VIERTER TEIL.
DIE GRÄBER.
Kapitel L.
Die Gräberstraße vor dem Herculaner Tor.
\ur ein kleiner Teil der Gräber Pompejis ist erforscht worden.
Dicht gereiht lagen sie an den Straßen vor allen Toren, weit
hinaus: noch in Scafati, 2 km von Pompeji, wurde der Grabstein
eines Magisters der Vorstadt gefunden. Am bekanntesten und
in der größten Ausdehnung ausgegraben ist die Gräberstraße
vor dem Herculaner Tor. Aber auch an den aus dem Stabianer,
Nuceriner und Nolaner Tor führenden Straßen hat man Gräber
gefunden, vor letzterem außerdem an der Mauer entlang das Vor-
handensein dürftiger Ruhestätten festgestellt.
Aus vorrömischer, samnitischer Zeit kennen wir von zwei, wie
es scheint, dürftigen Grabfeldern je eine kleine Ecke; nur zwei
oder drei Monumente gehören der republikanischen, alle übrigen
der Kaiserzeit an. Nur die vorrömischen Gräber enthielten un-
verbrannte Leichen, alle übrigen Aschenurnen.
Sehr verschieden sind die Formen der Gräber, verschieden
auch die Bestattungsweisen und die diesen zugrunde liegenden
Anschauungen und Empfindungen. Einige legten vor allem Wert
darauf, die Asche unter Erde zu bringen, andere auf ein statt-
liches Monument. Wieder anderen lag daran, daß die Asche
für die Totenopfer zugänglich blieb, oder daß es möglich war,
in derselben Kammer noch andere Familienglieder beizusetzen.
Manche gestalteten die Grabstätte zugleich zu einem freundlichen
Aufenthalt für die Überlebenden, nicht nur für die an den Ge-
denktagen sich hier versammelnde Familie, sondern auch für den
DIE GRÄBER.
Kapitel L.
Die Gräberstraße vor dem Herculaner Tor.
\ur ein kleiner Teil der Gräber Pompejis ist erforscht worden.
Dicht gereiht lagen sie an den Straßen vor allen Toren, weit
hinaus: noch in Scafati, 2 km von Pompeji, wurde der Grabstein
eines Magisters der Vorstadt gefunden. Am bekanntesten und
in der größten Ausdehnung ausgegraben ist die Gräberstraße
vor dem Herculaner Tor. Aber auch an den aus dem Stabianer,
Nuceriner und Nolaner Tor führenden Straßen hat man Gräber
gefunden, vor letzterem außerdem an der Mauer entlang das Vor-
handensein dürftiger Ruhestätten festgestellt.
Aus vorrömischer, samnitischer Zeit kennen wir von zwei, wie
es scheint, dürftigen Grabfeldern je eine kleine Ecke; nur zwei
oder drei Monumente gehören der republikanischen, alle übrigen
der Kaiserzeit an. Nur die vorrömischen Gräber enthielten un-
verbrannte Leichen, alle übrigen Aschenurnen.
Sehr verschieden sind die Formen der Gräber, verschieden
auch die Bestattungsweisen und die diesen zugrunde liegenden
Anschauungen und Empfindungen. Einige legten vor allem Wert
darauf, die Asche unter Erde zu bringen, andere auf ein statt-
liches Monument. Wieder anderen lag daran, daß die Asche
für die Totenopfer zugänglich blieb, oder daß es möglich war,
in derselben Kammer noch andere Familienglieder beizusetzen.
Manche gestalteten die Grabstätte zugleich zu einem freundlichen
Aufenthalt für die Überlebenden, nicht nur für die an den Ge-
denktagen sich hier versammelnde Familie, sondern auch für den