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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 30.1987

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Nr.3
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Buchbesprechungen
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Nickel, Rainer: [Rezension von: Hupperts, Charles et al (Hrsg.), Arche. Mythe en werkelijkheid bij de Grieken]
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Nickel, Rainer: [Rezension von: Klaus Bartels: Sokrates im Supermarkt, neue Streiflichter aus der Antike. 2. Aufl.]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35878#0108

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heft informiert über die Verwendung der Hefte im Schulunterricht. Was bei der Aufzählung die-
ser Themen als trockenes mythologisches Handbuch erscheint, erweist sich bei genauerem Hin-
sehen als ein hochinteressantes Lese- und Bilderbuch mit einer Fülle geschickt dargebotenen Ma-
terials für eine gründliche und perspektivenreiche, aber auch kurzweilige und fesselnde Einfüh-
rung in die griechische Kulturgeschichte. Zahlreiche Abbildungen von guter technischer Qualität
sorgen für Anschaulichkeit und fördern das Verständnis der griechischen Welt. Fragen, Arbeits-
aufträge und Arbeits- bzw. Bastelbögen dienen der aktiven Auseinandersetzung mit dem darge-
botenen Stoff. Die didaktisch-methodische Konzeption, die sich dem Prinzip des ^entdeckenden
Lernens" verpflichtet weiß, verbindet Darstellung (Erzählung), Information (durch Text und Bild)
und Quellentexte (von Homer bis Simplikios) mit praxisbezogener Anleitung zum Spielen und
Basteln. Auf diese Weise wird erreicht, daß die wichtigsten und produktivsten Gestalten des My-
thos in ihrer grundlegenden Bedeutung für griechisches Selbst- und Weltverständnis erfaßt wer-
den und als ,,Wegweiser" zum Denken der Griechen fungieren. Moderne Zusatztexte fordern
zum Vergleich zwischen Antike und Moderne heraus. Ein Beispiel: Das Kapitel ,,Athene" be-
ginnt mit einer Schilderung des Wettkampfes zwischen Arachne und Athene, der mit der Ver-
wandlung des überheblichen Menschenkindes in eine Spinne endet. Fragen und Aufgaben zum
tieferen Verständnis des Mythos — im Sinne eines ,,existentiellen Transfers" (Heinz Munding) —
konfrontieren den Lernenden mit dem Phänomen ,,Hybris und ihre Folgen". Aus der ^Biogra-
phie" der Göttin wird eine weitgreifende Kulturgeschichte Athens entfaltet. Abbildungen und
Texte informieren über das Leben in Athen, über Wirtschaft (Olivenernte) und Sport, Religion
(Panathenäen) und Kunst (Vasenmalerei), Literatur (Homer) und Geschichte (Perikies), Architek-
tur (Akropolis und ihre Bauten) und Schulwesen. Ein hübsches Detail: Die Abbildung einer anti-
ken Drachme (mit dem Eulen-Motiv) und einer modernen Drachme mit demselben Motiv. Über
die Quellentexte macht der Leser eine erste Bekanntschaft mit Homers Ilias (5, 733-767; 6, 285-
311), Plutarchs Perikies (12-13) und Platons Protagoras (318d - 319b). Im Sinne der Einbeziehung
aktueller Probleme wird Perikies' Bauprogramm mit den Folgen der Luftverschmutzung im heuti-
gen Athen konfrontiert. —
Die Arche vermittelt nicht nur ein umfassendes Bild von den ,,Ursprüngen" und ,,Anfängen" eu-
ropäischer Kultur. Sie bewahrt auch — wie Noahs Arche — die Schätze einer vergangenen Welt
vor dem völligen Vergessen, indem sie sie Kindern und Jugendlichen begreifbar macht. Daß sie
diesen Zwecke erfüllen kann, läßt sich nicht nur mit ihrer inhaltlichen und methodischen Quali-
tät erklären; sie ist auch vielseitig verwendbar, so z.B. als Curriculum einer vom herkömmlichen
Griechischunterricht unabhängigen griechischen Kulturkunde, als Arbeitsgrundlage eines Pro-
jekts zum Thema ,,Mythos", zur Unterstützung und Bereicherung des griechischen / lateinischen
Sprach- und Lektüreunterrichts. Mit ihren motivierenden Bildern und Texten kann die Arche
auch die Lust auf das gründliche Erlernen der griechischen Sprache wecken. — Es bleibt eigent-
lich nur noch zu wünschen, daß das gelungene Werk auch einen deutschsprachigen Verlag fin-
det, um möglichst vielen Schülern, aber auch einem breiteren Publikum Gewinn und Vergnügen
zu bereiten.
R. N.
Klaus Bartels; Sokrates Im Supermarkt. Neue Streffk'chter aus der Antike. Verlag Neue Zürcher Zei-
tung, Zürich 1986. 2. Aufi. 1987. 208 S. DM 39,80.
Die siebzig Texte des Bandes wurden in den Jahren 1981 - 1986 unter der Rubrik ,,Streiflichter
aus der Antike" in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlicht. Daß sie jetzt als,,Separatdruck" ei-
nem großen Publikum erneut zugänglich gemacht werden, ist sehr zu begrüßen. Was macht den
Reiz dieser Texte aus? Ihre ^vielfältigen Gegenwartsbezüge", ihre ,,verborgene Allgegenwärtig-
keit" — meisterhaft in Szene gesetzt von einem Kenner der Antike. Womit fesseln sie den Leser?
Mit ihrer frappierenden Aktualität, ihrem Reichtum an ungewollten Anspielungen auf Gegenwär-

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