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Mau, August
Pompeji in Leben und Kunst ([Hauptbd.]): mit einem Kapitel über Herculaneum, mit 304 Abbildungen im Text, 14 Tafeln und 6 Plänen — Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61619#0426
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Pompeji.

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man den Garten wieder angepflanzt, möglichst auf den Spuren
der alten Anlage, und ringsum die Säulenhallen hergestellt; es
ist auch gelungen, in mehreren Zimmern die Decken mit ihrer
Bemalung aus den Fragmenten wieder zusammenzusetzen, so daß
nun das Peristyl mit den umliegenden Räumen fast ganz in seiner
alten Gestalt dasteht. Das Atrium liegt etwas seitwärts, so daß
es nur mit einer Ecke das Peristyl berührt; es ist klein, ohne
Seitenzimmer, nur ein Vor- und Durchgangsraum. Man sieht
hier so recht, wie in der letzten Zeit — doch schon zur- Zeit des
dritten Stiles, denn auf diese geht die jetzige Form des Hauses
zurück — das Leben sich aus dem Atrium, dem alten Zentrum,
in und um das Peristyl zurückgezogen hatte.
Von der Nolaner Straße in ihrem weiteren Verlauf nach Osten
zweigen sich nordwärts mehrere Straßen ab, von denen noch
keine ganz ausgegraben ist. An einer derselben liegt rechts, in
der Insula V, 4, das schon S. 284 wegen seines Cenaculum er-
wähnte Haus des M. Lucretius Fronto. Der Besitzer wollte Ädil
werden; in mehreren gemalten Inschriften auf den Fronten der
Nachbarhäuser wird seine Wahl empfohlen: »die Nachbarn emp-
fehlen ihn«, heißt es da. Und im Hause selbst hat jemand in
die Wand eingekratzt: M. Lucretius Fronto, vir fortis et ho —
er wollte schreiben honestus'. »ein energischer und ehrlicher Mann«,
aber er wurde wohl unterbrochen und die Inschrift blieb unvoll-
endet. Das Haus ist eine kleine Wohnung im Stil der Kaiser-
zeit, etwa dem des tragischen Dichters (S. 331) zu vergleichen,
mit schönen und gut erhaltenen Wanddekorationen dritten Stils,
sehenswert auch deshalb, weil man hier das Dach des mit Ma-
lerei. Impluvium und marmornem Gartibulum (S. 260) trefflich
erhaltenen tuscanischen Atriums wiederhergestellt hat.
Weiter südlich an der Stabianer Straße das Haus des Lucre-
tius, III (IX), 3, 5. Der Name ist einem Wandgemälde (Fig. 201)
entnommen, das allerlei Schreibgerät und einen Brief darstellt mit
der Adresse: M. Lucretio flam[ini} Martis, decurioni Pompei[s\ —
»dem Marcus Lucretius, Priester des Mars, Ratsherrn in Pompeji«.
Hinter dem Tablinum liegt ein nach hinten ansteigender kleiner
Garten; an seinem oberen Ende steht in einer kleinen Mosaik-
nische ein marmorner Silen, der aus einem Schlauche einen
Wasserstrahl über eine Marmortreppe in ein rundes Bassin fallen
 
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