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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 8.1892 (Nr. 53-65)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20907#0043
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L. Neggendorfers Humoristische Blätter.

3r

dem Valle.

„5ic sagen, schönes Kräulein: Ihr tzerr Papa sei auf der Äank
beschäftigt, wohl in der Hypothekcn- und kvcchselbank?"

„Aaa! In der Hleischbank."

(I)itleidigvr ^I^gchter.

!ttichter: „Angeklagter, sind Lie verheiratet?"

Angeklagter: „Ace!"

Richter: „Nnn, das ist rccht, denn Sie sind ja so wie so schon übel
genug daran!"

Die (Mullderkur.

„Iie kommen aber heut' spät,
Herr Toktor?" heißi's in der
„grünen Lnte."

„Ich hab' auch jetzt g'rad'
eine Operation gemacht," sagt
er und wischt sich die Itirne,
„ wenn 2ie von der hören, werden
5ie's wieder nicht glauben wol-
len — aber wahr ist's doch!"

„Aa, erzählen Sie's nur erst
cinmal!" ruft der Assessor.
„Viclleicht sind wir gar keine
solchen Chomasse, wie Lie an-
zunehmen belieben!"

„i§ut also!" antwortet der
Arzt, nachdem er einen koloss alen
Ichluck genommen. „Ich bin
gerade im Begrisf, zu Ihnen
herzugehen, da schellt's mords-
mäßig an der Cüocke und die
Aellncrin von der kleinen Wirt-
schaft im Aebenhaus steht toten-
bleich vorderThüre. „Aommen's
nur schnell, Herr Toktor," keucht
sie, „ein Taschenspieler, der sich
heut' Abends bei uns produciert,
hat g'rad ein Nesser verschluckt
— er erstickt schon!" 2ch pack'
nur geschwind noch meinen In-
strumentenkasten und laus' in's
Mirtshaus. Dort liegt der An-
glücksmensch ganz blan im Ge-
sicht in einem Lehnstuhl und
atmet schwer. Ich reiß' ihm Rock,
Weste und Hemd aus und greif'
ihn ab. Aichtig, in seincm
Magen spür' ich ganz deutlich
dasÄkesser! Da war guter Aat
teuer. Wenn man den Patienten
im Geringsten bewegte, konnte
er sich das tAesser durch Nagen,
Herz und Tunge rennen und war
verloren. Eine Vperation aber
auf der Stelle da von mir allein
an dem schwächlichen Aerl voll-
zogen, der sie kaum aushielt,
war auch nichts Andercs als der
sichere Cod für ihn! Was also
thun?"

„Und was haben Sie gethan?"
fragt die gespannte Lischrunde.

„Plätzlich," antwortet der
Toktor, „wie ich das weite Naul
und den dicken Hals des Patien-
ten betrachte, kommt mir cine
Idee. „was war's denn sür
ein Nesser?" frag' ich.

„Lin gewähnliches Schnapp-
messer!" antwortet der A)irt.

„Ich werfe denAock ab,strcif'
mir den Aermel hinauf, reiß'
dem Aerl das stiaul, so weit's
geht, auf, sahr' ihm in den Aka-
gen hinunter und — ma ch' das
Akesser zu! Ietzt konnte er's
ohne Eefahr und leicht von sich
geben und war gercttet! Auf
seine Scsundheit, meine tzerrn!"

W. Herbert.
 
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