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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 749
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0055
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Zeitschrift für chumor und Kunst

51

Wie WeeHeöub das Spiel gewann.



^-ls der liebe Gott
I die Mett und
den Menschen erschuf,
da spielte ihm Beelzebub, der
Teufel schlimmster, manch argen
Streich; wo immer er ein Merk des
Herrn mit seinen bösen Künsten ver-
derben konnte, da tat er es mit Wonne. —
So auch, als Gott den Menschen die Schön-
heit zum Geschenke machte; allsogleich war
Beelzebub darauf bedacht, dem lieben Herrgott
und den frohlockenden Menschen die Freude zu
zerstören. Er besprach sich mit den übrigen Teufeln,
und als er wieder kam — gab er den Menschen
die Häßlichkeit! — Da liefen die Menschen
weinend zu ihrem Schöpfer und baten um
Rat und Hilfe. Der aber sprach: „Nun die
Häßlichkeit einmal da ist, mag ich sie nicht
von hinnen schaffen, doch ich will sehen, was
sich tun läßt!" Und er schritt auf sie zu, legte
die Hand auf ihren Scheitel, hauchte sie mit
seinem göttlichen Atem an und sprach: „Zn
Dir wohne die Herzensgute!" Da kam ein
mildes Lächeln auf die Lippen der Häßlichkeit,

ein himmlischer Glanz strahlte
aus ihren traurigen Augen, und
die Menschen, die vordem vor ihr
geflohen waren, wandten sich ihr
wieder freundlich zu; der Schöpfer aber
freute sich göttlich — denn er hatte das
erste Spiel gewonnen. . . .
Der Teufel ärgerte sich nicht wenig, als
er sah, wie Gott sein garstiges Merk zunichte
gemacht hatte, wutentbrannt ging er zu seiner
Großmutter, die unter allen Teufeln und
Teufelinnen als die klügste galt und bat sie nm
Rat, wie er sich rächen und das Werk des
Schöpfers „Die Schönheit" gleichfalls zunichte
machen könne; da drückte ihm die kluge Frau
einen glänzenden Gegenstand in die Hand und
raunte ihm ein paar Worte in das Ohr.
Nun ging der Teufel geradeswegs
zur „Schönheit", hielt ihr einen Spiegel vor das
blühende Antlitz, und während sie entzückt ihr
Bild betrachtete, hauchte er sie mit seinem
giftigen Atem an und flüsterte: „Zn Dir wohne
die ,Eitelkeit'!" . . . Und Beelzebub freute sich
teuflisch, denn er hatte das zweite Spiel gewonnen.
Ernst Staus.


Genauer Bescheid.
— „'s is' die Meeglichkeit, Sie
sein aus Leibzig? Rennen
Sie da vielleicht zufällig
einen Professor Schwelten--
meyer?"
— „Zufällig gerade nicht, aber
wohl durch Schicksals-
fügung."
— „Li herrjemersch, wie soll ich
Sie denn das versteh n?"
— „Ganz einfach: ich bin er
nämlich selber!"


Mißverstanden.
Vnkel (nachdem er die Schulden
seines Neffen bezahlt hat): „^fetzt,
da ich eingesehen habe,
daß Du ein sehr wechsel-
reiches Leben führst, kannst
Du mich eigentlich mit
Deinen sonstigen Verhält-
nissen auch etwas näher
bekannt machen."
Neffe (Student): „Ach, laß man,
Gnkel, das ist doch keine
Gesellschaft für Dich!"
 
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