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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 25.1896 (Nr. 275-287)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16563#0100
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96

e g g e n d o r f e r s L) u in o r i st i s ch e B l ä l t e r.

Livperbcl.

Msion.

Lieutenant lin dcn Baii-

Gast (dcr im Schnitzcl ci» haar findct): „Donnerwettcr, Aellner, ich habe doch nicht Lodenstoff bestellt!"

Äegenseiiig.

Stndent: „Aönnen Sie
mir einen Anzug
machen, mein lieber
Meister Zwirn?"

Schneider: „Ich heiße
ja aber gar nicht
Zwirn."

Student: „?lch was, so
nenne ich alle Schnei-
der."

Schneider: „Das inacht
denn anch nichts,ljerr
Pump."

Studont: „jduinp? So
heiße ich ja gar nicht."

Schneider: „Ia sehen
Sie, lieber lserr, so
nenne ich eben alle
Studenten."

saal lrctcnd): „Alle tranrig)
alle, iniissen schon wissen,
daß ich inich gestern ver-
lobt habel"

Neid.

vagabnnd: „Der Nazi,
der ist halt glücklichl"
„Waruin denn? Lr ist ja
blin d."

Oagabnnd: „Grad darnm.
Dein kann doch nieinand
sagen, cr soll sich uin
Arbeit nmsehen."

s

Verfehlte Spekutation.

o kann man eingehenl Bricht da nnlangst der Aitscher
Toni abends bei einem Baron ein, muß aber aus-
reißen, da man ihn bemerkt zn haben scheint. Lr wirft,
ehe er aus dem jdarterrefenster springt, noch rasch einen Blick
um sich nnd entdcckt eine vollständige Bedicntenlivree. Rasch
bemächtigt er sich der-
selben nnd verschwindot
dann. Anjeinem sicheren
jdlätzchen zieht er den
langen Rock über seine
Lumpen, knöpft sich die
Gamaschen um und setzt
den lackierten lsnt auf.

„So", denkt er, „die Ber-
kleidung soll mir gnte
Dienstejloisten — ich werde jetzt in verschiedenen
Läden den Bedienten des Lserrn Baron spielen
und auf seinen Namen borgenl"

nau dasselbo, ciner schicktc ihn immer zum andern, aber herans
gab keiner was.

Der Toni verzagte aber nicht, sondern probierte es nu»
in den Delikatessen-Geschäften; wenn er schon keine Wert-
gegenstände ergattern sollte, so wollte er
sich doch wenigstens fnr längere Zeit einen
Lßvorrat sichern. vergebliches Bemnhenl
Der Toni konnte sich dieses Gebahren der
Geschäftsleute absolut nicht erklärcn, er lief
von pontius zu jdilatus, aber — nirgends
ein Resultat.

Gesagt, gethanl Zuversichtlich betritt er
den Laden einos Inweliers und richtet eine Lmpfehlung vom
kserrn Baron aus, man solle ihm einige Uhrketten zur Auswahl
iibersenden. Das Bedionungsporsonal lächelt sich verständnis-
innig zu und der Lhef spricht: „Jch bedaure, müssen
jedenfalls die Firma verwechselt haben, von mir hat der
lherr Baron schon seit Iahren nichts geliefert bekommen."

„Mr egal l" denkt der Toni und geht zum nächsten
und dann zu einem dritten Iuwelier — das Resnltat war ge-

Ls war schon nahe am Gcschäftsschlnß,
da kam ihm noch die Idee: „probier's, viel-
leicht schlägst Du wonigstens ein Gewand
heraus, daß Du die Lumpen, dio Du nnter
der Livree trägst, wogwerfen kannst; in an-
ständiger Aleidung wird dann irgcnd ein
Schwindel schon Zinsen tragenl" Gesagt,
gethan. Lr trat also in dem großen Aleidergeschäfte von
Bockel u. Tie. ein. Aaum aber hatten die elektrischen Laden-
lichter sich in den kronengezierten Anöpfen seiner Livree ge-
spiegelt, als etwas ganz eigentümliches geschah. Im Nu hatte
das Ladenpersonal alle Ausgänge besetzt und ein paar rüstige
ljausknechte sich auf ihn goworfen, während ein kleiner dün-
ner lherr mit einem goldcnen Zwicker anf der kühn gebogenen
Nase wie verrückt um ihn herumsprang und dazu schrie: „Der
kommt uns gerade rechtl Zieht sie ihm aus die Livree, was
 
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