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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 8.1892 (Nr. 53-65)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20907#0024
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Lsteggendorfers Humoristische Blätter.

18

„Me waren wir," sprach er, „einst mächtig!
Ta gab es für uns keinen Hram!

Rür lebten gar üppig und prächtig
Und schluckten noch alles, was schwamm!

Tenu iu jenen herrlichen Cagen,

Bevor unser Elück ging zu Krund,

War noch entsprecheud dem Nagen
Beim Walsisch an Kröße der Lchlund!

Doch lebte damals an dem Ltrande
Bei Biniveh nah ein Prophet;

Cer schimpfte, daß jeder ihn kannte,
Boll 8alle von frühe bis spät.

Und weil von dcm weidlichen Zchclten
2hm häusig wurde sehr warm,

Lag er, sich zu kühlen, nicht selten
2m Aande am Neerbusenarm.


Cenn stak er auch nicht mehr im Zchlunde
Wie vorher dem klrvater wal,

Zo blieb dcm verengt seit der Stunde
Cie Gurgel doch von 2ouas' Gall'!

Ltets weiter griff die Teschichte,

Atets schmaler ward das Vrgan,

Und so kamen wir schmählichen Mchtc
Beim jetzigen Bchluckzustand an.

Ach, einstmals schmausten wir mächtig!
2etzt leiden wir bittere Not!

Lin paar Tuallen und Häringe schmächtig
Aind nun unser tägliches Brot!"

Coch wehe, bei solcher Ziesta
Ram walvater einst dort hinein,

^rug prüsend nicht erst: „Was is dös da?"
^oudern schluckte ihn durstig mit ein.

Crei gualvolle endlose Tage
Achwamm er d'rauf gepeinigt umhcr,
klnd fand keiue Hülf' sür die Plagc —
Richt oben, nicht unten im Llkeer.

„Lehen Lie doch blos, was der Baron von Stillsitz für
schöne weiße Zähne hat!"

„Aber erlauben Lie, meine Enädigste, er thut ja den
ganzen Lag weiter nichts als sich die Sonne in deu )Uund
scheinen lasseu, und die Sonue bleicht doch!"

(Zurgrl kmn.

von B.

Bis daß er zur Mtternachtsstunde
Bei Aiuiveh wieder anr Atrand
Aufatmend aus schmerzendem Echlunde
Den 2onas zurückgab an's Land!

Cer machte sich schimpfend von danncu
Kanz unbekümmert darob,

Alelch' Llend er aus meiue Ahncu
Hür alle 2ahrhunderte schob!

Lo klagte er mir unter Ltöhnen,

Cer traurige alte Kesell;

Zwei schimmernde Leberthranthränen
Cie rollten dabei auf sein Hell.

2ch aber entnahm aus der Auude
Cie Lchre mir als Philosoph:

Lh' C>u ihn führest zum Lchlunde,
Prüf' allzeit sorglich den 2toff!

-2--HA-° ^

IZvgne m.

Mie der Malfisch zu seinrr

Naturgeschichtliche Ballade von E.

Einst klagte am Aordpol im Lise
Ein Wal mir sein bitteres Leid,

Aüc gehandelt auf schändliche AAise
An seiner Hamilie die iZeit!

Lr klagte es mir unter Btöhncn
Cer traurige alte Tesell;

^wei schimmerude Teberthranthräneu
Cie rollten dabei auf sein Hell.
 
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