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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 8.1892 (Nr. 53-65)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20907#0042
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L. Neggcndorfers Humoristische Blätter.

j)apci: „Lchau her, Rind. dies Äilo hier rechts über meinem Achreibtisch stellt meine erste Hrau, deine
^selige Nama vor. A)en siehst du nun aber aus dem Bilde links, erkennst du es?"

Löchterchen (prompt): „8>ewiß, Papa, das ist meine unselige zweite Mama!"

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VrotzLnstandpunkt.

„Schmeckt Ihnen der Sekt nicht, den uns unser

Gastgeber servieren läßt, er ist doch vorzüglich?"
„wisse Se, mir schmeckt iwwerhaupt nor,

was ich bezahle kann."

^in kNiederl'esten.

A. : „Li, was seh' ich da, Herr Müller! wie mich
das freut! wir haben uns ja seit zehn Iahren
nicht gesehen!"

B. : „Rann mich augenblicklich nicht erinnern . . ."

A. : „wir waren doch sechs Monate in München
zusammen! ?"

B. : „Ia, dort war ich . . . aber Ihre Physiogno-
mie . . . darf ich ivohl um den Namen bitten?"

A.: „Neier . . ."

A.: „Ie, je, richtig! Ia, mein lieber Sreund Meier,
nein, rver hätte das gedacht — Aie haben sich
aber wirklich gar nicht verändert!"

Vosh afk.

„Gestern ist ein wunderbarer Sedanke meinem Hirn

entsprunge n." — „C>, dieser glückliche Kedanke!"

Vas (sokkesneteil.

Welch' gräßlich' Lchauspiel hab ich jüngst erlebt,
Als ich auf breitem Hluß hinausgetrieben,
wo tosend wild des ätromes welle strebt,
Hinwegzuschwemmen, was im 2turm geblieben.

von meinem kleinen Boot lag nicht sehr weit
Lin größ'res, sestgemacht ringsum mit Steckeu,
wo ich, wie einst in Mittelalters Ieit,

Ein Kottesurteil, schrecklich, sah vollstrecken.

Noch frag' ich mich, wie denn wohl heut zu Tag
Sanz öffentlich so etwas konnt' geschehen!

Und blieb, vergessend alle eig'ne Plag',
vor diesem Neuzeit-Rätsel schaudernd stehen.

Lin Nann, umkleidet mit viel schwerem Nram,
Mit Stricken sestgemacht, wie nur zu denken,

T>en schickte man sich an, ganz ohne Scham
Tief in des Stromes Hluten zu verseuken.

Halb stieg er und halb stürzt' man ihn hinab,

Tie Stricke ließ man hängen mit Behagen,

Toch ging er nicht, wie ich gedacht, in's 8rab —
Lin Laucher war es, hört' ich später sagen.

L. Dinnebeil.
 
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