Aleggendorfers Humoristische Blätter.
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Äin Karlenkunststück.
HumoreLke von Vtto Bebrend. (^chltttz.)
itte, wollen Lserr Vberst sich selbst überzeugen!" n. Brnuse
deckte die beiden uudercn Aarten auf; eine war die
jdigue vier.
„Alle bsagell" rief er, „das bcitte ich nicht gedacht. Geht
das noch einuial zu machcn?"
„Vsi gewiß."
ttlkwitz wiederholte das ötück mit demselbeu Lrfolge.
„Da schlag' doch das Donncrivetter drein", rief dor Vberst ^
sialb verblüsft, sialb amüsiert, er wurde eifrig, „das uinß man !
doch richtig uiit den Augen verfolgen köunen — so cino ur- >
siinple Geschichte."
„Ich wette, yerr Gberst fiuden die richtige Aarte nie,"
sagte der Adjntant nnd belustigt blitzt sein Auge.
„Line Llasche Sekt halte ich dagegen, ttlkwitz."
„Ich inöchte tterrn Gberst nicht in ttnkosten stürzen"
„Papperlapapp l jetzt wollen Sie zurückziesieu I Aber nur los,
los — eine Flasche Kabinett!"
Der Lieutenant legte wiederum in seincr Zvciso die Aartcn
auf den Tisch, der Vbcrst tippte mit dem <singer auf eine
und siatte verloreu.
Sofort bestellte er den gewetteten Lhampagner, aber nach-
lassen wollte er nicht. Lr wurde förmlich erpicht, daß er solch
eine sonnenklare Sache nicht herausbekommen könne — er
forderte seinen Untergebenen zu neuem Gange auf und wieder
zu neuem.
Das Resultat war, daß er binnen knrzeni sechs Flaschen
Äabinett verloren hatte, zu seiner Freude der Lldjutant aber doch
auch wenigstens eine.
Der Schaumwein perlte in den Gläsern, mehrere der älteren
Lieutenants aber warfen Ulkwitz heimlich mißbilligende Blicke
zu - der aber lachte ihnen nur höchst frölilich entgegen, der
reine Ucbormut.
Der Bberst begehrte weiter zu raten, Ulkwitz weigerto sich
zum Schein, gab aber dann doch nach. Branse glühte i»i Ge-
sicht vor Lifer, ein Glas Sekt nach dem andern goß er hinunter,
die alte Leideuschaft des Mettens - des Spieles packte ihn,
ohne daß er es bei dem „harmlosen Kartouknnststück" merkte.
Zehn Flaschen Lhampagner hattc cr verloreu, Ulkwitz nicht
eine wieder — da warf er ein Zehnmarkstück auf den Tisch.
„lsol's der Teufcl, Ulkwitz," rief er, „noch einmall"
„Ich halte, lserr Gberst", eutgegnete der Adjutant und
hatte gleich darauf das Goldstück geivonnen. Nun kam die
Sache in Fluß. Linigc ttkale zwar riet der Vberst richtig und
gewann ein Zehnniarkstück zurück, aber das Lnde war doch, ^
daß cr plötzlich in scin völlig geleertes porteinonnaie schaute.
Er griff nach seiner Lricftasche uui cinen Bon zu schreiben
— da aber kehrle ihm doch die Besinnnng wieder, das erinnerte
ihn endlich zu sehr an altc, verderblichc Zeiten. Auf dem Tische
snh er die Sektflaschen steheu, vor seinem Adjutanten die Gold-
stücke liegen — er lehnte sich schweigend in den Stnhl zurück.
„ttkeine bserrcn Lieutenants", begann er nach einer lveile
ltillen Ueberlegens, „lassen Sie mich hieran wieder einmal dik
bekannte kvarnung vor dom Spiel kuüpsen. Sie schen, wic
uian schon bei eiuem einfachcn, harmloscn Kartenkunststück in
Eifer geraten und wie schnell in verlust kommen kann — uin
wie viel mehr muß dies der Fall sein, wenn man wirklich
spielt, lsazard spielt. Selbst ich, ein erfahrcncr ttkann,
habe mich heute bei einem unschuldigen Scherze fortreißen
iassen, schon weiter als gut war — meine kfcrreu, nohnien Sie
sich cin Beispiel daran, halten Sie den Geldbentel fcst geschlosten,
sobald eine Aarte sichtbar ist, lasscn Sie sich auch nie zum Ivettcn
verleiten — den Anfang weiß man, das Ende nicht." Lr
Äin lKannerffreich bnrch Kirup.
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Äin Karlenkunststück.
HumoreLke von Vtto Bebrend. (^chltttz.)
itte, wollen Lserr Vberst sich selbst überzeugen!" n. Brnuse
deckte die beiden uudercn Aarten auf; eine war die
jdigue vier.
„Alle bsagell" rief er, „das bcitte ich nicht gedacht. Geht
das noch einuial zu machcn?"
„Vsi gewiß."
ttlkwitz wiederholte das ötück mit demselbeu Lrfolge.
„Da schlag' doch das Donncrivetter drein", rief dor Vberst ^
sialb verblüsft, sialb amüsiert, er wurde eifrig, „das uinß man !
doch richtig uiit den Augen verfolgen köunen — so cino ur- >
siinple Geschichte."
„Ich wette, yerr Gberst fiuden die richtige Aarte nie,"
sagte der Adjntant nnd belustigt blitzt sein Auge.
„Line Llasche Sekt halte ich dagegen, ttlkwitz."
„Ich inöchte tterrn Gberst nicht in ttnkosten stürzen"
„Papperlapapp l jetzt wollen Sie zurückziesieu I Aber nur los,
los — eine Flasche Kabinett!"
Der Lieutenant legte wiederum in seincr Zvciso die Aartcn
auf den Tisch, der Vbcrst tippte mit dem <singer auf eine
und siatte verloreu.
Sofort bestellte er den gewetteten Lhampagner, aber nach-
lassen wollte er nicht. Lr wurde förmlich erpicht, daß er solch
eine sonnenklare Sache nicht herausbekommen könne — er
forderte seinen Untergebenen zu neuem Gange auf und wieder
zu neuem.
Das Resultat war, daß er binnen knrzeni sechs Flaschen
Äabinett verloren hatte, zu seiner Freude der Lldjutant aber doch
auch wenigstens eine.
Der Schaumwein perlte in den Gläsern, mehrere der älteren
Lieutenants aber warfen Ulkwitz heimlich mißbilligende Blicke
zu - der aber lachte ihnen nur höchst frölilich entgegen, der
reine Ucbormut.
Der Bberst begehrte weiter zu raten, Ulkwitz weigerto sich
zum Schein, gab aber dann doch nach. Branse glühte i»i Ge-
sicht vor Lifer, ein Glas Sekt nach dem andern goß er hinunter,
die alte Leideuschaft des Mettens - des Spieles packte ihn,
ohne daß er es bei dem „harmlosen Kartouknnststück" merkte.
Zehn Flaschen Lhampagner hattc cr verloreu, Ulkwitz nicht
eine wieder — da warf er ein Zehnmarkstück auf den Tisch.
„lsol's der Teufcl, Ulkwitz," rief er, „noch einmall"
„Ich halte, lserr Gberst", eutgegnete der Adjutant und
hatte gleich darauf das Goldstück geivonnen. Nun kam die
Sache in Fluß. Linigc ttkale zwar riet der Vberst richtig und
gewann ein Zehnniarkstück zurück, aber das Lnde war doch, ^
daß cr plötzlich in scin völlig geleertes porteinonnaie schaute.
Er griff nach seiner Lricftasche uui cinen Bon zu schreiben
— da aber kehrle ihm doch die Besinnnng wieder, das erinnerte
ihn endlich zu sehr an altc, verderblichc Zeiten. Auf dem Tische
snh er die Sektflaschen steheu, vor seinem Adjutanten die Gold-
stücke liegen — er lehnte sich schweigend in den Stnhl zurück.
„ttkeine bserrcn Lieutenants", begann er nach einer lveile
ltillen Ueberlegens, „lassen Sie mich hieran wieder einmal dik
bekannte kvarnung vor dom Spiel kuüpsen. Sie schen, wic
uian schon bei eiuem einfachcn, harmloscn Kartenkunststück in
Eifer geraten und wie schnell in verlust kommen kann — uin
wie viel mehr muß dies der Fall sein, wenn man wirklich
spielt, lsazard spielt. Selbst ich, ein erfahrcncr ttkann,
habe mich heute bei einem unschuldigen Scherze fortreißen
iassen, schon weiter als gut war — meine kfcrreu, nohnien Sie
sich cin Beispiel daran, halten Sie den Geldbentel fcst geschlosten,
sobald eine Aarte sichtbar ist, lasscn Sie sich auch nie zum Ivettcn
verleiten — den Anfang weiß man, das Ende nicht." Lr
Äin lKannerffreich bnrch Kirup.