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Matthaei, Friedrich Anton Levin
Hellenikos mythologisch-malerische Reisen durch Griechenland, den Archipelagos, Sicilien und Unter-Italien, mit steter Rücksicht auf Wissenschaft, Kunst und Sitte der ältern und neuern Zeit: Enthaltend die Sagen der Vorzeit der Griechen und Römer, nach den Gegenden erzählt und erklärt, welche der Schauplatz derselben waren, nebst einer Nachricht von den dadurch veranlaßten Werken der Bildhauerei und Malerei ... ; Mit Kupfern und Holzschnitten der vorzüglichsten Künstler Deutschlands und Englands — Leipzig, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.4567#0182
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440

Ueber den Phädriaden befindet sich eine Ebene nebst einem kleinen
See, dessen Gewässer in eine Kluft (Katabathron) fallen. Wahrschein-
lich bekömmt Kastalia's Quelle ihre Nahrung daher. Das überflüssige
Wasser läuft über die Straße, nachdem es zwischen den Felsen sich
fortgewunden, und fällt in einen Brunnen von neuerer Entstehung,
aus dem es seinen Lauf zu dem Grunde des Thales nimmt. Es stürzt
sich durch eine enge Felsenbucht, die mit Oliven und Maulbeerbäumen
besetzt ist, worauf es in den kleinen Bach Pleistos gelangt, und in der
Nähe der Ruinen von Kirrha der See zuftrömt.
Während meines Aufenthalts zu Delphi zeigte sich die kastalische
Quelle als ein reichfließender Strom, und bildete einige kleine Kaska-
den, deren Sturz sehr malerisch war. Die Wände der Quelle waren
mit Wasserkresse bedeckt.
Sehr neugierig war ich, die korycische Höhle, die höher auf dem
Berge liegt, und gegen zwei Stunden von Kastri entfernt ist, zu be-
suchen. Schon sollte dieser Besuch auf den fünften August bestimmt
werden, als starke Regengüsse eimraten, welche den Parnassos unweg-
bar machten. Wir sind daher gmöthigt, vielleicht mehrere Tage in
Kastri unfern Aufenthalt zu nehmen.
Mit welchen Beschwerlichkeiten muß im Winter diese Gegend zu
bereisen seyn, wo der Schnee sich in den Thälern stark anhäuft. In
manchen Höhlen des Parnassos bleibt der Schnee das ganze Zahr
hindurch liegen. Daher hat ihn wohl auch Homer den schneeigten und
Euripides den schneebeworfenen oder werfenden genannt'). Sein ge-
genwärtiger Name ist Lyakoura. Drei Stunden von Kastri befindet
sich ein Dorf gleiches Namens, das im Winter um des Schnees wil-
len verlassen wird. Die Einwohner desselben steigen alsdann zu den
benachbarten Dörfern herab.
Von Kastri aus besuchten wir, als die Witterung günstiger wurde,
das Thal, in welchem man das Wagen- und Pferderennen in den
pythischen Spielen hielt.
Von der Entstehung dieser Spiele giebt die Geschichte keinen Auf-
schluß. Sie wurden dem Apollo zu Ehren gefeiert. Anfangs geschah
dies nur dann und wann; darauf alle sieben Zahre; später alle neun
Jahre; seit 582 vor Christi Geburt aber alle fünf Jahre. Die Grie-
chen nannten daher den Zwischenraum von fünf Jahren eine Pythiade.
Olympias 49, 3. hat man angefangen, sie zur Zeitrechnung zu ge-
brauchen.
Man hielt die Spiele im Anfänge des Frühlings, kurz nach der
Versammlung der Amphiktyonen. Sie fielen jedesmal auf den sieben-
ten Tag des Monats Thargelion, also etwa in die Mitte unsers Aprils.
 
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