Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 25.1896 (Nr. 275-287)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16563#0135
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meggendorfers Humoristische Blätter.

Nr. 100.


ie war hübsch, Llvira, die reichc Lrbin.

„Linzig schön" nannte sie die heiratsfcchige bserren-
welt der kleinen Residenz im Hinblick aus die zu er-
wartende Mitgift.

„Lin eigensinniges Ding", brummte der vater, der Baron
von Weiden, und er hatte Ursache.

wußte es doch Llvira durchznsetzen init Trotzen nnd Bittcn,
daß er sie schon jetzt wieder aus der Pension, in der sie scit
der Ututtcr Tode geweilt, zurücknahm, obgleich er dcshalb scine
Reisen in ferne Lrdteile aufgeben und sein Lsaus der Festlich-
keit ösfnen mnßte. Denn, sagte er sich, ein junges Uiädchen
von Iahren will Unterhaltung haben und es ist am besten,
der kleine Ligensinn findet bald einen Nlann, der mir alle Lr-
ziehungssorgen abnimmt.

Elvira kam seinen UUinschen weit entgegen. Toll stürzte
sie sich in den Strudel des vergnügens, das sie in dcr strengen
Pension nur aus Romanen kennen gelernt und das sich ihr
nun in schönster Nlirklichkeit bot.

5ie wollte Abcnteuer erleben und Rittcr erwählen, ihr
tferz dürstete nach Liebe.

kjatte doch ihre intimste Freundin, die kleine Dora, bcreits
einen Bräutigam. Nun, die hattc es dem Lieutenant v. Vrten
leicht gemacht: Sehen, lieben und verlobcn!

Das war durchaus nicht nach Llviras Geschmack, trotzdem
hielten die beiden treue Freundschaft.

Nur konnte Dora die Freundin nicht begreifen, daß sie
immer von Liebe schwärmte und doch keincn der ihr huldigenden
therren ermutigte. vielleicht gcfiel ihr keiner oder der lange
Graf Podolski hatte ihrs angethan, der
fesche premier mit den schwarzen, feu-
rigen Augen und dem kecken, schwarzen
Schnurrbärtchen. Ia, Llvira liebte diese
schwarzen Schnurrbärtchen und feurigen
Augen.

Im stillen kjeiligtum ihres Boudoirs,
unbemerkt von aller welt, schwärmte sie
davon, die Liebebedürftige. An der mcichcn
Sammetbürste hatte sie schon unzählige-
mal probiert, wie doch ein Auß von
solchen Ukännerlippen schmcckeii müsse.

warum aber blieb nun gerade er ihr
so fern?

Seinen Pferden, seinen kfundcn galt
scin Leben, auf der Rennbahn war scine
welt und auf dem Kasernenhofe, beim
lnstigen Iagen und Attackieren. Das
glatte parkett des Salons behagte ihm
wenig, deshalb mied er das gastliche Lsaus
des Barons von weiden, obgleich er
sonst ein gar lustiger Lamerad war.

Nur täglich einmal ritt er vorbei an
der stattlichen villa auf seinem Leibpferde,
einem herrlichen Schimmel.

Gar oifrig suchte dann sein Auge die
Gestalt Llviras, und trafen sich bcider
Blicke, so emxfand jedes ein seliges Glück.

Der Graf hatte sich gefangen, er
wußte selbst nicht wie und ohne daß er
Gegenliebe vermutete.

war ihm doch Llvira als ein kleiner
Aobold geschildert worden, und wußten
doch die Rameraden von erhaltenen Rörben

genügend zn erzählen. Deshalb mied Podolski jeden Anuähe-
rungsvcrsuch.

So war bciuahe ein Iahr ins Land gegangen und Llvira
schwärmte noch immer vcrgcblich für ihren Ritter, deu schwarzen
Licutenaiit auf dem Schimmcl.

Sie wurde von Tag zu Tag launischcr.

Nun erriet Dora das Geheimnis dcr Freuudin. Doch
dicsc bestritt in trotzigem Ligensiiin cutschieden ihrc Nciguug
für den Grafen und acceptierte lachcnd dcn vorschlag der
ncckischen Dora, von nun an Schimmel zu zählcn und den
Reiter des joo. Schimmels zu ihrem Ritter zn erhcbcn.

So gabs doch wieder etwas Romautischcs zu erlcben uud
die wahrscheinlichkeit bot sich, daß podolski dicser Ritter sein
werde.

Nie hatte Llvira einen andcren Schimmel am Parkthor
vorüberkommen sehen, als den seinen.

Doras Bräutigam stand mit jdodolski bei demsclbeii Regi-
meiit und erfuhr durch seine Braut in süßcr plaudcrftunde das
Geheimnis von Llviras romantischer Licbe. Lr kanute aber
auch jdodolskis Ncigung und uuterließ nicht, dem Freunde die
nötigen Andeutungen zu machen.

vorsichtig entwarf jdodolski seinen Schlachtplan.

Lr konnte ja unauffällig auch 2 mal täglich an der weiden-
schen villa vorüberreiten. Und mozu hattc er deiin einen
Stallmeister? Auch diescr konntc einen Schimmel rciten und
scinen Weg am jdarkthor der villa vorbeinehmen, doch vor-
sicht, daß kein anderer dazwischen kommtl

^bonnements

aus die

Me^enäoi-fei' Llslten.

ch-

Ulit nächster Nummer beginnt ein nenes Vuartal (2t>. Bnud) der
llleggendorfer Blätter nnd ersuchen wir unserc vcrehrlichcn Aboniieutcn ihrc
Bestellungen sofort zu erneuern, damit in der regelmäßigeu Zusenduiig des Blattes
keine verzögerung eintritt.

Unser Bestreben wird auch für die Folge scin,

— — — durch künstlerische Reprodnktion unserer Vriginal-
Zeichnungen, sowie äußerst sorgfältige Auswahl des Lescstoffcs

(jede Nummer enthält jo Seiten)-- das schönste

farbigc witzblatt zu bleiben. ^7!

Preis des Bandes (13 Nummern) Ulark 3. —.
bei allen Bnch- und Runsthandlungcn, Zeitungsexpe-
ditionen und jdoslämtern. — Bei direktcr Znsenduiig
uiiter Kreuzband: in Deutschland u. Vesterreich 3 Ulk. 25 j)fg.,

Ausland 4 Francs 50 Lts. —

Linzelne Nummer 25 j)fg. — Für Fainiliciikreise em-
pfiehlt sich der Bezug unserer t-jtägig erscheinenden theftausgabe:
nur durch den Buchhandel erhältlich in Heften L 50 j)fg. —

Alle Freunde des kfumors sind zum Abonnc-
ment eingeladen.

Die bereits erschienenen 25 Bände sind durch jede Buch- und liunsthandlung
zu beziehen.

lllünchen-Lßlingen-wien.

Verlag und Redaktion der Mcggendorfcr Blätter.
 
Annotationen