Meggendorfers humoristische Blätter.
s32
Nr. wv.
Alopfcnden lserzcns stand Llvira andern Tags ani Fenster
ihres Boudoirs. Sie dachte an das Gespräch init der Freundin.
Da bog ein 5chi»iincl mn dio Eeke. 5ie erblcichte. Das
ist kein gutes Glpiien, fliisterte es in ihr, — ein Stallineister.
Ich bin ain Lnde doch recht cigensinnig gcwcsonl viclleicht
wars ein Frevel? Uönnte ich nicht incin Mort zuriicknehincn?
Dicse Gedanken gingen ihr iin Angenblick dnrch dcn Aopf.
„Doch nein," sagte sie gleich darauf und stainpfte mit dem
Fnßchen, daß die zierlichen Bippes rechts und links von den
Stellagcn fielen, „ich will und dabei blcibtsl Der mo. Schiininel
entschoidetl"
Ls mar ja auch erst Nr. t, berichigte sio sich wciter, was
dioser duiuiuc INensch auch gcrade jctzt lficr vorbcirciten uiuß?
Nun, so iibel ist er zwar nicht: schwarzer Schnurrbart, schwarze
Augen! Er bleibt aber doch ein Stalliucisterl bjuhl
Llvira lachte ausgelasscn. Lin Stallineisterl
Nachiuittags saß sie iin Pavillon nahe dcin Parkthor.
Trab, trab schlugs an ihr Mhr. Lin Schiiuinel Nr. 2. wiedcr
dieser Stalluicisterl kvas dieser kNensch nur will? Ich iverdc
ihn fragen lassen, iiiuriuclte Tlvira erzürut. Gloich aber sagte
fie sich anch, daß es ja eigcntlich jedcui niibcnouiuicn blcibt, sich
auf dcr Straße zn tuuiuicln, wo cs ihm boliobt.
Trab, trab; Nr. Z. Lr wars, dcr schwarze Licutcnant!
Und crst Nr. 3> Er grüßte, sio dankte, und lange schaute sie
ihm nach. Erst Nr. S.
Podolski hatte gut gcrechuct: Zz mal Z gleich 99, gibts
am Z-;. Tage den mo. Da ist Elviras Geburtstag.
Lr wußte es von scinem Freuudc, dem Gstcn und dcssen
Braut kaunte dic Gcwohnheit ihrer Froundin. Dcr Tag wurde
hoch gcfcicrt im weidon'schen kjause.
Llvira zählte nnentwogt Schimmel. Schon Nr. 99 und
uiorgen Geburtstagl Ihr Ljerz klopftel
Podolski wußte Bescheid: Nachmittag 2 Uhr Beginn dcr
Festivität. Bis dahin blieb Llvira in ihrem Boudoir und das
Ucbrige würde Dora schon einziirichten wissen.
Lr warf sich in Gala
und '/»3 Uhr sprcngte er auf
reichgesattcltein Schimmcl
dahin, leicht erregt, licbeselig.
„Zum Tcufcll Ist's der Satan selbst, der mir eincu Strcich
spiclen will?" cntfnhr es seinen Lippen, und cr drückte seincui
jdferde die Sporcn in dic Meichen.
Dahin stog's und um jdferdclänge war er ehcr am jdark-
thor vorüber als dcr Unbekannte.
Dora atmcte aus, und Llviras Starrheit hatte freudiger
Lrrcgung jdlatz gegeben. Sie wußte nicht, was sie that, riß
die Rose von ihrem Busen und marf sie jdodolski zu. Nr. jool
Der abcr parierte sein jdferd gerade untcr dem Fcnster der Ge-
liebteu, fing die Rose auf und drückte sie an scine Lippen.
„prcmierlieutenant Graf jdodolski," meldete der Dieucr.
„Ich lasse bittcn," erwiderte Baron von weiden, nnd gern em-
pfing er den ihm wohlbekannten und wegen cines lanteren Lha-
rakters Gcschätzten, obglcich er sich nicht klar war, was don
Grafcn ^,"rade heute in sein ksaus führte, das er so lange
gemieden. Lr crfuhr es bald.
Freimütig hielt Podolski um Llviras ljand an und als
Lhrenmann gab er dcm Datcr auch die Lrklärung, warum er
wagte, diescn Schritt zu thun.
Der Baron war eiuverslandcn. Ihm geficl das kccke
Stückchen und er kannte scin Tächterlein.
Llvira aber war glücklich am j8. Geburtstage als die
Braut des schwarzen Lieutcnants anf dem Schimmel Nr. joo.
Äuie Kttsrcde.
— „was, Gskar, Du küßt das Stubenmädchen?"
— „Aber Anna, Du hast doch gcsagt, wir sollen Sie als zur
Familie gehörig, betrachtcn.
IKedcuklich.
„Und was hat Sie auf der Gcbirgstour vcrstimmt, während
Sie der jungcn Dame den Lsel führten?"
Iunger Geck: „bjm .... ihr Blick ruhte sortwährend so
sinnend auf uns beidcn."
Wirksanre Aelrlmnc.
Llvira und Dora standcu
wie zufällig am Fenster dcs
Boudoirs. Dora hatte cs
so eingcrichtet.
Da bog oin Reiter in
dic Straße cin. Lin Schiui-
mell Dora erschrak — cs
war nicht jdodolski. !vor ist
dcr Fromde? fragte sie sich.
Llvira stand wie er-
starrtl kein wort fiel. Lang-
sam trabtc der Schimmcl
nähcr. Sein Rciter in Livil.
Noch jo Schritte war er vom
jdarkthor cntfcrnt. Nr. joo?
Die bciden Nkädchen
faßten sich krampfhaft. Doch
horchl Im Galopp sprengte
jdodolski dahcr auf setnem
Schimmcl. Auch er hatte
dcn vorderen Reiter bemerkt.
Redaktion: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. chchreiber, beide in Lßlingen bei Stuttqart.
Grjchäftsstrlle in Mnnchrn: Cvrnelinsstrastr 1k).
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Nr. wv.
Alopfcnden lserzcns stand Llvira andern Tags ani Fenster
ihres Boudoirs. Sie dachte an das Gespräch init der Freundin.
Da bog ein 5chi»iincl mn dio Eeke. 5ie erblcichte. Das
ist kein gutes Glpiien, fliisterte es in ihr, — ein Stallineister.
Ich bin ain Lnde doch recht cigensinnig gcwcsonl viclleicht
wars ein Frevel? Uönnte ich nicht incin Mort zuriicknehincn?
Dicse Gedanken gingen ihr iin Angenblick dnrch dcn Aopf.
„Doch nein," sagte sie gleich darauf und stainpfte mit dem
Fnßchen, daß die zierlichen Bippes rechts und links von den
Stellagcn fielen, „ich will und dabei blcibtsl Der mo. Schiininel
entschoidetl"
Ls mar ja auch erst Nr. t, berichigte sio sich wciter, was
dioser duiuiuc INensch auch gcrade jctzt lficr vorbcirciten uiuß?
Nun, so iibel ist er zwar nicht: schwarzer Schnurrbart, schwarze
Augen! Er bleibt aber doch ein Stalliucisterl bjuhl
Llvira lachte ausgelasscn. Lin Stallineisterl
Nachiuittags saß sie iin Pavillon nahe dcin Parkthor.
Trab, trab schlugs an ihr Mhr. Lin Schiiuinel Nr. 2. wiedcr
dieser Stalluicisterl kvas dieser kNensch nur will? Ich iverdc
ihn fragen lassen, iiiuriuclte Tlvira erzürut. Gloich aber sagte
fie sich anch, daß es ja eigcntlich jedcui niibcnouiuicn blcibt, sich
auf dcr Straße zn tuuiuicln, wo cs ihm boliobt.
Trab, trab; Nr. Z. Lr wars, dcr schwarze Licutcnant!
Und crst Nr. 3> Er grüßte, sio dankte, und lange schaute sie
ihm nach. Erst Nr. S.
Podolski hatte gut gcrechuct: Zz mal Z gleich 99, gibts
am Z-;. Tage den mo. Da ist Elviras Geburtstag.
Lr wußte es von scinem Freuudc, dem Gstcn und dcssen
Braut kaunte dic Gcwohnheit ihrer Froundin. Dcr Tag wurde
hoch gcfcicrt im weidon'schen kjause.
Llvira zählte nnentwogt Schimmel. Schon Nr. 99 und
uiorgen Geburtstagl Ihr Ljerz klopftel
Podolski wußte Bescheid: Nachmittag 2 Uhr Beginn dcr
Festivität. Bis dahin blieb Llvira in ihrem Boudoir und das
Ucbrige würde Dora schon einziirichten wissen.
Lr warf sich in Gala
und '/»3 Uhr sprcngte er auf
reichgesattcltein Schimmcl
dahin, leicht erregt, licbeselig.
„Zum Tcufcll Ist's der Satan selbst, der mir eincu Strcich
spiclen will?" cntfnhr es seinen Lippen, und cr drückte seincui
jdferde die Sporcn in dic Meichen.
Dahin stog's und um jdferdclänge war er ehcr am jdark-
thor vorüber als dcr Unbekannte.
Dora atmcte aus, und Llviras Starrheit hatte freudiger
Lrrcgung jdlatz gegeben. Sie wußte nicht, was sie that, riß
die Rose von ihrem Busen und marf sie jdodolski zu. Nr. jool
Der abcr parierte sein jdferd gerade untcr dem Fcnster der Ge-
liebteu, fing die Rose auf und drückte sie an scine Lippen.
„prcmierlieutenant Graf jdodolski," meldete der Dieucr.
„Ich lasse bittcn," erwiderte Baron von weiden, nnd gern em-
pfing er den ihm wohlbekannten und wegen cines lanteren Lha-
rakters Gcschätzten, obglcich er sich nicht klar war, was don
Grafcn ^,"rade heute in sein ksaus führte, das er so lange
gemieden. Lr crfuhr es bald.
Freimütig hielt Podolski um Llviras ljand an und als
Lhrenmann gab er dcm Datcr auch die Lrklärung, warum er
wagte, diescn Schritt zu thun.
Der Baron war eiuverslandcn. Ihm geficl das kccke
Stückchen und er kannte scin Tächterlein.
Llvira aber war glücklich am j8. Geburtstage als die
Braut des schwarzen Lieutcnants anf dem Schimmel Nr. joo.
Äuie Kttsrcde.
— „was, Gskar, Du küßt das Stubenmädchen?"
— „Aber Anna, Du hast doch gcsagt, wir sollen Sie als zur
Familie gehörig, betrachtcn.
IKedcuklich.
„Und was hat Sie auf der Gcbirgstour vcrstimmt, während
Sie der jungcn Dame den Lsel führten?"
Iunger Geck: „bjm .... ihr Blick ruhte sortwährend so
sinnend auf uns beidcn."
Wirksanre Aelrlmnc.
Llvira und Dora standcu
wie zufällig am Fenster dcs
Boudoirs. Dora hatte cs
so eingcrichtet.
Da bog oin Reiter in
dic Straße cin. Lin Schiui-
mell Dora erschrak — cs
war nicht jdodolski. !vor ist
dcr Fromde? fragte sie sich.
Llvira stand wie er-
starrtl kein wort fiel. Lang-
sam trabtc der Schimmcl
nähcr. Sein Rciter in Livil.
Noch jo Schritte war er vom
jdarkthor cntfcrnt. Nr. joo?
Die bciden Nkädchen
faßten sich krampfhaft. Doch
horchl Im Galopp sprengte
jdodolski dahcr auf setnem
Schimmcl. Auch er hatte
dcn vorderen Reiter bemerkt.
Redaktion: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. chchreiber, beide in Lßlingen bei Stuttqart.
Grjchäftsstrlle in Mnnchrn: Cvrnelinsstrastr 1k).