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glorie? Und doch wird die Bildhauerei in der Mitte des vorigen Johrhunderts nicht müde in
den eiteln Vorsuchen, Himmel und Wolken und Lichtstrahlen in Metall und Stein, und zwar
nicht nur in Gold und Silber und Marmor, sondern auch in Bronze und Eisen, Sandstein und
Gips malen zu wollen. Zum "Wesen, ja zu den besten Seiten des Rococostiles aber gehört es
in Aussen- und Innendekoration öffentlicher und privater Bauten, namentlich in sehr graziösen
Reliefwerken, zur Hebung und Vergeistigung der Rococo-Ornamentik beizutragen. Diese
Dienste erweist der Bildhauer dem Architekten und Stukkateur bis ans Ende des Jahrhunderts.
Aber bald nach den Tagen Winckelmanns, nach Lessings Laokoon und antiquarischen
Briefen und all den andern Erscheinungen, welche mit dem Geschmack des Barockstils und
des Roooco Krieg führten, zeigt sich auch hier ein vermehrtes, stets ernster werdendes und
sich vertiefendes Studium der ächten Antike; und wenn Mannheim es nicht zu einem
Canova und Thorwaldsen gebracht hat, so hat es doch tüchtige Offiziere an die Spitze jener
Künstlerscharen gestellt, die unter grösseren Feldherren gegen den Zopf und für antike
Klassicität gekämpft haben, und zwar mit vollem Bewusstsein. Ja am Ende der Periode Carl
Theodors war die Mannheimer Schule schon bis zu der gleichen einseitigen Uebertreibung
jener „edlen Einfalt und stillen Grösse" gelangt, in welcher bekanntlich Winckehnann das
Wesen der griechischen Plastik gefunden zu haben glaubt.
Diese Entwicklungsgeschichte vom Barockstil durchs Kococo zum Klassicismus könnte
von Jahrzehnt zu Jahrzehnt dargestellt werden, wenn die hier vorhandenen Werke der Plastik
alle oder auch nur in der Mehrzahl datiert wären; noch mehr aber würde eine Galerie von
Abbildungen derselben auch dem unerfahrensten Beschauer diese Entwicklung klar machen.
Aber leider müssen wir uns für diesmal in jeder Beziehung einschränken: statt der Vollständig-
keit können wir nur einige Probestücke vorlegen, statt bestimmter Daten vielfach nur Ver-
mutungen ; ja weite Gebiete müssen wir einstweilen ganz bei Seite lassen.
Um damit anzufangen, so versteht es sich von selbst, dass man, um die Thätigkeit
der Mannheimer Bildhauer zu würdigen, ihre im Schwetzinger Schlossgarten aufgestellten
Werke sowie diejenigen, welche nach München verbracht worden sind, mit in Betracht ziehen
müsste. Ich muss darauf verzichten; doch werde ich nicht verfehlen, derselben gegebenen
Ortes kurz zu erwähnen. Schwerer wird es mir, auf eine Behandlung der Grabdenkmäler zu
verzichten, welche auf den hiesigen Friedhöfen und in den hiesigen Kirchen vorhanden sind.
Hier will ich nur bemerken, dass in den späteren Werken dieser Gattung Lessings Abhandlung
„Wie die Alten den Tod gebildet" reichliche Früchte getragen zu haben scheint; denn Genien
mit gesenkten Fackeln, trauernde Eroten, klagende Frauengestalten in antikem Gewände
stehen jetzt in Reihen, freilich oft lieblos zertrümmert, auf dem neuen Friedhofe jenseits
des Neckars.
So rücksichtslos wie die Jetztzeit war auch der Anfang des 19. Jahrhunderts. Dadurch
bekommt die Kunstgeschichte Mannheims gleich zu Anfang eine schmerzliche Lücke; denn
statt über das, was damals beseitigt worden ist, aus Anschauung berichten zu können, müsste
ich mich begnügen, ein ganzes Kapitel aus Riegers Schilderung abzuschreiben, der die vielen
Werke des Meisseis noch gesehen hat, welche bei Schleifung der Festungswerke und beim
Uebergang Mannheims unter die badische Krone zerstört worden sind.
glorie? Und doch wird die Bildhauerei in der Mitte des vorigen Johrhunderts nicht müde in
den eiteln Vorsuchen, Himmel und Wolken und Lichtstrahlen in Metall und Stein, und zwar
nicht nur in Gold und Silber und Marmor, sondern auch in Bronze und Eisen, Sandstein und
Gips malen zu wollen. Zum "Wesen, ja zu den besten Seiten des Rococostiles aber gehört es
in Aussen- und Innendekoration öffentlicher und privater Bauten, namentlich in sehr graziösen
Reliefwerken, zur Hebung und Vergeistigung der Rococo-Ornamentik beizutragen. Diese
Dienste erweist der Bildhauer dem Architekten und Stukkateur bis ans Ende des Jahrhunderts.
Aber bald nach den Tagen Winckelmanns, nach Lessings Laokoon und antiquarischen
Briefen und all den andern Erscheinungen, welche mit dem Geschmack des Barockstils und
des Roooco Krieg führten, zeigt sich auch hier ein vermehrtes, stets ernster werdendes und
sich vertiefendes Studium der ächten Antike; und wenn Mannheim es nicht zu einem
Canova und Thorwaldsen gebracht hat, so hat es doch tüchtige Offiziere an die Spitze jener
Künstlerscharen gestellt, die unter grösseren Feldherren gegen den Zopf und für antike
Klassicität gekämpft haben, und zwar mit vollem Bewusstsein. Ja am Ende der Periode Carl
Theodors war die Mannheimer Schule schon bis zu der gleichen einseitigen Uebertreibung
jener „edlen Einfalt und stillen Grösse" gelangt, in welcher bekanntlich Winckehnann das
Wesen der griechischen Plastik gefunden zu haben glaubt.
Diese Entwicklungsgeschichte vom Barockstil durchs Kococo zum Klassicismus könnte
von Jahrzehnt zu Jahrzehnt dargestellt werden, wenn die hier vorhandenen Werke der Plastik
alle oder auch nur in der Mehrzahl datiert wären; noch mehr aber würde eine Galerie von
Abbildungen derselben auch dem unerfahrensten Beschauer diese Entwicklung klar machen.
Aber leider müssen wir uns für diesmal in jeder Beziehung einschränken: statt der Vollständig-
keit können wir nur einige Probestücke vorlegen, statt bestimmter Daten vielfach nur Ver-
mutungen ; ja weite Gebiete müssen wir einstweilen ganz bei Seite lassen.
Um damit anzufangen, so versteht es sich von selbst, dass man, um die Thätigkeit
der Mannheimer Bildhauer zu würdigen, ihre im Schwetzinger Schlossgarten aufgestellten
Werke sowie diejenigen, welche nach München verbracht worden sind, mit in Betracht ziehen
müsste. Ich muss darauf verzichten; doch werde ich nicht verfehlen, derselben gegebenen
Ortes kurz zu erwähnen. Schwerer wird es mir, auf eine Behandlung der Grabdenkmäler zu
verzichten, welche auf den hiesigen Friedhöfen und in den hiesigen Kirchen vorhanden sind.
Hier will ich nur bemerken, dass in den späteren Werken dieser Gattung Lessings Abhandlung
„Wie die Alten den Tod gebildet" reichliche Früchte getragen zu haben scheint; denn Genien
mit gesenkten Fackeln, trauernde Eroten, klagende Frauengestalten in antikem Gewände
stehen jetzt in Reihen, freilich oft lieblos zertrümmert, auf dem neuen Friedhofe jenseits
des Neckars.
So rücksichtslos wie die Jetztzeit war auch der Anfang des 19. Jahrhunderts. Dadurch
bekommt die Kunstgeschichte Mannheims gleich zu Anfang eine schmerzliche Lücke; denn
statt über das, was damals beseitigt worden ist, aus Anschauung berichten zu können, müsste
ich mich begnügen, ein ganzes Kapitel aus Riegers Schilderung abzuschreiben, der die vielen
Werke des Meisseis noch gesehen hat, welche bei Schleifung der Festungswerke und beim
Uebergang Mannheims unter die badische Krone zerstört worden sind.