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Meder, Joseph [Hrsg.]; Dürer, Albrecht [Hrsg.]; Graphische Sammlung Albertina [Hrsg.]
Dürers Grüne Passion in der Albertina — Druck /​ Gesellschaft für Zeichnende Künste, Band 3: München: Recht, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.53165#0036
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Proportion
In derselben Zeitspanne von 1500—1504 oblag Dürer noch einem Metten Problem,
dem eingehenden Studium vermenschlichen Körpermaße, dem neuen Schönheits-
ideal, das in dem Stiche Adam und Gva einen vorläufigen Abschluß ünden sollte. Eine
kleine Anzahl von daraus bezüglichen und in die oben erwähnten Jahre kallenden Zeich-
nungen, die Ludwig Juki als Apollogruppe zukammenkaßte,' lasten das heiße Bemühen,
theoretisch und konstruktiv einen veredelten Kanon zu ünden» deutlich erkennen, um
zunächst über den gotischen Typus hinauszukommen.
Die nackten Manneskörper Dürers vor 1500 z. B. die Geltalt Ghriüi in der Geißelung
(Große Passion B. S) oder St. Sebastian an der Säule (Stich B. 56) entbehren noch der
Weichen Schlankheit. Große Löpke, breite Schultern, Kur? gehaltene Beine formulieren
nicht nur einen gedrungenen Typus, sondern bedingen auch einen harten Nmrtß, wenn-
gleich in dem Sebastian schon die italienische Komrapoülinie anklingt. Grlt in den Zeich-
nungen der Apollogruppe arbeitete üch Dürer mit Zirkel und Lineal zu einem Kormal-
schema empor, das freilich im Verlauf feiner späteren Studien und in der Proportionslehre
von 1526 noch eine bis ins Detail verfeinerte Umarbeitung erfuhr und vielfache Ab-
wandlungen mitmachte. Für uns ist die Entstehungszeit der Grünen Passion, mithin
auch die Können der Ädamzeichnung der Albertina maßgebend (L. 475), jenes Schema,
das gleichfalls vor 1504 entstand und noch alle Hilfslinien enthält. Sechs Teile kür die
Länge der den Körper schneidenden Kauptlinie, beginnend an der Ferse, endigend am
oberen Schädelrande, drei Teile kür die Beine, drei kür Oberkörper und Kopf, sodaß
die Mitte genau in den Spalt fällt.
Wenn wir die Vorzeichnung zur Geißelung (Tak. 5) zum Vergleich heranziehen,
die frei aus der Phantaüe entstand, konstatieren wir noch den überlangen, gedrungenen
Oberkörper. Das Matz der Beine, vom Spalt nach oben übertragen, würde schon die
Stirne schneiden, wiewohl die Schultern nach vorne gebeugt und das Haupt herabgesunken
ist. In der Ausführung erst machte üch das neue Schema vollauf geltend. Die Beine
erhalten die richtige Länge d. h. die genaue Hälkte des Körpers, sodaß dieselbe nach oben
aukgetragen, richtig jenen Punkt bezeichnet, den der aukgerichtete Kopf ergeben würde.
(Siehe LonktruktionStakel und Tak. IV). Ohne daß üch auf dem grünen Grund in der
Figur selbst irgend eine konstruktive Ginzeichnung keLLellen läßt, Lehen wir dennoch
vor der Tatsache, daß Dürer hier eines seiner vielen Schemen vor Äugen haben mutzte,
nach welchem der neue Typus, gleich der Ädamügur, zur Anwendung kam. Erhalten

i L. Justi, Lonftruierte Figuren und Lipfe unter den Werken Albrecht Dürer?, Leipzig rso2, S>. s. — PanofMp,
Dürer? Kunftthrorie, Berlin isrs, S. S2.

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