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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 757
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0160
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Zeitschrift für Humor und Aunst


Der rehabilitierte Dackel.


— „perrje, schaut Ihr Dackel aber dumm drein!"
— „M, da irren Sie sich. Mein Dackel ist gar ein gescheiter Kerl; der macht bloß so gern dis Gesichter von andern
Leuten nach!"


Der Direktor hielt sich den Bauch vor Lachen. Das sei die
feinste Zwickmühle, meinte er, von der er jemals gehört habe
und ein ganz pyramidaler Einfall, eine Erfindung, die dem
technischen Genie seines Freundes alle Ehre mache.
„weißt Du," flüsterte er dem Freunde zu, „das packen wir
methodisch an. wir brauchen ja nur zu wählen, was wir
wollen, und können, wenn wir klug sind, auf diese weise die
gesamte Stufenleiter der irdischen Genüsse durchkosten, ohne
einen Pfennig mehr zu bezahlen. Sie werden sich hüten, uns
etwas dafür abzuknöpfen, damit sie nicht in ihrem Vergnügen
gestört werden, pahaha!"
„pihihi," grinste der intrigante Ingenieur und rieb sich
vergnügt die pände, „ich habe mich so schon lange auf einen
feinen Rehrücken gespitzt. Das paßt mir gerade wie angemessen."
Und sie bestellten, gewissermaßen zur feierlichen Einweihung
einer fröhlichen und nahrhaften Zukunft, jeder für sich einen
besonders auserlesenen Jahrgang Rüdesheimer. Mit einem
„Prosit auf was wir lieben!" leerten die beiden alten Schlau-
berger schließlich noch mehrere Flaschen, so daß sie eine Stunde
lang bummeln mußten, um nicht allzu heiterzu Pause anzugelangen.
Der Schelmenstreich gelang tadellos. Die beiden armen
Frauen sparten es an ihrer Toilette und an allein ab, was
einzuschränken war, nur, um sich gegenseitig
zu ärgern. Sie hatten sich beide große
Kochbücher angeschafft, deren raffinierte
Geheimnisse sie praktisch erforschten, und

nichts schien ihnen zu kostspielig, was an Schleckereien den Kopf
in die pöhe streckte.
Die zwei feindlichen Fenster konnten allmählich mit den
appetitlichstenAuslagen zweier heftig konkurrierenden Delikatessen-
läden verglichen werden und bildeten nahezu eine Sehens-
würdigkeit des an Sensationen sonst ziemlich armen pofes.
Die Verschworenen hetzten so leise und geschickt, daß sie
lange Zeit hindurch ein Leben führen konnten, wie die Mäuse
im Mehlsack. Auch nicht minder billig.
Nun kam aber doch einmal der peinliche Moment, wo die
Reihe der Ueberraschungen sich erschöpfte. Schon mußte zum
wein gegriffen werden, der sich aber bedauerlicherweise zu
allerlei Etikettenschwindel ausbeuten ließ, was von den beiden
Verbündeten mit tiefem Abscheu bemerkt wurde.
Frau Müller war es, die zuerst von der bitteren Ahnung
gequält wurde, daß möglicherweise der heiße Kampf ohne Sieg
enden, vielmehr zur gegenseitigen Unlust trotz des erheblichen
Aufwandes wie das mit Recht so unbeliebte pornberger Schießen
ausgehen könne. Das schien ihr unerträglich, und sie zer-
marterte sich Tag und Nacht das Gehirn, wie sie, ohne der
gegebenen Parole ins Gesicht zu schlagen, die Gegnerin auf
eine ausgesuchte Art und doch mit nachhaltigster Kraft nieder-
zuzwingen vermöchte.
Schon wollte sie das Spiel verloren
geben, als ihr im letzten Augenblick ein
glücklicher Gedanke nahte, den der Zufall
 
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