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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 25.1896 (Nr. 275-287)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16563#0064
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60

Metztzenöorfers Humoristische Blätter.

Die famose Rumpfbeuge.

Drillkopp seufzte herzbrecheud; acht Tage lang mußte er
mit dein ungliirklichen Raseniann bereits antreten und der
ksauxtmann ließ es noch iminer nicht genug sein des grausamen
Spiels. Lsal — entsetzlicher Gedanke — vielleicht hatte er
seinen Befehl ganz vergessen, so daß sich Drillkopp die ange-
nehme Aussicht bot, die ganze Manöverzeit hindurch init der
Geschmeidigmachung von Rasemanns Extremitäten täglich eine
Stunde zu verlieren.

Auf welche Meise konnte dem Aompagniechef die Sache
nur in Erinnerung gebracht werden? Direkt mit einer An-
deutung vor den Gcstrengen hinzutreten, das wagte Drillkopp
nicht und ein anderer Ausweg fiel ihm nicht ein; es war zum
verzweifcln.

Aber beute wollte er sich den Oienst wenigstens möglichst
angenehm machen.

„bferr Meister" — sprach er zn dem Vuartierwirte —
„künnen Sie mir nicht auf ein Stiindchen ein geräumigcs Ziiumer
zur verfiigung stellen? lNein lieber Rasemann möchte uiir
nämlich zeigen, wie weit er es in der Aunst des Anie- und
Rumpfbeugens gebracht hat."

Meister Teigklump schinunzelte verständnisinnig; hatte er
seiner Zeit doch auch im bunten Rocke gesteckt.

„kserr Unteroffizier, da empfehle ich Ihnen meine Backstube
als den größten Raum. Es tritt bald in der Arbeit eine jdausc
ein, so daß Sie nicmand stören wird."

Die mollige Wärme iu der Backstube kontrastierte angenehm
mit der feuchtkalten Ulitterung draußen. Drillkopp sctzte sich
auf einen Mchlkasten, entziindete eine Ligarre und blickte
träumerisch den blauen bvolken nach, iudessen die Aom-
mandos mechanisch von seinen Lippen tönten; kaum
daß zuweilen ein zerstreuter Blick die Gestalt Rasemanns
streifte.

„kangsamen Schritt — marsch l-ksaltl"

Rasemann war dicht vor eine Bank an der anderen
lvand zu stehen gekommen; plötzlich flatterte cs in
seinem eben noch stumpf und ausdrnckslos ins Leerc
starrenden Auge lebhaft auf — ein siißer, berauschender
Duft war ihm in die Nase gestiegen.

„Pfannkuchenl" wie ein elektrischer Schlag durch-
zuckte ihn der Gedanke. Oa war das „Augen gerade
aus l" vergessen — spähend schweifte der Blick nach
unten.

Richtigl Auf der Bank vor ihm, etwas iiber
Aniehöhe, lagen sie, die mnndlichen, siißen Uuchen,
frisch gebacken, in lockender, appetitlicher Bräune.

„Aniee beu—eu—eugtl" ertönte es vom Mehl-
kasten drüben in der entfernten Ecke und mit unge°
wohnter Leichtigkeit nahm Rasemann die anbefohlene
lhaltnng ein.

Ach, kam er dadurch ja doch dem lieblichen Gebäck
uäher, kounte er sich nunmehr aus kaum handbreiter
Lntfernung an dem „süßen" Anblicke weiden.

(Schluß folgt.)

Äuter Rat.

A. : „lhundert Mal habo ich mir vorgenommen, Abends früher

aus der Aneipe fortzngehen; wenn ich den vorsatz nur
- ausführen könntel"

B. : „kfeiraten Sie doch; dann müssen Siel"

Der Kalif und der Narr.

?>a war in alter Zeit einmal
In Bagdad in der Stadt
Lin Ukann mit Namen Bohulul,

Al Raschids lust'ger Rat.

Iu dcm sprach einst der Aalif:

„Ich hab' Int'resse dran,

Drum lege ein verzeichnis mir
Der Narren Bagdads an l"

„„Die Anfgab',"" sprach darauf der Narr,
,,„D kserr, ist viel zu schwer,
lvoil alles Pergament der Stadt
Zureichend da nicht wär'I"" G. S

Kie kennt sich aus.

Mann: „lvie, bei diesem Nundewetter willst Du zum Aaffce-
kränzchen?"

Frau: „Natürlich; heute werden die meisten Damen nicht da
scin, da wirds recht interessantl"

Dcr Köbepunkt.

Druckfehler.

Studiosus Späßle studierte drei Iahre lang Iux.

Das schönste Restaurant ist unbestritten dcr
„Amalienhof." vorzüglich ventilierte Räiime. Muster-
giltige Bewirtschaftung. Brillante Befeuchtung.

vorstand cines vereins: „Meine ksecrenl I . . . i. . . ch
d . . dächte, unser Fest hat seinen ksöhepunkt erreichtl"

Nedaktion: N!ax Schreiber. Druck und verlag vou I. L. Schreiber, beide in Lßlingeu bei Stuttgart.

Geschäftsstelle in München: CornrliusstraKe 19.
 
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