über die Geschichte des Willens in der Philosophie: in einem Aufriß von Sokrates bis Nietzsche
meint M., als Sokrates auf den Markt ging, um die Menschen zu lehren, mit den Augen des Gei-
stes zu sehen, da war es um den Willen geschehen, jedenfalls aus der Sicht Platons, dessen eigen-
tümliche ,,!nte!lektuaiität" dem Willen als Moment der Erkenntnis keinen Spielraum zu gewäh-
ren schien (NZZ 27.2.). — Unter der Überschrift ,,Der Augenblick des Paris" macht sich E. Nord-
hofen Gedanken über,,Blumenberg, Marquard und die Apotheose des Plurals": gegen den Su-
perlativ des Parisurteils (der Schönsten) wird der wahre Paris-Mythos gesetzt: jeder läßt jeden den
Ersten und Schönsten sein (Abb. Parisurteil v. Anselm Feuerbach 1870, FAZ 7.2.). — Philosophen:
unter dieser Rubrik wird über zwei Meisterdenker unserer Zeit berichtet. Der eine ist H.G. Gada-
mer, der in Wien im Palais Schwarzenberg zum Gedenken an den vor 10 Jahren verstorbenen
Prager Philosophen und Sprecher der,,Charta 77", Jan Patocka über,,Phänomenologie und das
Problem der Zeit" sprach: von Prometheus, der laut Aischylos dem Menschen auch das Wissen
seiner Todesstunde nahm und erst damit einen 'Horizont von Zukunft' eröffnete, führt die imagi-
näre Reise zur meßbaren Zeit, dem Chronos, und über den Kairos, wie die Griechen die Gunst
des rechten Augenblicks nannten, bis zur angemessenen Lebenszeit, dem Äon, in seiner Fülle
und Erfülltheit (FAZ 17.3.). -
Erziehung / Bf/dung/Schüfe: Wie der Einzelne ein Verhältnis zum Ganzen gewinnt: Hans Maier
berichtet über die Allgemeinbildung. Er stellt zehn Thesen auf. Seine zweite These lautet: Allge-
meinbildung und Fachbildung sind jeweils isoliert betrachtet - geschichtlich zu Ende gedacht. In
diesem Zusammenhang erwähnt er den Bildungskanon der alten Perser, der nach Herodot nur
aus drei Disziplinen bestand: Reiten, Bogenschießen, die Wahrheit sagen. Von der Antike bis in
die neuere Zeit war man sich über die Grundbildung einig: Trivium und Quadrivium, also die
zweckfreien, 'septem artes liberales'. Heute, so Maier, hätten wir es nicht so leicht (RhMerkur
2.1.). — Niedersachsen startet Modellversuch zur verkürzten Schulzeit: dieses Modell soll mit
Latein/Französisch als ersten Fremdsprachen beginnen. Mit den grammatischen Strukturen die-
ser Sprachen, so Kultusminister Oschatz, lasse sich pädagogisch mehr Sprachkompetenz vermit-
teln (FAZ 5.3.). — Schule der Hauptsachen: der Plan eines europäischen Gymnasiums. Werner
Ross bezeichnet in diesem Artikel Frankreich und die Bundesrepublik als die Exekutoren der
Europa-Werdung und räumt dem Französischen an deutschen Schulen einen ersten Platz ein.
Diese neuere, moderne, lebendige Fremdsprache wird mit der alten, aber gewiß nicht toten eu-
ropäischen Gemeinsprache Latein verknüpft, aus der sie selbst erwachsen ist (FAZ 30.3., vgl. den
Ansatz von Westphalen mit Latein/Englisch, Verf.). — Latein: plötzlich ein Stolperstein für viele
Fächer: Ob die Sprache der alten Römer für eine Studiendisziplin vorausgesetzt wird, können
selbst Fachleute oft nicht auf Anhieb sagen. Die Hochschul-WELT stellt die wichtigsten Bestim-
mungen zusammen (Welt 24.3.). —
Strelf/Icher aus der Antike: Klaus Bartels, von dem bereits ein zweiter Band ,,Streiflichter" u.d. Ti-
tel ,,Sokrates im Supermarkt" (s.o.) erschienen ist, berichtet u.a. über,, Bruchrechnung für Anfän-
ger", die ihm Horaz liefert: Incipe! Dimidium facti est coepisse. Superfit dimidium: rursum hoc
incipe et efficies: Fang einmal an! Das ist schon die Hälfte der Arbeit. Es bleibt dir noch eine Hälf-
te. So fang noch einmal an, und du hast's (NZZ 10.1.). —
Fragebogen: Von VIPs bevorzugte „Lieblingsgestalten" waren im ersten Quartal 87: Marc Aurel
(2 mal), Antigone ( 2 mal), Iphigenie, Aristoteles, Alkibiades, Sokrates und Lysistrata. Ein Beispiel:
Für den Physiker Heinz Maier-Leibnitz war Sokrates die „Lieblingsgestalt in der Geschichte"
(FAZ-Mag. 20.3.), -
Preise: Der erstmals verliehene Gertrud-Eysoldt-Ring der Ringelband-Stiftung ging an die Schau-
spielerin Doris Schade für ihre Leistung als Hekabe in „Die Troerinnen des Euripides" von Wal-
ter Jens, einer Münchener Inszenierung von George Tabori (FAZ 6.1.). — Höchstdotierter Musi-
kerpreis für Orpheus: der brit. Komponist Harrison Birtwistle erhielt den mit 270000 Mark dotier-
ten Grawemeyer-Preis für seine Oper „The Mask of Orpheus" wegen der Neuheit der Musik
(FAZ 28.3.). -
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meint M., als Sokrates auf den Markt ging, um die Menschen zu lehren, mit den Augen des Gei-
stes zu sehen, da war es um den Willen geschehen, jedenfalls aus der Sicht Platons, dessen eigen-
tümliche ,,!nte!lektuaiität" dem Willen als Moment der Erkenntnis keinen Spielraum zu gewäh-
ren schien (NZZ 27.2.). — Unter der Überschrift ,,Der Augenblick des Paris" macht sich E. Nord-
hofen Gedanken über,,Blumenberg, Marquard und die Apotheose des Plurals": gegen den Su-
perlativ des Parisurteils (der Schönsten) wird der wahre Paris-Mythos gesetzt: jeder läßt jeden den
Ersten und Schönsten sein (Abb. Parisurteil v. Anselm Feuerbach 1870, FAZ 7.2.). — Philosophen:
unter dieser Rubrik wird über zwei Meisterdenker unserer Zeit berichtet. Der eine ist H.G. Gada-
mer, der in Wien im Palais Schwarzenberg zum Gedenken an den vor 10 Jahren verstorbenen
Prager Philosophen und Sprecher der,,Charta 77", Jan Patocka über,,Phänomenologie und das
Problem der Zeit" sprach: von Prometheus, der laut Aischylos dem Menschen auch das Wissen
seiner Todesstunde nahm und erst damit einen 'Horizont von Zukunft' eröffnete, führt die imagi-
näre Reise zur meßbaren Zeit, dem Chronos, und über den Kairos, wie die Griechen die Gunst
des rechten Augenblicks nannten, bis zur angemessenen Lebenszeit, dem Äon, in seiner Fülle
und Erfülltheit (FAZ 17.3.). -
Erziehung / Bf/dung/Schüfe: Wie der Einzelne ein Verhältnis zum Ganzen gewinnt: Hans Maier
berichtet über die Allgemeinbildung. Er stellt zehn Thesen auf. Seine zweite These lautet: Allge-
meinbildung und Fachbildung sind jeweils isoliert betrachtet - geschichtlich zu Ende gedacht. In
diesem Zusammenhang erwähnt er den Bildungskanon der alten Perser, der nach Herodot nur
aus drei Disziplinen bestand: Reiten, Bogenschießen, die Wahrheit sagen. Von der Antike bis in
die neuere Zeit war man sich über die Grundbildung einig: Trivium und Quadrivium, also die
zweckfreien, 'septem artes liberales'. Heute, so Maier, hätten wir es nicht so leicht (RhMerkur
2.1.). — Niedersachsen startet Modellversuch zur verkürzten Schulzeit: dieses Modell soll mit
Latein/Französisch als ersten Fremdsprachen beginnen. Mit den grammatischen Strukturen die-
ser Sprachen, so Kultusminister Oschatz, lasse sich pädagogisch mehr Sprachkompetenz vermit-
teln (FAZ 5.3.). — Schule der Hauptsachen: der Plan eines europäischen Gymnasiums. Werner
Ross bezeichnet in diesem Artikel Frankreich und die Bundesrepublik als die Exekutoren der
Europa-Werdung und räumt dem Französischen an deutschen Schulen einen ersten Platz ein.
Diese neuere, moderne, lebendige Fremdsprache wird mit der alten, aber gewiß nicht toten eu-
ropäischen Gemeinsprache Latein verknüpft, aus der sie selbst erwachsen ist (FAZ 30.3., vgl. den
Ansatz von Westphalen mit Latein/Englisch, Verf.). — Latein: plötzlich ein Stolperstein für viele
Fächer: Ob die Sprache der alten Römer für eine Studiendisziplin vorausgesetzt wird, können
selbst Fachleute oft nicht auf Anhieb sagen. Die Hochschul-WELT stellt die wichtigsten Bestim-
mungen zusammen (Welt 24.3.). —
Strelf/Icher aus der Antike: Klaus Bartels, von dem bereits ein zweiter Band ,,Streiflichter" u.d. Ti-
tel ,,Sokrates im Supermarkt" (s.o.) erschienen ist, berichtet u.a. über,, Bruchrechnung für Anfän-
ger", die ihm Horaz liefert: Incipe! Dimidium facti est coepisse. Superfit dimidium: rursum hoc
incipe et efficies: Fang einmal an! Das ist schon die Hälfte der Arbeit. Es bleibt dir noch eine Hälf-
te. So fang noch einmal an, und du hast's (NZZ 10.1.). —
Fragebogen: Von VIPs bevorzugte „Lieblingsgestalten" waren im ersten Quartal 87: Marc Aurel
(2 mal), Antigone ( 2 mal), Iphigenie, Aristoteles, Alkibiades, Sokrates und Lysistrata. Ein Beispiel:
Für den Physiker Heinz Maier-Leibnitz war Sokrates die „Lieblingsgestalt in der Geschichte"
(FAZ-Mag. 20.3.), -
Preise: Der erstmals verliehene Gertrud-Eysoldt-Ring der Ringelband-Stiftung ging an die Schau-
spielerin Doris Schade für ihre Leistung als Hekabe in „Die Troerinnen des Euripides" von Wal-
ter Jens, einer Münchener Inszenierung von George Tabori (FAZ 6.1.). — Höchstdotierter Musi-
kerpreis für Orpheus: der brit. Komponist Harrison Birtwistle erhielt den mit 270000 Mark dotier-
ten Grawemeyer-Preis für seine Oper „The Mask of Orpheus" wegen der Neuheit der Musik
(FAZ 28.3.). -
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