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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0088
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in dem zarten Wesen der Ortsnymphe ihren Ausdruck findet, wurde
bei dem gewaltigen Kampfe gestört und in wilde Verwirrung gewandelt“.
Ihr Gegenstück hinter Athena war, nach dem Erhaltenen zu
schließen, in demselben Bewegungsmotiv gegeben und also gewiß
auch eine solche Nymphe.
Der Kampf mit der lernaeischen Hydra kommt auf Vasen-
bildern lange nicht so häufig vor, zufällig sind davon aber ein
paar Fälle erhalten, die auf die Natur dieser zuschauenden Ge-
stalten ein besonderes Licht fallen lassen. Auf dem von Conze
publizierten altkorinthischen Skyphos aus Argos ]) ist die eigent-
liche Szene des Kampfes, an dem auch lolaos teilnimmt, eingefaßt
von zwei ruhig stehenden weiblichen Gestalten in Chiton und Hi-
mation. Wie der Vergleich mit derselben Darstellung auf einer
frühkorinthischen Schale in Jena (A. J. 1898 Taf. 12) lehrt, behält
Aschenbach Recht, der gleich nach dem Bekanntwerden der Vase
gegen Conzes Erklärung den bärtigen Kämpfer rechts als Herakles,
den unbärtigen als lolaos bezeichnete und damit nachwies, daß
mit der am rechten Ende stehenden Frau Athena gemeint sei
(Arch. Anz. 1859, 22); wenn er aber in der anderen, allerdings mit
aller Reserve, Hera zu erkennen glaubte, so spricht dagegen, daß
Hera sich auf keinem der zahllosen Vasenbilder mit Heraklestaten
sicher nachweisen läßt1 2). S. Reinach bezeichnet sie als „la
nourrice de l’hydre“ (fRep. des Vases I 389); aber dürfen wir so
zuversichtlich den für die Kromyo festgestellten Tatbestand ver-
allgemeinern '? Zu der Auskunft Perrots endlich (IX 670), es
handele sich um eine Verdoppelung Athenas, wird man nicht ohne
äußerste Nötigung seine Zuflucht nehmen (vgl. oben S. 77, 3).
Die eine der großen s. f. Amphoren aus Eretria im Athener Nat.
Mus. führt auf ihrem Hauptbild den Hydrakampf vor (CoTlignon-
Couve-Nicole Nr. 889 pl. IX, vgl. Eph. Arch. 1899 Taf. 10). Die
hier hinter Herakles und vor Hermes stehende weibliche Gestalt
in Chiton und Himation mit einem Zweig in der Hand -— offenbar
um den Sieger damit zu schmücken — erklärt man gewiß mit
Recht für Athena. Die drei hinter lolaos stehenden, in ihre Hi-
matia eingewickelten Frauen kann ich aber nicht anders verstehen
als drei Nymphen, die das Kampfgetöse aus ihrem Schlupfwinkel
1) Λ. Z. 1859, Taf. CXXV S. 34, 1880, S. 74.
2) Auf der einst im röm. Kunsthandel für Gerhard gezeichneten Hydria des
späteren s. f. Stiles, A. V. 94 (danach Buschor, S. 145) will Schultz, a. a. 0. S. 8
sie in der 1. zuschauenden Frau erkennen. Methodischerweise hat ihre Beurtei-
lung sich aber nach der entsprechenden Gestalt auf den übrigen Darstellungen
des Löwenkampfs zu richten.
 
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