Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 19.1976

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Mascher, K. H.: Die "Positivkorrektur", ein neuer Ansatz der Leistungsmessung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33071#0025

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die „Positivkorrektur“, ein neuer Ansatz der Leistungsmessung
In der pädagogischen Theorie und Praxis hat, nach der Curriculumrevision, ein
neuer Dictator die Macht übernommen: der „Numerus Clausus“, und in seinem
Gefolge die vielfältigen Projekte, ihn wieder loszuwerden; und spätestens seit dem
Eingreifen des Bundesverfassungsgerichts in den „Bonus-Malus-Streit“ ist erkenn-
bar, daß damit die Leistungsmessung (LM) von einem Randproblem zu einer vor-
dringlichen Frage an die Schulpraxis aufgerückt ist. Ihr Rang überschneidet und
verstärkt sich noch mit der Suche nach den Gründen, die - nach anfänglich erfolgrei-
chem und bereitwillig hingenommenem Unterricht - zur Abwahl unserer Fächer auf
der Sekundarstufe II führen. Und wiederum stößt man, wenn auch hier erst an
zweiter oder dritter Stelle, auf die Problematik der LM, die in den Alten Sprachen -
noch immer und im Gegensatz zu anderen Schulfächern - gekennzeichnet ist durch
das Überwiegen der Ubersetzungsklausur, durch eine Urteilsfindung aufgrund der
summierten Fehl-Leistungen und durch im Schnitt deutlich schlechtere Noten. So
erscheint das Gebiet der LM nicht als Spielwiese für unterbeschäftigte Theoretiker,
sondern vermag etwas auszusagen über Erfolg, Wirkung und Selbstdarstellung eines
Schulfaches.
Aus diesen Überlegungen heraus hatte der DAV vor drei Jahren einen „Didakti-
schen Ausschuß - Gruppe Leistungsmessung“ ins Leben gerufen; er wurde von
seinem Leiter, Ad. Glasen, im Mitteilungsblatt des DAV Nr. 1/1975 bereits vorge-
stellt. Nach Abschluß der Beratungen hat nun der Ausschuß die Ergebnisse seiner
Tätigkeit unter dem Stichwort „Positivkorrektur“ in gedrängter Form, mit Vorschlä-
gen zur Handhabung, Tabellen etc., in einem Beiheft zu den vom IPTS des Landes
Schleswig-Holstein herausgegebenen „Studien“ veröffentlicht. Die Überlegungen,
die den Ausschuß zur Empfehlung der sog. „Positivkorrektur“ geführt haben, seien
im folgenden kurz dargestellt. Wir beschränken uns dabei, wie auch der o. g. Aus-
schuß, auf eine Diskussion der Notenfindung in den schriftlichen Formen der LM, die
ja dem Unterricht in den Alten Sprachen als einer „Arbeit am Text“ besonders
entgegenkommen.
Den Ausgangspunkt bildete die Feststellung, daß sich die Ansprüche der Öffent-
lichkeit an das System der LM im letzten Jahrzehnt erheblich gewandelt haben:
Einerseits sind die Zulassungsverfahren zu Hoch- und Oberschulen unbedingt auf die
Vergleichbarkeit der Zeugnisnoten angewiesen, diese aber basieren weitestgehend
auf den Ergebnissen der schriftlichen Arbeiten; auch sie müssen also schon vergleich-
bar sein. Zum anderen sind Eltern und Schüler hinsichtlich der Chancenverteilung
durch Zeugnisnoten so weit sensibilisiert, daß sie nicht mehr der Erfahrung, dem
guten Willen und dem pädagogischen Gewissen des Lehrers allein vertrauen, sondern
die Objektivität seiner Urteile auch selbst nachprüfen, d.h. sie von ihm transparent
gemacht sehen wollen. Leistung und Fehler, die Norm und die belegbaren Abwei-
chungen von ihr sollen nach allgemein bekannten und allgemeingültigen Regeln
bewertet werden, denn letztlich entscheidet der Computer. Man stellt mit Bedauern
fest, daß die Erörterungen der Klassenarbeiten etwa von Krefeld (DaU VI/1, 1962)
und Ahrens (Lateinausbildung im Studienseminar, 1963) nun schon ein Stück Päd-
agogik-Geschichte geworden sind.
Es gilt also, ein Korrekturverfahren zu finden, das mit der unerläßlichen Gerech-

DAV-Mitteilungsblatt 1976/2

1
 
Annotationen