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Matz, Friedrich; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Ein römisches Meisterwerk: der Jahreszeitensarkophag Badminton - New York — Berlin: de Gruyter, Band 19.1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.49856#0058
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Köpfe und durch die symmetrische Anordnung ihrer Stand- und Spielbeine zu-
sammengefaßt. In Tracht und Attributen gibt es freilich viele Verschiedenheiten.
Nur die Nebris des Herbstes und die Sichel des Sommers stimmen überein. In der
Haltung besteht der eigentliche Unterschied darin, daß auf dem Altar die inneren
Arme der Paare neben den Standbeinen mit Ausnahme des Sommers gesenkt und
die äußeren mit Ausnahme des Herbstes gehoben sind. Auf dem Sarkophag in V.
Savoia ist die Korresponsion schematischer durchgeführt, und zwar grundsätzlich
in umgekehrtem Sinne: Die Arme sind auf allen Standbeinseiten gehoben und auf
allen Spielbeinseiten gesenkt.
Die Unterschiede finden in der Zunahme der Romanisierung ihren Grund. Aus den
Eroten sind kleine Jungen geworden. Der Winter erscheint in der Tracht der Gegen-
wart. Auch die schematische Gruppierung ist abgesehen von der entschiedeneren
Zentralisierung ein römisches Formmerkmal. Dies alles entspricht der allgemeinen
Wendung, die in der Entstehungszeit des Sarkophags in V. Savoia, dem letzten
Viertel des 2. Jahrhunderts, die Sarkophagplastik überhaupt nimmt.
Auf der anderen Seite sind die Übereinstimmungen zwischen dem Zyklus des
Sarkophags in V. Savoia und dem des Altars so groß und so wesentlich, daß sie nicht
zufällig sein können. Damit ist der Zyklus des Sarkophags in V. Savoia, auf den sich
der des Sarkophags Badminton-New York gründet, bereits durch ein Denkmal
belegt, das dem Sarkophag in V. Savoia um reichlich zwei Generationen voraufgeht.
Denn mit Recht ist schon immer der Altar den klassizistischen Werken aus dem
ersten Viertel des 2. Jahrhunderts eingereiht worden.
Für den Schmuck eines runden Monuments, wie er es ist, wurde dieser Zyklus
nicht erfunden. Seine Gliederung in zweiteilige Gruppen kann dabei nicht zur Gel-
tung kommen, weil jeweils nur eine der Figuren sich vom Blick ganz erfassen läßt.
Ein künstlerischer Grund für den verhüllten Vortrag dieser so klaren Disposition ist
nicht ersichtlich. Eine altrömische Zweiteilung des Jahreslaufs, die ohnehin proble-
matisch ist45, steckt schon deshalb nicht dahinter, weil die Jahreszeiten am Traians-
bogen in Benevent anders gruppiert sind. Sommer und Frühling erscheinen an der
Stadtseite, Herbst und Winter an der Feldseite. Die Bronzemedaillons mit den
Jahreszeiten, die unter Hadrian beginnen (H. 318. 325ff.), reihen die vier Figuren
auf, ohne durch eine Zäsur zwei Paare zusammen zu halten. Ihre Reihenfolge ent-
spricht nicht der des Beneventer Bogens, sondern der anderen, aber in umgekehrtem
Sinne wie auf den Sarkophagen. Am Triumphbogen des Septimius Severus ist die
Gruppierung dann dieselbe wie auf dem Altar und auf den ersten Jahreszeiten-
sarkophagen, und der Constantinsbogen folgt ihm46.
45 Piganiol, Recherches sur les Jeux Romains, 1923, 36t!. Lattimore, Themes of Greek and Latin
Epitaphs, Illinois Studies in Language and Literature, 1942, 121. Hanfmann 1, 119 A. 81.
46 Auch der Jahreszeitensarkophag von singulärem Typus mit den tanzenden Jahreszeiteneroten im
Conservatorenpalast, H. 372, verwendet diese Anordnung. H. 1, 25 datiert ihn richtig in die Mitte des
3. Jhs. — Zur Frage der Gruppierung vgl. im übrigen K. Andresen, DLZ. 76, 1955, 293, der aber die
hier behandelten Denkmäler nicht berücksichtigt. Der Beweis für die ikonographische Ableitung der
Jahreszeitensarkophage aus den kaiserlichen Repräsentationsbildern, den Andresen mit Hilfe von Be-
 
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