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Meder, Joseph [Hrsg.]; Dürer, Albrecht [Hrsg.]; Graphische Sammlung Albertina [Hrsg.]
Dürers Grüne Passion in der Albertina — Druck /​ Gesellschaft für Zeichnende Künste, Band 3: München: Recht, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.53165#0028
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Architektur und Perspektive
Die Grüne Paktton fällt in das Jahr 1504. Kowohl die Vorzeichnung zu Ehriüus vor
Pilatus als such die ganze Folge der ausgekührten Blätter tragen vieles Datum in gleicher
Farve ausgeschrieben. Kaum ünden wir den Meister jemals wieder lo bielkach beschäftigt
und lo erfüllt mit Problemen feder Art wie in vielem Jahr. Vieles kam zum Reiten,
das llch feit 1500 durch mühevolles Erproben angebshnt hatte. Keine Zeichnungen
mehren üch, keine theoretischen Ktudien erfüllen keine Gedanken und drängen zu Äutze-
rungen im Einzelnen und in ganzen Folgen.
Vor allem LL es die perspektivische Konstruktion des Raumes und die ver-
besserte Formulierung des menschlichen Körpers. Eines hat üch dem andern nach Matz
anzuglicdern. Die Gestalten keiner Komposition sollen üch nicht mehr in drückender Enge
wie in den Leben ersten Blättern der grotzen HolzschnittpsMon ineinander verknäueln,
sondern in örtlicher Raumweite bewegen. Während üch dort die Architekturen noch breit
und dicht hinter die Figurenmaüen schieben und die Ktandplätze beengen, erstehen nun
hohe und weite Bogenhallen mit durchbrochenen Rückwänden und weitem Ausblick ins
Gelände. Die Darsteller der Handlung bewegen üch krei und Lehen in perspektivisch ver-
jüngten Längenmaßen okt weit hintereinander. Die Begegnung unter der goldenen Pkorte
im Marienleben, datiert 1504, vollzieht üch bereits in lukterkülltem Raum, der eine glück-
liche Lösung in den maßvoll gehaltenen und streng nach dem Augenpunkt gezeichneten
Architekturen, sowie in der weithin üch erstreckenden Berglsndlchakt gesunden Hst. Ko
viele Frauen in der Wochenstube (B. 80) untereinander geschäftig ünd, fede ündet in dein
gleichfalls richtig konstruierten grotzen Gemache Platz kür ihr Tun. Wir müssen such kür
diese Blätter mit Bauwerken wohlbedachte, mit dem Lineal nach keinen neuerwordenen
perspektivischen Kenntnissen geregelte Verzeichnungen vorsusketzen. Eine derselben,
Maria Heimsuchung in der Albertina (L. 473), zeigt heute noch den mit Tinte grotz
markierten Augenpunkt in der Dürer eigenen Weite (^) in der Landlchakt. Der Grund-
satz Dürers, der später in seiner Unterweisung ausgesprochen wird: „Lum Ersten mutz
gesetzt werden der Punkt des Auges", machte üch um diese Leit mit einem Male
bemerkbar, wie wir es später nicht mehr so anschaulich beobachten können/ Als das leit
jeher besonders gerühmte und bekannte Exempel seiner Vertrautheit mit der Perspektive
gilt das in der Literatur viel besprochene Blatt derselben Kerie, Aufopferung im Tempel
(B. 88), dellen komplizierte Käulen- und Deckenkonstruktion mit schwerem Gebälk sogar
lange als eine Entlehnung aus dem Lehrbuche Viators betrachtet worden war, bis
* Lange und Fuhse, is», rs.

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