu ihren Füssen
töten soll.

54) P 6, 21 trägt noch den grünen Löwen im Schild, nach dem die Wirtschaft
schon 1795 benannt wurde, als sie in Folge der Explosion des benachbarten Pulvertuvms da-
durch beschädigt wurde, dass eine Haubitze auf das Dach geschleudert wurde. Der kleine Löwe
in Flachrelief ist von Arabesken im Rococostil umgeben.

55) F 4, 7 trägt im Schlussstein des Thorbogens ein Lamm, die Buchstaben I. D. G
und die Jahreszahl 1766. Das Haus gehörte 1734 dem Ackersmann Daniel Groh. — Die Fried-
höfe der Reformierten in F 6 und der Israeliten in F 7 übergehe ich einstweilen.

56) Q 2,14 hat eine unbedeutende Madonna in einer kleinen Nische des dritten Stockes.

57) Q 2,17 gehörte 1733 der Wittwe Kaltmandel und wurde später deutsch-reformierte
Pfarrwohnung. Die reiche in Stuck oder vielmehr in der Masse des Bewurfes ausgeführte
Dekoration der ganzen Fassade ist schon besprochen. Fig. 67.

58) Q 6, 10 trägt die Jahreszahl 1706 und eine derbe Fratze im Schlussstein des
Thorbogens der Hofmauer, einer der wenigen, welche an die Strasse stossen.

59) Q 6, 11 (vgl. Schlichten S. 26 und Fig. 97) jetzt Landesgefängnis, 1748 als Zucht-
und Waisenhaus gegründet. Das Haus ist auf der Seite, die ehemals dem Walle zugekehrt
war und darum täglich von Spaziergängern gesehen wurde, mit einer lebensgrossen Statue
Christi des guten Hirten geschmückt, dem sowohl die Waisen als die Sträflinge empfohlen
waren. Drei verlorene Schafe, die sehr gut gearbeitet sind, drängen sich um seine Füsse. Ein
müder, duldender Gesichtsausdruck, wirre, wie schweisstriefend über die Stirn und auf die
Schultern herabwallende Haare geben das Bild eines Hirten, der sich die Hut hat sauer
werden lassen. An der rechten Seite trägt der Heiland eine Hirtentasche, in der Linken den
Hirtenstab. Auch diese Figur erinnert an Egell's Pathos. Schlichten (pl. 26) zeichnet noch
eine leere Ecknische und statt der einen Nische mit Christus zwei Nischen übereinander, jede
mit einer Figur geschmückt.

60) G 2, 3/4. Der Schlussstein trägt einen Mohrenkopf in Hochrelief; der Mohr ist
ohne Zweifel Balthasar, einer der drei Waisen aus Morgenland; denn 1735 gehörte das Haus
dem J. H. Gruber, Gastwirt „in den drei König".

61) R 1, 2/3 war schon vor 100 Jahren die Einhornapotheke; daher wird das goldene
Einhorn über [der Ladenthür schon recht alt sein. Auch der Pelikan an der Pelikanen-
Apotheke Q 1, 3 und der Mohr an der Mohrenapotheke O 3, 5 mögen dem vorigen Jahr-
hundert entstammen.
 
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