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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 8.1892 (Nr. 53-65)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20907#0033
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L. Neggendo rfers Humoristifche Blätter.

27

o eutsch; er ,V r a tl cl;.

2>uasbu> g war vur Zeiteu ei» Itaufherr auter Ar>,
Zu giild'ue» >5chätze» hutte er Schötttieitssiun gepaurt>
Der Bilder reiche Ziille seiu tfuus de>» Auge bvt,

Gar inuucher Uüiistler dankte dem Ldlen Lcbn »ud Brvt,

?eu Speisosaal zu schiniicken init schöner Fresken Zier,
Lntbvt er einen Maleri „tferr Meister, füllet inir
Der Ivändc leere Flächcn init bunter Farben pracht!
Oach gebet wohl beiin Male» anf ineinen Millen acht!

Itzr wißi, ich bin erfahren, ein vielgercister Mann;
Bun säh' ich gern iin Bilde die völker wieder an,

Die ich auf ineineu Reisen erschaut iin weiten Rundi
Malt all' die Nationen in ihren Trachten bunt!"

Und a!s nach wenig Wochen der Raufhcrr mieder kain,
von den bestellteu Fresken still prüsend Ansicht iiahii!,
ivchien anfangs er zufrieden, dann, schüttelnd init dem

Pauvt

Sprach eri „Nur eine Frage sei mir an Luch erlaubt!

Ich seh' im Bild vertretcn die völker aUzumal,

Seb' Lhristen, Iuden, Türken und kfeiden rings im Saal.
Dort steht ein brauner Inder, den Fcderschmuck am Aopf,
Benachbart ein Thinese mit ellenlangem Zopf.

kfier ruht ein bärt'ger Moslim mit unterkreuztem Bein,
Der Mann in falt'gem Aaftan ein Russe scheint's zu seiu,
Daneben tanzt ein Pole i» pelzverbrämtem wams,

Der Sirt mit peitsch' »nd Sporen ist ungarischen Stamms.

Franzosen zierlich wandeln, gar ernst die Spanier geh'n;
Zch schau' Tampagnamänner, das volk der Alpenseeu;
Ls steckt bis an die Mhren der Lskimo iin F'ell,
llnd Dänen, Schweden, Briten, auch Schottcn sind zur Stell' I

Mo aber bliebder Deu tsche? Wo seisti e Art und Tracht?
Ihr habt als echtcr Deutscher an and're nur gedacht.
Ich halte Luer Aönnen wahrhaftig ja in Lhr'!

Doch, soll den jdrcis ich zahlen, malt mir de» Deutschen

her!"

Dcs Linspruchs nicht bcgehrcnd, schritt fort der Auust-

mäcen —

Doch als nach wenig Tagen er wieder kam zu seh'n,
Ivas Aünstlerhand vollendet, da stand er starr und stumm,
Sah bald sich nach dem Lilde, bald nach dem Bildner um.

I» des Gemäldes Mitte war eingefiigt ein Mann,

Der sprach die andern stehend um milde Gabe an.

Lr hatte auf den Rücken ein Ränzel sich gepackt;

An Aleidung schien's zu niangelni Der Mann ging
? splitternackt.

Nach laiigem Schauen endlich der Raufherr also spricht :
„lvas soll der Spuk bedeuten? was soll der nackte lvicht?"
Da lächelt schlau der Maler, versetzend sonder Bang:
„verzeiht, wenn Lnren Beisall mein lverk sich nicht

errang!

Des Deutschen Tracht zn malen, o kfcrr, das fällt mir

schwer;

Lr nimint von andern völkern »ur seine Modeu her,
vom Zranzmanri heut' die Spitzen und f?Iudorhosen weit
Und morgen span'schen Mantel mit häfisch knappem Aleid.

Das Ausiand tzt sein Uluster in Aleidung und Nanier
Drum sehet auf dem Bilde den nackren Deutschen Ihr.
Den Sack mit Aleidern fülle der Fremden Mitleid an,
Damit der arme Deutsche dic Blötze decken kannl"

Danach der Aaufherr wieder: „Geklagt sei's! Ihr habt
. recht!

die frommen Deutschen ein äffisches Geschlecht.
Mög' einst es anders wecden als auf deNt Bildc da!" —
b s anders schon geworden, wer ruft ein fröhlich' Ia?
 
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