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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0125
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117

Hat man die Eckfiguren des olympischen Ostgiebels einmal
als Flußgötter erkannt, dann bietet sich die Folgerung für die
entsprechenden Gestalten des westlichen Parthenongiebels
von selbst dar. Furtwänglers Verlegenheitsdeutung für A und Ai
als Buzyges mit seiner Gattin, V und W als Butes mit der seinen
ist durch Sauers Entdeckung von Ai, das sich als kauernder Jüng-
ling herausgestellt hat (A. Μ. 1910, 68 ff.), als falsch erwiesen. Ich
denke, wenn man in A und Ai den Kepbisos mit dem Eridanos J),
in V und W Ilissos und Kallirhoe erblickt1 2), so ist damit den ge-
gebenen örtlichen wie den zu fordernden inhaltlichen Verhältnissen
nach jeder Seite Genüge und Furtwänglers schöner Erklärung der
folgenden Gruppe 1. als der Familie des Kekrops, r. als der des
Erechtheus nicht im geringsten Abbruch geschehen. Man wird
dann nur an der Existenz des Erechtheus zwischen U und V fest-
halten müssen, die Sauer (a. a. 0. 78f.) der Komposition halber
ohne zwingende Gründe bezweifelt hat3).
VII.
Über die Bergpers onifikationen kann ich mich nach allem
Voraufgegangenen kurz fassen4).
Im Mythos sind es in der Regel Heroen; wo der Berg einen
weiblichen Namen hat, auch wohl Nymphen {Fick^Bechtel, Personen-
namen 441), ihre Personifizierung und Personifikation in der Dich-
tung wurde oben im Zusammenhang bereits verfolgt (S. 13 ff.). Von
der bei Ländern und Flüssen üblichen läßt sich ein wesentlicher
Unterschied nicht beobachten 5). Daß von einem Kulte hier nicht
1) Svoronos, der Journ. Intern. 1911, 198 A Eridanos, A, Kykloboros nennt,
verfällt in den alten Brunnsclien Irrtum der ausschließlich geographischen
Deutung.
2) Ilissos kennen wir bildlich sonst nicht, aber die Schatzmeisterurkunden
lehren, daß er Kult genoß: C. I. A. I, 210k. 273 f. IG; dazu vgl. Maxim. Tyr. II, 1.
έστίν που και ποταμώι τιμή ή · ... ή κατά τελετήν ιός Άθηναίοις προς Ίλισσόν. Nenn.
39, 180 nennt ihn γαμοστόλος. Kallirhoe hat man mit großer Wahrscheinlichkeit
in der weiblichen Gestalt mit Füllhorn auf dem einen Relief aus dem Ilissosbett
erkannt; vgl. oben S. 105, 4, 2.
3) Ich möchte die Kinder P R nicht als eine ganze Figur auffassen, sondern
nur als Attribute von Q und mir U, mit U eng verbunden denken. Daß man
dann nicht die freie Symmetrie wie im Ostgiebel bekommt, scheint mir nicht da-
degen zu sprechen.
4) Uber sie haben im Zusammenhang gehandelt: Wieseler, Gött. Nachr.
1876, 53—85. Woermann, Landschaft 262 ff. Gerber, a. a. 0. 300 ff. Schulz, a. a. 0.
75 ff. Steuding. Lex. II, 2108—2128.
5) Vgl. auch die von Steuding, Lex. II, 2108 gesammelten Dichterstellen.
 
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