eigentlich sehr zurück. So mag zum Beispiel der Schüler oder gebildete Laie die Herleitung Jupi-
ters von iuvare (nach Gellius) auf S. 83 originell finden, der an Wissowa, Latte, Altheim und Rad-
ke Geschulte wird sie als überflüssig empfinden. Die Frage ist aber nur, wie der Schwerpunkt ge-
setzt wird, denn das Richtige findet man ja auch. Sc. macht deutlich, daß wir heute die antiken
Zeugnisse mit anderen Augen als die Römer sehen, zumal uns die Forschung Analogien aus der
Völkerkunde und der vergleichenden Religionsgeschichte sowie die Ergebnisse der Sprachfor-
schung zur Verfügung gestellt hat.
Da das Buch religionshistorische und kulturhistorische Aspekte berücksichtigt, zerfällt es in drei
unterschiedlich umfangreiche Teile. Teil 1 (S. 15-71) gliedert sich in 8 Abschnitte: Vorhistorische
Glaubensvorstellungen; Religion und Familie; die Götter, der Staat und fremde Einflüsse; römi-
scher Kult; die Priester; der Glaube; Feiertage: Feriae und Ludi; der römische Kalender.
Teil 2 (S. 73-297) ,,Das römische Jahr" ist der eigentliche Hauptteil und bietet Tag für Tag das
ganze Jahr hindurch die öffentlichen Kultfeiern Roms während der späteren Republik; genau ge-
nommen nur die stadtrömischen Feste und Feiern, nicht die ländlichen oder solche, die mit dem
Wachsen der Republik und ihrer Berührung mit fremden Kulturen zu tun hatten.
Teil 3 (S. 299-332) handelt von anderen feierlichen Anlässen: Triumphzüge und Ovationen, Lei-
chenbegängnisse, Senats- und Volksversammlungen, Census. Die restlichen 70 S. füllen Biblio-
graphie, Abkürzungen, Anmerkungen, die verschiedenen Kalender, topographische und chrono-
logische Verzeichnisse und das Register. Die Übersetzung - ganz im Gegensatz zu den anderen
Bänden der Reihe - wirkt wenig sachkundig und zumindest nur flüchtig korrigiert.
Gorrigenda: S. 21 der (nicht dem) Tellus, der (nicht dem) Ceres; S. 43 epulum/epulae lovi (nicht
epulus); S. 80/81 mehrmals Asklepios (nicht Asklepias); S. 82 Veiovis (nicht Veovis); S. 89 vilicus
,,ein besonderer Diener" ist zumindest ungeschickt; S. 90 Gegend der (nicht von) Velia; S. 95
Tempel auf dem (nicht im) Campus Martius.
Hingewiesen sei auch auf die Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 28,1 und 28,2 aus der Feder
von Werner Ekschmitt: Kunst und Kultur der Kykladen. Teil I: Neolithikum und Bronzezeit (244
5. mit 112 Textabb., 48 Tafeln mit 47 Färb- und 16 Schwarzweißabb.; geb. 68,— DM).
Teil II: Geometrische und Archaische Zeit (276 5. mit 1 51 Textabb., 64 Tafeln mit 18 Färb- und 64
Schwarzweißabb.; geb. 78,— DM).
E., der 20 Jahre in Griechenland gelebt hat und 5 Jahre das Goethe-Institut Saloniki geleitet hat,
erweist sich als sublimer Kenner der Materie und zuverlässiger Führer durch Kunst und Kultur.
Mit exzellenten Bildern und vorzüglichen Plänen und Skizzen werden Funde und Fundorte vor-
gestellt und - soweit möglich - die Lebensverhältnisse und Vorstellungen der Träger der jeweili-
gen Kultur verdeutlicht. Ein vergleichbares Werk von derartiger Vollständigkeit hat es bisher
nicht gegeben. Mängel sind nicht dem Verfasser, sondern den Forschern anzulasten, die Gra-
bungsergebnisse und Funde nur zögernd oder unvollständig veröffentlichen und damit die wis-
senschaftliche Diskussion bewußt hinausschieben.
Relata refero: Ein sachkundiger Arzt wies mich vor kurzem darauf hin, daß die faustgroßen weib-
lichen Torsi, die wir gewöhnlich als Fruchtbarkeitsidole oder Muttergottheiten bezeichnen, den
Frauen während des Geburtsvorganges zur Ablenkung vom Schmerz in die Hand gegeben wor-
den wären. Die überproportionierte Weiblichkeit der Figuren habe nicht nur einen religiösen
Hintergrund, sondern sie sei vor altem griffig. Quisque demat vel addat fidem!
WOLFGANG KÖNIGER
Marcus Junkeimann. D/e Leg/onen des Augustus. Der römische Soldat im archäo/ogischen Experi-
ment. Kulturgeschichte der antiken Weit Bd. 33. Mainz. Philipp von Zabern, 7 986, 3 73 5.
Ausgangspunkt und Aufhänger dieses Werkes ist der von seinem Verfasser im April/Mai 1985
durchgeführte Marsch acht 'römischer Legionäre' über die Alpen nach Augsburg. Anlaß: das
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ters von iuvare (nach Gellius) auf S. 83 originell finden, der an Wissowa, Latte, Altheim und Rad-
ke Geschulte wird sie als überflüssig empfinden. Die Frage ist aber nur, wie der Schwerpunkt ge-
setzt wird, denn das Richtige findet man ja auch. Sc. macht deutlich, daß wir heute die antiken
Zeugnisse mit anderen Augen als die Römer sehen, zumal uns die Forschung Analogien aus der
Völkerkunde und der vergleichenden Religionsgeschichte sowie die Ergebnisse der Sprachfor-
schung zur Verfügung gestellt hat.
Da das Buch religionshistorische und kulturhistorische Aspekte berücksichtigt, zerfällt es in drei
unterschiedlich umfangreiche Teile. Teil 1 (S. 15-71) gliedert sich in 8 Abschnitte: Vorhistorische
Glaubensvorstellungen; Religion und Familie; die Götter, der Staat und fremde Einflüsse; römi-
scher Kult; die Priester; der Glaube; Feiertage: Feriae und Ludi; der römische Kalender.
Teil 2 (S. 73-297) ,,Das römische Jahr" ist der eigentliche Hauptteil und bietet Tag für Tag das
ganze Jahr hindurch die öffentlichen Kultfeiern Roms während der späteren Republik; genau ge-
nommen nur die stadtrömischen Feste und Feiern, nicht die ländlichen oder solche, die mit dem
Wachsen der Republik und ihrer Berührung mit fremden Kulturen zu tun hatten.
Teil 3 (S. 299-332) handelt von anderen feierlichen Anlässen: Triumphzüge und Ovationen, Lei-
chenbegängnisse, Senats- und Volksversammlungen, Census. Die restlichen 70 S. füllen Biblio-
graphie, Abkürzungen, Anmerkungen, die verschiedenen Kalender, topographische und chrono-
logische Verzeichnisse und das Register. Die Übersetzung - ganz im Gegensatz zu den anderen
Bänden der Reihe - wirkt wenig sachkundig und zumindest nur flüchtig korrigiert.
Gorrigenda: S. 21 der (nicht dem) Tellus, der (nicht dem) Ceres; S. 43 epulum/epulae lovi (nicht
epulus); S. 80/81 mehrmals Asklepios (nicht Asklepias); S. 82 Veiovis (nicht Veovis); S. 89 vilicus
,,ein besonderer Diener" ist zumindest ungeschickt; S. 90 Gegend der (nicht von) Velia; S. 95
Tempel auf dem (nicht im) Campus Martius.
Hingewiesen sei auch auf die Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 28,1 und 28,2 aus der Feder
von Werner Ekschmitt: Kunst und Kultur der Kykladen. Teil I: Neolithikum und Bronzezeit (244
5. mit 112 Textabb., 48 Tafeln mit 47 Färb- und 16 Schwarzweißabb.; geb. 68,— DM).
Teil II: Geometrische und Archaische Zeit (276 5. mit 1 51 Textabb., 64 Tafeln mit 18 Färb- und 64
Schwarzweißabb.; geb. 78,— DM).
E., der 20 Jahre in Griechenland gelebt hat und 5 Jahre das Goethe-Institut Saloniki geleitet hat,
erweist sich als sublimer Kenner der Materie und zuverlässiger Führer durch Kunst und Kultur.
Mit exzellenten Bildern und vorzüglichen Plänen und Skizzen werden Funde und Fundorte vor-
gestellt und - soweit möglich - die Lebensverhältnisse und Vorstellungen der Träger der jeweili-
gen Kultur verdeutlicht. Ein vergleichbares Werk von derartiger Vollständigkeit hat es bisher
nicht gegeben. Mängel sind nicht dem Verfasser, sondern den Forschern anzulasten, die Gra-
bungsergebnisse und Funde nur zögernd oder unvollständig veröffentlichen und damit die wis-
senschaftliche Diskussion bewußt hinausschieben.
Relata refero: Ein sachkundiger Arzt wies mich vor kurzem darauf hin, daß die faustgroßen weib-
lichen Torsi, die wir gewöhnlich als Fruchtbarkeitsidole oder Muttergottheiten bezeichnen, den
Frauen während des Geburtsvorganges zur Ablenkung vom Schmerz in die Hand gegeben wor-
den wären. Die überproportionierte Weiblichkeit der Figuren habe nicht nur einen religiösen
Hintergrund, sondern sie sei vor altem griffig. Quisque demat vel addat fidem!
WOLFGANG KÖNIGER
Marcus Junkeimann. D/e Leg/onen des Augustus. Der römische Soldat im archäo/ogischen Experi-
ment. Kulturgeschichte der antiken Weit Bd. 33. Mainz. Philipp von Zabern, 7 986, 3 73 5.
Ausgangspunkt und Aufhänger dieses Werkes ist der von seinem Verfasser im April/Mai 1985
durchgeführte Marsch acht 'römischer Legionäre' über die Alpen nach Augsburg. Anlaß: das
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