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Mau, August
Pompeji in Leben und Kunst ([Hauptbd.]): mit einem Kapitel über Herculaneum, mit 304 Abbildungen im Text, 14 Tafeln und 6 Plänen — Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61619#0505
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Pompeji.

wie die chemische Analyse ergab, aus Wasser, Wein und Öl ge-
mischten Flüssigkeit. Auf der Bank standen Tonlampen, eine
bei jeder Urne; andere lagen in einer Ecke. Sie dienten zur
Erleuchtung der Kammer an den Totenfesten.
23. Triclinium funebre (Fig. 264). Ein ummauertes
Grundstück; dem Eingang gegenüber gemauerte Speisebetten,
ganz so wie wir sie in mehreren Privathäusern gefunden haben
(S. 270). Zwischen ihnen der Tisch und ein kleiner runder Altar
für die Libationen. Also ein Platz für das Totenmahl, ein Denk-
mal in Form eines Aufenthaltsortes für die Überlebenden, ver-
gleichbar der Nische des Cerrinius, den Sitzen des Vejus und
der Mamia. Die Wände waren einfach im letzten Stil bemalt.
An der Straße über dem Eingang die Inschrift: Cn. Vibrio Q.
f. Fal. Saturnino Callistus Hb. Cn. Vibrius Saturninus, dem
sein Freigelassener Callistus dies Grabmal errichtete, gehörte der
falernischen, nicht der menenischen Tribus an, war also kein
einheimischer Pompejaner, sondern vielleicht aus Nola. Seine
Asche war wohl in dem freigebliebenen Raume gleich am Ein-
gang beigesetzt. — Dies Grab und das des Istacidius Helenus
sind die ältesten dieser ganzen Reihe.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß jenseits der Villa des Dio-
medes wieder Gräber an der Straße liegen; doch sind die Aus-
grabungen nicht weiter vorgedrungen.
Die vierte Gruppe, in der Gabelung der beiden Wege, zerfällt
in einen altern Teil, auf der von Futtermauern gestützten An-
höhe zwischen den beiden Straßen, und einen jüngern, am P'uße
der Anhöhe gegen die Stadt. Wir beginnen mit dem altern,
und zwar mit den von der Stadt entferntesten Gräbern.
42—43. Gräber der Arrier. Auf einer in die Futter-
mauer des Hügels eingelassenen Tufftafel lesen wir: Arriae M.
f. Diomedes Ipibertus} sibi suis. Also für seine ehemalige Herrin
Arria, für sich und die Seinen erwarb hier der Freigelassene
Diomedes eine Grabstätte. Gleich darüber steht sein eigenes
Grab (42), ein massives Monument ohne Kammer, in Gebäude-
form, mit der Inschrift: M. Arrius D. I. Diomedes sibi suis
memoriae, magister pag. Aug. Felic. suburb. Die Zeichen J. I.
bezeichnen den Freigelassenen einer Frau, Gaiae libertus'. Gaia
ist der fiktive Vorname der Frau, die ja keinen Vornamen hat.
 
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