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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 19.1976

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Nr. 2
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Radke, Gerhard: [Rezension von: Filippo Coarelli, Rom. Ein archäologischer Führer]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33071#0037

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steht. Dankenswerterweise belehrt uns Verf. S. 230, daß die Stazione Termini keine „Endsta-
tion ist, sondern nach den Diokletiansthermen heißt. Die ara pacis hat nicht nur eine Neuorien-
tierung erfahren (S. 270), sondern sogar ihren Standort wechseln müssen. Wertvoll ist die
Darstellung der verschiedenen Heiligtümer auf dem Forum Boarium und dem Forum Holito-
rium sowie ihre Baugeschichte (S. 279 ff.). Dadurch gewinnt dieser Bereich ein neues Interesse.
Eine Inschrift mit dem Namen des Semo Sancus wurde zwar auf der Tiberinsel gefunden (S.
313), aber nicht erst jetzt, sondern schon von lustinus, der i. J. 165 in Rom den Märtyrertod
fand; er mißdeutete sie freilich als Zeugnis für den Magier Simon von Samaria, den die
Samaritaner für einen Gott hielten (vgl. außer lustin. mart. und Euseb. besonders Tertull. apol.
13). Die den Plänen beigegebenen Pfeile zur Nordrichtung sind wichtig und gut; man merkt das
erst so richtig, wenn sie einmal fehlen (S. 30f.) oder falsch stehen (S. 77).
Es darf nicht verschwiegen werden, daß nicht „die antiken Schriftsteller“ (S. 178) das
Septimontium als „ältesten städtischen Zusammenschluß“ ansprechen, sondern erst moderne
Forscher; nach antiken Zeugnissen einschließlich der Kalender war Septimontium der Name
eines Festes am 11. Dezember. Und wenn ferner Verf. auch in fast allen einschlägigen Büchern
lesen konnte, penus bedeute „Vorratskammer“, und deshalb von der „Schatzkammer der
Vesta“ (S. 90) spricht, schuldet Rez. seinen Lesern doch den Hinweis, daß nach dem Zeugnis
antiker Juristen (Varro 1.1.5,162. Gell. 4,1,14 ff. Dig. 33,9,1 ff.) penus den für den Hausherrn
eigens aufbewahrten Vorrat an Speisen, Getränken und Heizmaterial bezeichnet. Die trapezför-
mige Grube unter dem Tempel darf mit Sicherheit nicht dafür in Anspruch genommen werden.
Eine wertvolle Orientierungshilfe bieten die skizzierten Wiedergaben der Reliefs auf der ara
pacis, auf der Trajanssäule und am Septimius-Severus-Bogen. Hilfreich und zugleich anregend
für weitere Studien ist der Anhang über Bautechniken und Baumaterialien. Ist die Forums-In-
schrift auch auf Tuff aus Grotta Oscura geschrieben (S. 341), wurde sie doch lange vor dem
Galliersturm errichtet. Das Material für diese Inschrift ist für die Bearbeitung geeigneter als der
grobkörnige, leicht bröckelnde Tuff von Grotta Ferrata; die Römer hätten dann den Stein für
die Stele von den Vejentern gekauft. Eine ausgesprochene Bereicherung ist die umfangreiche -
wegen der schier unübersehbaren Literatur dennoch keineswegs auch nur annähernd vollstän-
dige - Bibliographie. Es ist zweifellos ein Verdienst, dieses Buch in dieser Ausstattung auch in
einer deutschen Ausgabe vorgelegt zu haben; dem Verlag ist dafür zu danken. Kein Romreisen-
der, der sich ernsthaft mit dem archäologischen Befund der Stadt und damit auch den Denkmä-
lern ihrer Geschichte vertraut zu machen beabsichtigt, kommt ohne dieses Buch aus.
Gerhard Radke.

ZEITSCHRIFTENSCHAU
Hermes 103, 1975, H. 1-3: M. Schofield, Doxographica Anaxagorea, 1-24. - G. Müller,
Beschreibung von Kunstwerken im Ion des Euripides, 25—44: Es handelt sich a) um die
Kunstwerke am delphischen Tempel Apollons vv. 184-218 und b) um die Bilder im Festzelt
1151-1165. M. hält diese Bildbeschreibungen „statt für auswechselbaren Schmuck vielmehr
für notwendig zugehörige, auf die vorliegende Handlung wesensmäßig bezogene Elemente der
Tragödie“. V. 460 f. liest M. äyma tpoißr]iov = Altar des Phoibos. (Vgl. auch zum Festzelt M. v.
Albrecht, Der Teppich als literarisches Motiv, in Deutsche Beiträge zur geistigen Überlieferung,
7, Bd., 1972,20 ff.). - J. Moline, Euripides, Socrates and virtue, 45-67, wendet sich gegen eine,
vorzüglich von B. Snell, Philol. 97, 1948, 128 ff. vertretene Ansicht, die in Hipp. 375 ff. und
Med. 1077 eine Polemik des Euripides gegen Sokrates zu sehen glaubt. - ]. Sprute, Topos und
Enthymem in der aristotelischen Rhetorik, 68-90: Während der Syllogismus sich auf den
Beweis von avayxcua bezieht, hat es das Enthymem mit Dingen zu tun, die so, aber auch anders
sein können. Um dem Redner die Bildung solcher Enthymeme zu ermöglichen, werden ihm

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