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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 25.1896 (Nr. 275-287)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16563#0126
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s22

Bleggendorfers t)uinoristische Blätter.

Nciche ist süß.

Tintel

Dann kain der Moinent, wo es inir schwarz wurde vor dcn
Augen, ja schwarz, nicht bloß in bildlichem Linne.

Auf Gretchens schneeige, zarte tvange rieselte es dunkel
hinab, eine tiefschwarze Spnr zuriicklassend — und nun — da
ich erschrocken ineinen Aopf noch tiefer beugte, nun auch auf
ihrer Stirn, ihrem Naschen die rätselhaften Troxfen.

Regnete es denn Tinte?

Tntsetzt blickte ich nach oben — barmherziger Lsiinmel —
ein schwarzer Stroin ergoß sich von der Areinpe ineiner Aopf-
bedeckung.

Der frisch gestrichene lsut färbte ab.

„Geliebter, bin ich schwarz im Gesicht?"

wie ein Dolchstich traf mich ihr ahnungsloses Fragen.

„Geliebter, es schimmert mir von der Nasenspitze her so
dunkel vor den Augenl kjeinrich, was ist das — mcine Bluse
— mein Rleid —l"

Ia, istre Blnse, ihr elcgantcs, helles Sommerkleid, bedeckt
war alles mit ricsigen Tintenflecken — ach, und ihr liebliches
Gesichtchen!

Marum that sich die Lrde nicht auf, um mich zu verschlingen.

„kseinrich, auch Dul"

Ia, auch mein einziger, eleganter, heller Sommeranzug
zeigte dunkle Schatten.

Und iiber der Tragödie lachte bereits wieder freundlich und
warm die Sonne, als hätte sich gar nichts so Schreckliches ereignet,
während sie ihr Antlitz lsinter Molken versteckte.

„B, Gott, so können wir ja gar nicht vor Linbruch der
Dunkelheit in die Stadt zurnckkehrenl was wcrden Papa,
Mama denken — es ist schon so spätl"

Tintel

Und nun irrten zwei arme, trost-
lose Scclen auf dem cinsamen Feld-
wege nach Grunheim umher, maßen
sich von Zeit zu Zeit mit entsetzten
Blicken und warteten auf die Dunkelheit.

Die Dämmerung kam und mit ihr
ncbst cinem Troß von Dienern und
Lakaien der bserr Papa; zu Tode be-
unrulsigt iiber das Schicksal seines
Aindcs, nachdem sich dasselbe bei keiner
Frcundin gefundcn und die bedrängte
Gcsellschafterin lsierauf mit der wahr-
heit hcrausgeriickt.

Die Augen, die alle machtenl
„Iohann, laufe schnell in die
Stadt zuriick und koinme uns mit der
verdeckeguipage ontgegen. Ihr üb-
rigen geht vorausl"

Das crneute Unwetter, welches
nun heroinbrach, als sich die Diener-
schaft außer Lsörweite befand.

„kserr Doktor, die Bediensteten
habcn Sie mit meiner Tochter in diesem
Aufzuge— abends —alloin —Lserrrrl"
wie mir plätzlich der INut kam.
„kserr Aommerzicnrat, wenn die
Bediensteten, welche natnrlich plaudern
werdcn, Jhre Fräulein Tochter nnn
mit ihrein Bräutigam —"

„Ah I"

Ich glaubte es gern, daß es ihm
schwer wurde.

Später habe ich meincm weibchen,
Gretchen heißt es, geborene Grunding, alles gebeichtet.

Daß sich meine vorliebe für eine gewisse Schreibflüssigkeit
noch bedeutend gesteigert hat, wer mächte es bezweifeln?

Spruch.

ie Tapferkeit beschützt
Den Iüngling in Gefahren,
Die Alugheit aber soll
Den Greis davor bewahren. (g. s.

Druckfchter.

Lin älterer kherr hatte zu Beginn der Woche nachts im
Schlafe oinen künstlichen Kahn verschluckt.

. . . der Graf hatte diese vorurteile schon mit der Butter-
milch eingesogen ...

Lin guter, dauerhafter Bicrmagen wird mäglichst noch vor
den Feiertagen zu erwerben gesucht.

Fiir das bevorstehende Sommerhalbjahr bringe ich den
kserren Landwirten und Gärtnern meine erprobten Nasenmäh-
maschinen in Lrinnerung. walter, Fabrikant.

Kchreckücher Äcdanke.

1. Gigerl: „Aeh, Aamerad, bist heut' surchtbar verstimmt I

Warum?"

2. Gigerl: „ksäßlichen Trauin gehabtl träumte, habe unino-

dernen ksemdkragen getragen l"

Nedaktion: Max Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber, beidc iu Lßlingeii bei Stuttgart.

Gefchäftsstelle in München: CorneliusllraKe 19.
 
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